Zitat Zitat von übergreifer Beitrag anzeigen
Den zweiten Treffer gestern kann ich eher akzeptieren als den ersten. Der zweite Treffer ist einfach blöd gelaufen. Den Ball falsch eingeschätzt, vorbeigeflogen und gut ist es. Diese Fehler passieren jedem zwischendurchmal. Klarer Torwartfehler, keine Frage. Was war denn aber bei dem ersten Treffer los? Auch wenn das überhaupt kein Torwartfehler war (wie der zweite Treffer) bin ich da echt sprachlos geblieben. Wo hat er in jenem Moment die Torwartinstinkte liegen lassen? Wo ist die Aggressivität diesen Ball haben zu wollen? Das sind solche Bälle, die man als Torwart attackieren muss. Und falls der Gegner eher mit der Fussspitze dran ist, dann kann man nichts machen. Aber einfach nur zugucken fand ich schon ziemlich seltsam. Diesen Ball muss man haben wollen, und sich nicht auf die Mitspieler verlassen.
Zitat Zitat von Admiraner Beitrag anzeigen
Beim "Stochertor" schreib' ich ihm keinen Fehler zu. Was mir in letzter Zeit jedoch auffällt, ist seine Passivität in solchen Situationen. Gestern begleitet er Kuranyi bis dieser einschiebt. Gegen Finnland fehlte mir der Wille das Gegentor verhindern zu wollen, vielleicht auch um sich nicht zu verletzen. Gegen Lautern im Pokal eine ähnliche Szene.
Mir fehlt da die letzte Konsequenz in seinen Aktionen. Was er zeigt ist fast alibihaft. Nach dem Motto, dass man ihm die Szene sowieso nicht ankreiden kann, ergibt er sich seinem Schicksal widerstandslos.
Ja, genau das sind die Sachen, die zeigen, dass Adler eben (noch) nicht der Weltklasse-Übertorwart ist, den alle so gern in ihm sehen wollen. Klar passiert das jedem mal. Und natürlich bekommt man schonmal solche Tore eingeschenkt, überhaupt kein Thema. Nur wird in der öffentlichen Diskussion (die ja eigentlich keine ist, denn zu einer Diskussion braucht es 2 Meinungen) stets darüber hinweggegangen, dass solche Unzulänglichkeiten bei Adler immer wieder vorkommen, und zwar signifikant öfter als bei anderen Torhütern auf seinem Niveau. Solange er das durch spektakuläre Paraden ausgleichen kann, fällt das unter den Tisch. Und wenn die regelmäßigen spektakulären Paraden mal mangels Gelegenheit eine zeitlang fehlen, heißt es "der hat jetzt seine Krise/sein Tief/etc, da geht er dann gestärkt heraus". Statt einfach zu bemerken, dass seine Krise nicht mehr und nicht weniger war, als die nackte Offenbarung von generellen Schwächen, die nicht mehr von "unmöglichen Paraden" überstrahlt werden.

Diese Fehler oder Fehlerchen, die ihr beschreibt, hängen alle schon irgendwo zusammen. Adler "fehlt da die letzte Konsequenz in seinen Aktionen" (Zit.). Das sieht man bei den Bällen, wo er natürlich nicht am Gegentoren Schuld ist, aber es irgendwie schonmal zumindest hätte versuchen können. Und bei Flanken oder Ecken oder anderen hohen Bällen in den Strafraum, wo er (neben einem nicht ganz ausgereiften Timing) auch nicht mit dem nötigen Killerinstinkt hingeht, wenn ein Gegenspieler auch zum Ball möchte. Dass er zu spät kommt gegen Sanchez ist klar und jedem ersichtlich. Aber habt ihr gesehen, wie er versuchte, an den Ball überhaupt ranzukommen? Statt seine beachtliche Sprungkraft einzusetzen und Risiko zu gehen hebt er die Faust hoch und lässt sich (überspitzt gesagt) der Länge nach hinfallen. So hätte er den Ball auch ohne den Schalker niemals adäquat klären könne.

Ich möchte da mal einen (hinkenden, ich weiß) Vergleich ziehen: Auch Robert Enke hat gestern bei einer Ecke Unsicherheit gezeigt. Kann man natürlich einerseits auf fehlende Spielpraxis schieben, will ich jetzt aber gar nicht diskutieren. Im Gegensatz zu Adler geht er nämlich schon richtig zum Ball, kann ihn dann aber (aus welchem Grund auch immer) halt einfach nicht richtig festhalten. Danach setzt er aber gut nach und holt sich die Kugel im Nachfassen, obwohl da schon Gegenspieler um ihn rum waren (wenn die auch nicht so ganz geistesgegenwärtig waren). Und so ist die Situation, wenn auch mit kurzer Schrecksekunde, letztendlich bereingt, denn Enke WOLLTE den Ball. Sieht bei ihm natürlich nicht so fanatisch aus wie bei z.B. Kahn, aber er war in der Situation Akteur und nicht bemitleidenswerter Zuschauer. Und das fehlt in solchen Situationen dem unangefochtenen Super-Nationaltorwart eben noch, was wie wir gestern gesehen haben, spielentscheidend sein kann.