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Thema: Neuer, Manuel (FC Bayern München, Bundesliga)

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    Nationale Klasse Avatar von nik1904
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    Wikipedia: Hype - Unter einem Medienhype (engl. hype – von hyperbolHyperbel‘ – für „besonders spektakuläre, mitreißende Werbung“, die Begeisterung auslöst) werden meist kurzlebige, in den Massenmedien aufgebauschte oder übertriebene Nachrichten verstanden, die gezielt von Interessenträgern zur Werbung für bestimmte Ideen, Personen oder Produkte lanciert wurden.

    Nur damit wir alle wissen, worüber wir sprechen

    Medien sind Interessenvertreter zugunsten ihrer eigenen Attraktivität. Eine Nachricht in welcher Form auch immer zu emotionalisieren ist der klassische Weg, höhere Aufmerksamkeit zu erhalten. Es kommt auf die Qualität der Story an, sei es als Markenstory in der Werbung oder als medialer Beitrag. Die Dramaturgie muss stimmen. Ob das der Wellenbewegung sportlicher Leistungskurven oder dem Menschen gerecht wird, ist dem Medium egal. Dieses so gut wie möglich zu steuern obliegt der Öffentichkeitsarbeit des Sportlers. Wie sagt man so schön: In der Hochphase der öffentlichen Wahrnehmung schreibt der gute PR-Berater das Konzept für die Krisen-PR. Allerdings: In so einem emotionalen Umfeld wie Fußball ist diese Steuerung nur bis zu einem bestimmten Punkt möglich.

    Es obliegt doch uns als "Fachleuten", uns dieser emotionalen Sichtweise wie auch der gesteuerten öffentlichen Darstellung zu entziehen und die sportliche Leistung als solche zu würdigen - oder eben auch nicht.

    Allein dieser Begriff "Weltklasse" ist offenbar schon Grund genug für Diskussionen. Warum? Weil es keine objektiven Werte gibt, das zu beurteilen - außer Erfolg. Und wie jämmerlich dieser Maßstab ist, wenn es darum geht, die Klasse eines Keepers zu beurteilen, sollte gerade uns Torhütern klar sein. "Weltklasse" ist so eine Sache. Was bedeutet das? Warum ist einer Weltklasse? Wegen Titeln oder wegen herausragender torwartspezifischer Kriterien? Weil einer gefühlte 50 Mal in einem Spiel wie ein Cerberus gehalten hat? Oder doch, weil einer so mitspielt, dass er "nur" einen richtig schweren Ball halten musste? Weil er einer Mannschaft den Klassenerhalt sichert oder hinter einer Top-Abwehr im Liegestuhl sitzend Titel sammelt?


    Zwei Dinge, auf die ich eingehen möchte:

    1. Ich denke schon, dass man die Spielweise von Neuer als herausragend hervorheben kann - und zumindest als außergewöhnlich gut bezeichnen darf. Ich würde sagen, dass folgende Dinge aus dem Spiel am Freitag besondere Beachtung verdient haben:


    a. Generell wirkte Neuer in dem Hexenkesser sehr ruhig.


    b. Er griff alles an Flanken weg, was in seinen Bereich kam.


    c. Er spielte herausragend mit. Das betrifft zum einen, dass auch "normale" Pässe mit viel mehr Tempo gespielt werden als andere Torhüter das können. Zum anderen sind da dieser Abwurf und die Einleitung des Tores durch den langen Schlag. Ich erinnere mich noch an das Spiel gegen Frankfurt letzte Saison, in dem Neuer den dicken Bolzen hatte, aber auch ein Tor vorbereitete. Die Vorbereitung dieses Tores kommentierte Neuer seinerzeit so, dass er versucht hat, den Ball zwischen Tor und Abwehrkette zu platzieren, nicht aber bewusst Charisteas anspielen wollte. So ist das wohl auch hier: Neuer schlägt den Ball bewusst links in den freien Raum. Dass er Götze erwischt, ist einerseits Glück, andererseits aber auch nicht, denn er weiß ja, dass diese Variante des langen Balls eine gewisse Chance beinhaltet, dass er einen Gegenangriff einleitet. Letztlich stellt sich mir noch die Frage, wo der Ball bei anderen gelandet wäre, die das mit dem Außenrist versucht hätten... Was hätte ein fußballerisch schlechterer und vor allem auch langsamerer Torwart (ebenfalls eine Stärke Neuers) mit dieser dramatisch schlechten Rückgabe angefangen? Hätte, hätte, Fahrradkette! Fakt ist: Neuer hat diesem Spiel seinen Stempel aufgedrückt, weil er es entscheidend defensiv- UND offensivstrategisch mitgeprägt hat. Das ist herausragend - ob nun Weltklasse hin oder her.

