Hier wird doch gerade wieder eine Grundsatz- Diskussion geführt, und dennoch möchte ich hier noch einen kleinen Punkt zu bedenken geben.
Die Hauptaufgabe des Torhüters ist immer noch, möglichst wenige, oder im Idealfall kein Gegentor, zulassen zu müssen. Den Weg dahin kann man natürlich auf unterschiedliche Weise beschreiten. Und egal welcher Weg beschritten wird, es wird immer wieder zu (Gegen-) Toren kommen.
Ich wage einmal zu behaupten, dass weder Oliver Kahn noch Manuel Neuer noch den Ideal- Typus des perfekten Keepers verkörpern, verkörpert haben oder verkörpern werden. Sicherlich ist durch die neue taktische Grundausrichtung auch der Keeper mehr in das gesamte Spiel, in den Spielaufbau und in die Offensiv- Bemühung der Mannschaft eingebunden. Aber dennoch sind wieder weder Stürmer noch Spielmacher oder Spielgestalter, sondern wir sind immer noch Torverhinderer, wenngleich auch der moderne Torhüter möglichst Impulse für das Angriffs- Spiel der eigenen Mannschaft geben soll.
Ich weigere mich nach wie vor vehement gegen die Vorstellung, in naher Zukunft quasi den elften Feldspieler im Tor zu sehen. Technisch gesehen gibt es in meinen Augen immer noch gravierende Unterschiede zwischen dem Torhüter- Spiel und dem Spiel der eigentlich Feldspieler. Natürlich muss auch ich als Torwart einen geraden Pass über 10 und auch über 20 Meter spielen können, aber dennoch kann der Feldspieler nicht die technische Voraussetzung haben, um einen Ball gut und sicher aus dem Kreuzeck zu fischen.
Ja, auch ich bin bemüht, durch einen guten Abschlag, einen guten Pass und durch einen guten und präzisen Abwurf das Spiel meiner Mannschaft einzuleiten und somit auch vielleicht eine Torchance entstehen zu lassen. Aber deswegen ist es doch nicht meine Aufgabe, ständig diesen Part zu übernehmen oder quasi den Innenverteidiger zu mimen, denn man kann nicht immer das mögliche Risiko vollends abschätzen bzw. oder es kann sogar passieren, dass man mitunter die eigene Mannschaft verunsichert, wenn man über das gute und gesunde Maß an Risiko hinausgeht. Ich möchte da nur an das erste Bundesliga- Gegentor der Bayern in dieser Saison erinnern. Meines Erachtens nach hätte Boateng die Situation vorher bereinigt, wenn Neuer im Tor geblieben wäre, aber nun gut.
Neuer hat seinen eigenen Stil derart ausgeprägt, dass er mittlerweile als Standard für den modernen Keeper in Deutschland gilt und offenbar scheint er diesen Stil jetzt noch einmal auf eine neue Stufe bringen zu wollen, wobei er auch momentan dann selber durch seinen Übermut wohl an seine Grenzen zu stoßen scheint, denn Manuel Neuer ist nunmal keine Maschine.
Man kann als Keeper auch nicht immer im Voraus jede Torchance durch eine offensive Spielauslegung im Keim ersticken, mitunter ist es halt der beste Weg dann als klassischer Keeper dann durch eine Parade die Torchance zu vereiteln, denn so können dann auch noch die Vorderleute noch dagegenwirken. Die Verteidigung hat eben ihren Namen nicht umsonst. Sicherlich kann man mit einer Flugparade nicht jeden Ball abwehren, aber genauso wenig kann man als Keeper mit dem Antizipieren jedes Gegentor verhindern und von dieser Fantasie, dass ein offensiver Torwart wie Neuer irgendwann jedes Gegentor verhindern kann, sollte man auch irgendwann wieder weggehen.
Ich möchte hier niemanden etwas unterstellen, aber mir kommt es mitunter so vor, als würden manche hier schon Neuer als schier ewigen "zu- Null- Keeper" betrachten und das kann nun mal kein Mensch schaffen.
Ich hoffe, dass die Intention meiner wenigen Zeilen jetzt auch klar gewesen ist.