Steffen sagt ja, er habe das nicht gesehen und dass seine Aussage mehr als Generalkritik an einer zu starken Fokussierung auf den mitspielenden Torwart zu sehen sei.

Ich würde gerne trotzdem wissen, wo Neuer bei dem Ding etwas falsch macht. Mit Vollspann als Halbvolley aus sechs Metern genau neben den Pfosten ist eine anspruchsvolle Angelegenheit. Neuer muss ja - wenn wir endlich konsequent sind und diese "Kurzes Eck muss zu sein"-Geschichte ad acta legen - das Tor aus dieser kurzen Distanz so komplett wie möglich abdecken. Da ist dann beidseits diese Lücke offen und das ist normal. Ein Hüpfer ist zu sehen, ja. Er steht aber beim Schuss mit beiden Füßen wieder auf dem Boden und das ist der Maßstab.

Generell sehe ich bei Neuer keinen so großen Widerspruch zwischen modernem und klassischem Torwartspiel. Er hat den ein oder anderen kleinen technischen Mangel auf der Linie, aber er hat auch da absolutes Top-Niveau. Mensch, was hasse ich das, diesem "Judas" noch das Wort zu reden Doch sehen wir es mal so: Boateng (glaube ich) spielt unter Druck dem einen Meter vor dem Tor stehenden Neuer einen Pass über drei Meter zu und weiß sicher, dass Neuer den Ball aus dem Stand bis zum Mittelkreis befördert. Das war eine Situation, die für einen klassischer ausgerichteten Torwart bzw. eine Mannschaft mit diesem Typus womöglich enger geworden wäre. Man kann es drehen und wenden wie man will, es geht kein Weg darum herum, die Torhüter zu extrem guten Fußballern mit sehr guter Situationserfassung zu machen. Weidenfeller überlebt beim BvB mit Sicherheit auch nur deshalb, weil er so extrem an sich arbeitet und als Spätentwickler das Optimale aus seinen Voraussetzungen macht. Wenn er sich über das moderne TW-Spiel auslässt, dann ist das natürlich nicht ganz ehrlich, weil er für diese Meinung überdeutlich viel zu stark daran arbeitet, seine Defizite zu beseitigen.

Wo man ansetzen kann und das sehe ich z.B. bei Thomas Schlieck: Es geht nicht darum, ehemalige Kernkompetenzen zu relativieren und durch andere zu ersetzen. Sondern darum, das Spektrum der Kernkompetenzen zu erweitern. Das erfordert noch mehr Training bzw. noch bessere Trainer. Die Trainer entwicklen sich doch auch weiter. Trapp ist kein typischer Ehrmann-Schüler mehr wie Wiese oder Weidenfeller, denn er ist technisch gut auf der Linie, rauscht nicht mehr mit beiden Beinen ins 1gegen1, ist mutig im Strafraum und er spielt sehr ordentlich Fußball. Gerade das 1gegen1-Verhalten hat sich Weidenfeller bei de Beer geholt und noch nciht bei Ehrmann. Genau in dem Anspruch dieser Kompetenzsumme sehe ich aber eher Parallelen zu Neuer, denn Differenzen.