Vielen Dank für das Lob. Aber ich möchte dazu noch eines klarstellen, was du hier genannt hast und was vielleicht auch von anderen fälschilcherweise in meinen Beitrag hineininterpretiert werden kann:
Ich glaube nicht, dass Adler sein Spiel "darauf auslegt", Show zu machen und spektakuläre Paraden zu zeigen, wo sie nicht nötig sind. In wenigen Einzelsituationen mag das stimmen, aber nicht aufs ganze gesehen. Mit dieser Einstellung kommt man nicht auf das hohe Niveau, das Adler unstrittigerweise hat. Seine Spielweise IST spektakulär, aber er hat sich sicher nicht vorher hingesetzt und gesagt "So, ich fliege jetzt so viel wie möglich, dann krieg ich nämlich gute Kritiken." So was treibt einem ein guter Torwart-Trainer auch aus.
Vielleicht greift ja folgende Erklärung, die ich bei mir selbst beobachten konnte. Ich merke manchmal im Nachhinein, dass eine Parade von mir spektakulärer gewesen ist als notwendig, ohne dass ich das jetzt um ihrer selbst Willen beabsichtigt hätte. Was mir dann vielleicht ein unverdientes Schulterklopfen eingebracht hat, aber in meinen eigenen Augen fühle ich mich dann gar nicht wirklich gut. Selbst wenn die Konsequenzen der spektakulären Aktion nicht schlechter sind als die einer "normalen" Aktion (also z.B. den Ball trotz überflüssiger Flugeinlage gefangen o.ä.).
Das liegt, so meine Theorie, daran, dass ich den Schuss nicht zu 100% einzuschätzen wusste. Zumindest unterbewusst fehlten mir da 0,2% Sicherheit, was genau zur Abwehr nötig sein wird. Und dann packe ich von mir selbst unbemerkt ein wenig mehr Schwung oder Kraft in meine Abwehraktion, d.h. fliege weiter, springe höher oder lenke den Ball weiter ab. Frei nach dem Motto "sicher ist sicher". Spektakuläres Spiel wäre dann Symptom davon, sich seiner Sache nicht voll und ganz sicher zu sein. Auch wenn es, wie gesagt, da nur um Nuancen der Wahrnehmung geht. Umgekehrt bedeutet eine Spielweise, die nur mit dem Allernötigsten auskommt, die kein Fallenlassen oder Abheben ohne zwingenden Grund duldet, dass derjenige die Bälle besser einschätzen kann und daher nicht immer den kleinen Puffer braucht, den sich der spektakuläre Keeper schafft, indem er für den Fall der Fälle einfach mal mehr "potentielle Energie" (nicht (nur) im physikalischen Sinne zuverstehen!) in die Aktion packt, sollte der Ball doch härter/weiter weg/etc kommen.
Wenn diese Theorie stimmt, müsste es darüber hinaus bei spektakuläreren Keepern häufiger vorkommen, dass sie Bälle noch ablenken, die auch von alleine neben das Tor gegangen wären. Und tatsächlich ist mir dies bei Adler schon das ein oder andere Mal aufgefallen, bei z.B. Enke weniger (Sorry, dass ich jetzt doch Namen nenne, aber ich kann das nicht völlig "Personen-neutral" erklären). Ein Beispiel (nicht unbedingt das beste, aber das einzige, was ich noch konkret benennen kann): Im 1. Russland-Spiel brachte Adler noch die Hand an einen Ball, der eigentlich danebengegangen wäre und verursachte so eine (letztlich belanglose) Ecke. Enke hatte im 1. Liechtenstein-Spiel eine sehr ähnliche Situation zu "meistern", zog die Hand aber im Gegensatz zu Adler weg.
Vielleicht kennt der ein oder andere von Euch ja noch ähnliche Situationen oder Schlussfolgerungen aus der Theorie und kann diese bekräftigen oder widerlegen?
PS: Um es nochmal klar zu sagen, denn hier kann man wieder einiges hineininterpretieren: Dies ist kein Plädoyer dafür, Adler aus dem N11-Tor zu nehmen, weil er die Bälle nicht einschätzen könne. Und auch nicht mit dem Ziel geschrieben, Enke als den besseren darzustellen.
Das gehört ja eigentlich in den Enke-Thread, aber kurz eine Anmerkung zu seiner Verltzungsanfälligkeit: Der Kahnbeinbruch vor dem Russland-Spiel war (laut Enke selbst) seine erste größere Verletzung in seiner Profikarriere. In den letzten Jahren gehörte er zu den Spielern in der BuLi, die die wenigsten Spiele verpasst haben.
Zur "Stress-Theorie": Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Stress, Anspannung und Druck sich körperlich in einer Schwächung des Immunsystems und ähnlichem bemerkbar machen. Aber ich finde, dass das nicht unbedingt in diesem Fall greift. Weder ein Handgelenksbruch noch eine Campylobakter-Infektion sind typisch für solche Krankheiten.
Und ich weiß ja nicht was du mit "Interims-Nr 1" meinst, aber wenn Lehmann mit etwas mehr als 2 Jahren "Amtszeit" eine vollwertige Nr 1 war, kann Enke das problemlos ebenfalls leisten.
Aber vielleicht diskutieren wir das an anderer Stelle weiter.