    d. Bei der Parade gegen Altintop sackt Neuer (wie von Paulianer gut gesehen) auf die Knie. Die Frage ist, wann sackt er nach vorn weg. Ich habe mir das jetzt sicherlich 20 x angesehen und meine zu erkennen, dass Neuer in dieser Disziplin genau das macht, was ihn so stark macht: Er steht offensiv und auf dem Vorderfuß und kann zum Schuss hin reagieren, anstatt nach hinten wegzukippen. Er fällt erst am Ende der Aktion auf die Knie. Also, aus meiner Sicht eine optimale Aktion - nicht nur, weil er den Ball gehalten hat, sondern auch technisch.

    e. Das Gegentor: Vollkommene Zustimmung zu allen Kritikern! Er spekuliert und fliegt durch die Gegend, anstatt sein Heil darin zu suchen, sich eine gute Position zu schaffen, um in so einer schwierigen Situation wenigstens so gute Chancen wie möglich zu haben. Und das wäre zweifelsohne dann der Fall gewesen, wenn er auch in der Kürze der Zeit eine Position eingekommen hätte, aus der er hätte reagieren können. Haltbar oder nicht sei mal dahingestellt.

    2. Wie vorbildlich ist das Spiel von Neuer? Ich würde Steffen teilweise Recht geben. Neuer bringt einige Voraussetzungen mit, die wenige in sich vereinen. Und Neuer hat auch individuelle Schwächen, die er durch Training minimieren, nicht aber vollkommen entfernen kann (oben rechts). Da ist dann aber die Herausforderung, eine "Rest-Schwäche" zur Not auch mal zu akzeptieren, wenn man durch Bewegungsabläufe etc. Gefahr läuft, eine Stärke dafür zu opfern. Daher wird aus so gut wie keinem eine Art Neuer-Klon werden können - selbst wenn man es versuchen würde. Ich wäre fußballerisch vermutlich nie so gut geworden. Ob ich jemals so einen Abwurf hätte zu Stande bringen können - who know`s.

    Bei allen individuellen Fähigkeiten und Schwächen, die ein Torwartspiel prägen können, halte ich eine Entwicklung für irreversibel und aufgrund der Spielweise mit Viererkette (oder noch extremer Dreierkette) für unverzichtbar: Sich zu jeder Situation so zu stellen, dass idealerweise die Chance gar nicht entsteht bzw. die ideale Position für einen Schuss oder eine Flanke oder ein 1gegen1 gefunden wird sowie das Spiel so im Blick zu haben, dass ich eine offensive Möglichkeit für meine Mannschaft erkenne. Das kann man tranieren und sollte bei jedem Torwart die torwart-philosophische Grundlage sein. Je früher, desto besser.

    Darüberhinaus kann jeder nur im Rahmen seiner Möglichkeiten und Talente sein Torwartspiel optimal entwickeln. Und da wird es kontraproduktiv sein, aus einem Kahn-Typen einen Neuer-Typen machen zu wollen. Man kann einem Kahn-Typen eine bessere Strafraumbeherrschung und das Fußballspielen beibringen. Man kann ihm beibringen, mit dem schwächeren Fuß sicher einen Pass zu spielen, höher zu stehen und Spielsituationen bzw. Chancen schon in ihrer Entstehung zu antizipieren. Es wird den Torwart am Ende aber eher schlechter machen denn besser, wenn ich versuche, den Grundcharakter des Torwarts in eine Form zu pressen.

    Mich an einer offensiven und proaktiven Grundausrichtung, wie ich das Spiel angehe, zu orientieren, hat aus mir auch noch im höheren Torwartalter einen weitaus besseren Torwart gemacht. Würde ich aber versuchen, per Abwurf etc. das Spiel so extrem schnell zu machen, würde ich zig Gegentore verschulden, weil mir dafür die Voraussetzungen fehlen, die Ausbildung fehlt und auch die Qualität - inbegriffen die meiner Mitspieler in der Kreisliga. Auch hier der Verweis zu Paulianers Beitrag. Da gibt es klare Grenzen, an denen selbst ein Neuer in der Kreisklasse scheitern würde. Nur: Es ändert halt nichts daran, dass eine offensive Grundspielweise einer modernen taktischen Ausrichtung einer Mannschaft geschuldet ist. Und die muss man als TW-Trainer jedem Torwart von ganz unten bis ganz oben abverlangen bzw. ihn diesbezüglich formen.

    Und: Neuer ist noch in der Entwicklung! Er ist immer noch nicht so konstant, dass er nicht auch mal in ein größeres Loch fallen kann. Ihm fehlt es immer noch an der Fähigkeit, immer die richtige Balance zwischen Risiko und Zurückhaltung zu finden.
    Geändert von nik1904 (11.10.2011 um 10:41 Uhr)

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