Das dritte Gegentor erinnert mich an ein schönes Kindheitserlebnis:
Als Ruhrgebietsverein hatten wir über Vitamin B ein Freundschaftspiel gegen eine Schalker Jugendmannschaft. Ging übel aus für uns, aber darum geht es ja nicht hier
Weil der Vater eines Mitspielers bei Schalke den ein oder anderen kannte, hatten wir im Anschluss die Möglichkeit, uns mit Klaus Fischer fotografieren zu lassen und Autogramme zu bekommen. Weil ich da noch Stürmer war, fragte ich ihn, was er denn macht, wenn er allein auf einen Torwart zuläuft. Er sagte: Kein Torwart hat eine Chance, wenn Du das Tempo hochhälst, weit genug den Ball vorbei legst und dann den Torwart umspielst. Schlimmstenfalls gibt es Elfer.
Das habe ich nie vergessen und ich kann das heute als Torwart und durch die Beschäftigung mit der Thematik nur unterschreiben: Im 1gegen1, in das der Stürmer mit Tempo reingehen kann, tut er dem Keeper nur einen Gefallen, wenn er früh abschließt, anstatt am Torwart vorbeizugehen. Du versuchst noch als Torwart, eine Position einzunehmen, die alle Varianten offen lässt. Aber wennn es sehr schnell geht wie bei Hermann, dann sind Positionierung und die Aktion des Stürmers fast zeitgleich. Dann kommt man erst recht nicht mehr hin. Ich sehe deshalb die Szene als absolut chancenlos für Neuer an. Er drückt Hermann noch recht weit raus, und der macht es gut, weil er direkt aus der Laufbewegung schießt. So einfach war das Ding gar nicht zu machen, wiel er nicht viel Zeit hatte, bevor der Winkel zu spitz geworden wäre.
Zum 1:0: Ist das eine Frage seines Spielstils? Ich denke eher nicht. Er nimmt einen fiesen Rückpass nach Außen mit, um ihn frei abspielen zu können. Er bekommt dabei ausreichend "Luft" für die Aktion. Insoweit war alles ok bis auf den technischen Bolzen, den ich bei ihm nun wirklich nicht als typische Fehlerquelle ansehe. Bei Neuer doch gerade nicht. Das ist ein richtig fetter Bolzen, mit dem er sein Team auf die Verliererstraße bringt. Fertig. Aus. Und hier eben kein Applaus. Ich bleibe dabei, dass er sich extrem unter Druck setzt seit etwa Ende April 2011. Und bei ihm äußert sich das in dem Versich, noch mehr Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Das ist dann zu viel und rächt sich. Aber das ist kein Qualitätsproblem und auch kein Problem seiner generellen Ausrichtung. Es ist ein Kopfproblem und das wird er in den Griff bekommen. Pfaff hatte das Problem zu Beginn, Kahn hatte es am Anfang auch. Das muss man sich immer wieder vor Augen halten, wenn man Neuers Anfangszeit bei Bayern unter die Lupe nimmt.