Mal ehrlich: Was kann man im Fußball auf Bezirksebene verdienen?
Im optimalen Fall springen schon 8000 bis 12 000 Euro im Jahr heraus und eventuell noch Sonderzuwendungen.
Wovon hängt die Höhe der Zahlungen ab?
Wenn der Verein einen Spieler haben will, kann man natürlich pokern. In der Regel sage ich dann, dass auch noch zwei weitere Klubs Interesse haben und mehr zahlen. Danach trifft man sich noch einmal zum Gespräch unter sechs oder acht Augen, mit Trainer, Vorstand und Sponsor. Das Ergebnis ist meistens für den Spieler sehr positiv. Teilweise gibt es Sponsoren, die dann ausschließlich diesen Spieler finanzieren. Klar, dass außer den Betreffenden niemand etwas davon weiß. Generell kommt es auf die Cleverness und Abgebrühtheit an, mit der ich als Aktiver in die Verhandlungen gehe. Wenn man mal höher gespielt hat, ist die Bezirksebene eine nette Sache, um Geld zu verdienen.
Was gibt es außerdem an Zuwendungen?
Ich weiß von Spielern, die ein neues Auto bekommen haben. Viele entscheiden sich heute aber auch für einen Verein, der eine berufliche Perspektive bietet. Und wenn man sich dort dann nicht ganz blöd anstellt, kann man bei dem Arbeitgeber bleiben, auch wenn man den Verein längst verlassen hat. Ein Ausnahmefall in der Bezirksoberliga, der auch vorher höher gespielt hat, verdient immer noch so gut, dass er seit Jahren davon lebt.
Wenn ein Spieler in der Regionalliga, Ober- oder Niedersachsenliga gespielt hat, müsste es doch reichen, wenn er in der unteren Klasse nur die Hälfte seiner Leistungsfähigkeit abruft.
Nein. Das ist ein Irrtum. Wenn ich nicht alles gebe, bin ich auch im Bezirk nur Durchschnitt. Gebe ich jedoch genauso viel Gas wie sonst auch, bin ich in der Spielklasse den Übrigen klar überlegen.
Im Prinzip wäre jeder gute Fußballer doch dumm, wenn er die Möglichkeit nicht nutzen würde, seinen Namen in den unteren Ligen zu versilbern.
Ja klar. Ich wäre doch blöd, wenn ich die Klubs nicht ausnutzen würde. So leicht verdient man sonst kein ordentliches Taschengeld nebenbei.
Und wenn man mal nicht zum Training geht?
Kein Problem. Es gibt Trainer, die stellen ihren Leistungsträgern frei, ob sie zum Training kommen. Solange die Leistung am Wochenende beim Spiel stimmt, ist alles in Ordnung. Einige Vereine zahlen sogar Prämien, wenn die Spieler beim Training erscheinen. Das sind zwar nur zehn Euro. Aber auch solche Summe läppern sich zusammen. Wenn man nicht zum Training kommt, gibt es keine Strafe, sondern nur kein Geld.
Werden in solchen Ligen auch Ablösesummen fällig?
Der NFV hat durch ein festes Regelwerk dafür gesorgt, dass Kreisligisten, die mühevoll Talente aufbauen, nicht in die Röhre schauen. Trotzdem gibt es in oberen Amateurligen auch die Möglichkeit, diese Zahlungen zu umgehen. Spieler bekommen den Status eines Vertragsamateurs. Dieser Vertrag ist nach zwei Monaten von beiden Seiten wieder kündbar. Und die Ablöse wird umgangen. Außerdem fließen bei solchen Geschichten auch noch Handgelder.
In welcher Höhe?
Ich weiß von Spielern, die vorab 1500 Euro ausgezahlt bekommen haben. Vor einiger Zeit gabs einen Kreisligisten, der seinen Leistungsträgern bis zu 13 000 Euro im Jahr gezahlt hat. Als der sportliche Erfolg ausblieb, zog sich der Geldgeber zurück, der Verein stürzte ab.
Quelle: HAZ, 09.12.2006
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Geld regiert die Welt. Dieses Interview hat mich geschockt. Was sagt ihr zur Zahlungsfreudigkeit einiger Verein in den untersten Ligen und zur Abzocker-Mentalität einiger Spieler?