@Paulianer: Ich verfolge deine Beiträge und weiß, dass du ein Freund des modernen Torwartspiels bist und vor allem Showflieger wie Fromlowitz und Eilhoff bei dir kein großes Ansehen genießen.
Mein Beitrag war durchaus provokativ gemeint, denn gerade vor dem Hintergrund deiner Sicht vom Torwartspiel frage ich mich, nach was für einem Spiel du einem Torwart eine Weltklasse-Leistung bescheinigen würdest. Der Ansatz, dass ein Torwart nahezu das komplette Spiel über immer wieder gefordert sein muss, um dieses Prädikat zu erhalten ist für mich nicht korrekt. Gerade von Keepern beim FC Bayern wird doch gerade erwartet, dass sie in den wenigen Aktionen, die sie pro Spiel haben, hellwach sind, auch wenn diese Aktion erst in der 89. Minute stattfindet und man bis dahin genausogut schnell den Wochenendeinkauf hätte erledigen können. Genau diese Fähigkeit hat einen Oliver Kahn doch zu einem Weltklasse-Torwart gemacht. Richtig, d.h. regelmäßig mehrmals pro Spiel, gefordert war er abgesehen von der WM 2002 doch eher selten.
Wenn man jetzt Neuers Spiel in seine Einzelteile zerlegt kommt man doch zu folgendem Ergebnis:
Strafraumbeherrschung: Alles gepflückt, was durch den erreichbaren Bereich segelte. Mit einem eher defensiven Keeper im Tor hätte sich hier möglicherweise die ein oder andere Kopfballgelegenheit für die Türken ergeben. So hat Neuer das Moment "Torgefahr über außen" aus dem Spiel genommen.
Spieleinleitung: Hier ist glaube ich mit 2 indirekten Torvorlagen alles gesagt. Dass Neuer das Tor nicht selber schießt, sondern die spielerische Genialität von Götze, Müller etc. unbedingt erforderlich ist, versteht sich doch von selbst. Wichtig ist es halt, lange Bälle nicht ins Aus oder ins Nirwana zu kloppen, sondern Gefahrenbereiche zu suchen.
Spiel auf der Linie: Einmal, womöglich spielentscheidend, sehr gut gegen Altintop pariert. Beim 2:1 ist sicherlich Spekulation im Spiel, haltbar wäre der Ball aber wohl nur dann gewesen, wenn er auf die lange, statt auf die kurze Ecke spekuliert hätte.
Unterm Strich bleibt jetzt jeden selbst überlassen, wie er das Spiel bewertet. Allerdings stellt sich die Frage, was ein Keeper dem "wirklich" das Prädikat "Weltklasse" gebührt, in diesem Spiel anders gemacht hätte.
Ich will jetzt nicht blind auf den Medienrummelzug aufspringen, aber ich finde, da wo man in der Presse zu oft mit dem Begriff "Weltklasse" um sich wirft, ist man hier mit dessen Gebrauch etwas zu defensiv. Ich habe im Forum von den "Hütern" des Wortes "Weltklasse" bisher kaum einen Post gelesen, in dem einem Keeper der jüngeren Vergangenheit diese Ehre zugeteilt wurde.