Mit dem letzten Satz hast du sicherlich Recht. Aber du stellst es so dar, als wäre Neuer um einige Meter zu spät dran gewesen. Es hat 1 Meter gefehlt, die Aktion ist nicht hirnrissig, allenfalls gewagt. Aber dieses Wagnis macht es bei Neuer eben aus. Klar, er könnte sagen, dass er ein kleines bisschen defensiver spielen will. Das würde aber bedeuten, dass er einige Bälle, die er sonst bekommt und für die er gelobt wird, nicht mehr bekommen würde, weil er nicht hingeht. Es ist ja nicht so, dass er zu diesen Bällen hingeht, obwohl er weiß, dass er sie nicht bekommen wird. Er sieht vllt., dass es knapp wird und entscheidet sich halt dafür, in diesen Grenzbereich hineinzugehen. Würde er seine Risikobereitschaft verringern und nur noch zu sicheren Bällen hingehen, würde er weniger häufig dumm aussehen, aber ich vermute, dass er damit mehr Gegentore kassieren würde als es so der Fall ist. Weiterhin würde er sein Alleinstellungsmerkmal verlieren.
Um auf die Zockervariante zurückzukommen: Boateng muss einen Ball klären, der in Richtung des eigenen Gehäuses fliegt. Und er muss ihn sicher klären, denn andernfalls ist er der Dumme, wenn ein nachrückender Gegenspieler die missglückte Aktion nutzen kann. Dieser Ball ist nicht einfach für einen Verteidiger. Ich sage keinesfalls, dass de Camargo den Zweikampf zu 100% gewonnen hätte, aber wie oben geschrieben denke ich, dass Boateng mit einer 50/50-Chance auf den Ball (wenn er durchzieht) gut bedient ist. Sieht Neuer seine Chance, den Ball zu erwischen bei >50% ist die einzig logische Konsequenz, rauszugehen und sein "Glück" zu versuchen. In meinen Augen beraubt er sich hier durch ein leicht zu tiefes Stellungsspiel einer besseren Chance auf den Ball, aber die Grundsatzentscheidung rauszugehen kann ich unter diesen Annahmen nur unterstützen. Ich weiß, dass niemand auf dem Platz den Taschenrechner rausholt um Wahrscheinlichkeiten zu berechnen, aber intuitiv treffen Menschen Entscheidungen nunmal nach ihrer Einschätzung der potentiellen Situationen.