Und das kann man ihnen auch nicht vorwerfen. Ich habe ja ein bisschen was mit Pressearbeit zu tun und mir kommt in dieser Diskussion immer zu kurz, dass man sich über die wirklichen Zusammenhänge im Klaren ist. Natürlich ist jeder Prominente und Sportler gefährdet, dem Druck der Öffentlichkeit und der veröffentlichten Meinung nicht gewachsen zu sein. Und es besteht kein Zweifel, dass gerade im Profí-Fußball extreme psychische Belastungen auftreten, denen ein Spieler nicht per se gewachsen sein muss.
Nun aber zur anderen Seite der Medaille: NIEMAND zwingt einen Fußballer dazu, diesen Sport professionell auszuüben. Niemand hindert ihn daran zu sagen, dass es ihm reicht und er sich lieber in seinem erlernten Beruf betätigt. Ausbildung, Studium was auch immer - es stehen den Sportlern immer die gleichen Alternativen zur Verfügung wie jedem von uns. Die Medien und die breite wie emotionalisierte wie opportunistische Berichterstattung begründen den Großteil der Gehälter der Spieler. Als PR-Mann kann ich kein Mitleid haben mit den Spielern, zumindest nicht mit denen, deren Gehalt schließlich auch der medialen Präsenz angepasst ist. Diese Gehälter sind eh nicht hinsichtlich eines Gegenwertes darstellbar. Da muss man verlangen können, dass ein Spieler die Hintergründe seines extremen Gehaltes genau kennt und dass er dazu in der Lage ist, mit dem Druck umzugehen. Sonst hat er in dem Job nichts verloren.
Wir reden hier nicht über Mobbing oder so. Mobbing ist nicht Grundlage eines Jobs. Die mediale Welt ist allerdings Bestandteil des Berufes eines professionellen Fußballers. Diese Stressresistenz und psychische/intelletuelle Stärke muss als Anforderungsprofil seines Berufes einzufordern sein. Auch wenn das hart klingt: Ein Enke hatte in diesem Beruf nichts verloren. Jemand mit Höhenangst kann schließlich auch nicht mehr als Dachdecker arbeiten.
So bitter das Schicksal zum Beispiel von Robert Enke war, so scheinheilig ist es, einen anderen medialen Umgang mit dieser extrem gut situierten Kategorie von Profisportlern einzufordern. Wenn Adler das kritisiert, hindert ihn niemand daran, sich einem Verein in der Bezirksliga anzuschließen, an der Uni Köln einzuschreiben und nach dem Examen einen anderen Beruf auszuüben.
Ich möchte nicht jede Berichterstattung, jede Schlagzeile und Kampagne rechtfertigen! Zweifelsohne ist einiges zu kritisieren. Doch im Grundsatz muss sich ein Fußballer darüber im Klaren sein, was auf ihn einstürzen kann in diesem Beruf. Und wenn er dazu aus welchem Grund nicht in der Lage ist, dann muss er etwas anderes machen. Er kann aber nicht Millionen verdienen und zeitgleich die Grundlage seines Gehaltes verdammen.