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Thema: Berichte zum Torwarttraining

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Internationale Klasse Avatar von strigletti
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    O.K. KeppOr,

    ich halte mal eben kurz fest: Links gibt es keine Probleme, rechts meist nur im Training und dann vor allem, wenn die Bälle schnell kommen und du dich nicht darauf einstellen kannst, dabei spielt es keine Rolle, ob die Bälle flach halbhoch oder hoch kommen.

    Du hast selbst bereit bemerkt, dass der Automatismus fehlt, ohne diesen Automatismus geht es aber nicht. Fehlender Automatismus kann zweierlei Ursachen haben. Erstens, die Bewegungsabläufe die zur Ausführung der Technik notwendig sind, sind noch nicht vollständig verinnerlicht (=automatisiert) oder zweitens, der Bewegungsablauf wird aufgrund einer mentalen Blockade nicht automatisch ausgelöst; d. h. es fehlt gewisssermassen die Initialzündung - es macht einfach nicht klick.

    Im ersten Fall würde ich die Techniken auf die rechte Seite verstärkt trainieren und zwar folgendermassen: Übe als Dreifachübung, d.h. der Ball kommt rechts - links -rechts, jeweils in der möglichst gleichen Flugbahn, dann kurze Erholungspause. Der zeitliche Abstand zwischen den Bällen sollte am Anfang langsam sein und sich von Serie zu Serie erhöhen. Vorsicht bitte nicht übertreiben 5 - 6 Serien pro Training sollten genug sein. Wichtig ist, dass du bei den Bällen auf die saubere Ausführung der Technik achtest. Auf diese Art wird die Technik, bei geringem Tempo zunächst bewusst ausgeführt und zunehmend, durch Steigerung der Geschwindigkeit, zur unbewussten Steuerung des Ablaufs übergegangen, bis die Ausführung vollständig automatisiert ist. Darüber hinaus kannst du dann mit den bereits beschriebenen Doppelübungen arbeiten, um das ganze zu vertiefen.

    An dieser Stelle einer meiner Leitsätze: Übe eine Technik 10mal und du kennst sie, übe sie 100mal und du kannst sie, übe sie 1000mal und du beherrschst sie, übe sie 10000mal und du wirst sie verstehen.

    Im Zweiten Fall, wenn also die Aktion nicht gestartet wird und somit eine mentale Blockade vorliegt wird es schwieriger, denn dann brauchen wir die Ursache. Die Ursache ist meist eine im Unterbewussten gespeicherte Angst, die kann von einer vergangen Verletzung sein, oder einem schmerzhaften Sturz in der Kindheit, an den man sich oft nichtmal erinnern kann. Manchmal genügt es, dass man nur mal gesehen hat, wie sich jemand verletzt oder sehr weh getan hat, um solch eine Angst aufzubauen, die uns dann später blockiert. (kleine Geschichte dazu: Ich hatte mal einen C-Jugend-Torwart der ein ähnliches Problem hatte; er hatte die Technik drauf, doch auf seiner linken Seite, bleib oft einfach die Reaktion aus. Als wir der Sache auf den Grund gingen, haben wir von seiner Mutter erfahren, dass er als Baby vom Wickeltisch gefallen war und zwar hat er sich nach links vom Wickeltisch gerollt. Er blieb zwar unverletzt, aber der schmerzhafte Fall, war unterbewusst verankert. Nachdem wir dies wussten, konnten wir dann gezielt arbeiten und der Torwart konnte seinen Weg gehen)
    Ist eine solche Zuordnung nicht möglich muss man allgemeiner vorgehen. Häufig kann es genügen das Techniktraining in den Sandkasten zu verlegen, da man dort wesentlich weniger gefährdet ist und das weichere Landen, die Angst mit der Zeit abbaut. Zudem ist es sehr hilfreich, sich den Technikablauf einschliesslich dem Auslösemoment immer wieder als "Kopfkino" vor Augen zu halten. Stell dir vor, wie der gegnerische Spieler "abzieht", der Ball aufs Tor kommt und du ihn mit deiner blitzsauberen Technik hältst. Vergess aber bitte eins nicht. Mit dem mentalen Training ist es nicht anderst wie mit dem körperlichen Training. Die Devise lautet wiederholen, wiederholen, wiederholen....

  2. #2
    Torwarttalent
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    Zitat Zitat von strigletti
    Zudem ist es sehr hilfreich, sich den Technikablauf einschliesslich dem Auslösemoment immer wieder als "Kopfkino" vor Augen zu halten. Stell dir vor, wie der gegnerische Spieler "abzieht", der Ball aufs Tor kommt und du ihn mit deiner blitzsauberen Technik hältst.
    Das ist genau das, was ich vor jedem Spiel mache!
    Ich stelle mir verschiedene Spielsituationen vor und wie ich diese "entschärfe".
    Vielleicht liegt es daran, dass es im Spiel besser klappt wie im Training!

    Das hätte ich ja jetzt nicht gedacht...
    Jeder Torwart hat ne Macke...

  3. #3
    Amateurtorwart Avatar von SG Kaarst
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    Bei dem automatisieren, spielt da nicht auch das ES eine Rolle?
    Das hatte Steffen mal in einem anderen Thread ausführlich beschrieben.
    Kann nur empfehlen sich das mal durch zu lesen->sehr interessant!

    Ansonsten halt trainieren, trainieren, trainieren
    Leichter gesagt als getan....weiß ich selber

  4. #4
    Internationale Klasse Avatar von strigletti
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    Zitat Zitat von SG Kaarst
    Bei dem automatisieren, spielt da nicht auch das ES eine Rolle?
    Das hatte Steffen mal in einem anderen Thread ausführlich beschrieben.
    Kann nur empfehlen sich das mal durch zu lesen->sehr interessant!

    Ansonsten halt trainieren, trainieren, trainieren
    Leichter gesagt als getan....weiß ich selber
    Das ES ist die Automatisierung in Perfektion, da es weit über den reinen Bewegungsablaufmechanismus hinausgeht. Das ES stellt nämlich weit darüber hinaus die innere Verbindung zwischen dir und dem Spiel dar, was sich zum Beispiel auch im intuitiven Erfassen von Spielsituationen und der entsprechenden Reaktion darauf darstellt.
    Stell dir vor, du gehst in dich - und keiner ist da

    Wer glaubt es reicht, wenn man bis zum Umfallen kämpft irrt sich...kämpfe darum Aufzustehen!!!

  5. #5
    Amateurtorwart Avatar von SG Kaarst
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    sag ich doch
    Wie gesagt, ist ein super interessantes Theam.
    Kann nur jedem empfehlen, sich das durchzulesen.
    http://www.torwart.de/forum/showthread.php?t=57495
    Geändert von SG Kaarst (07.06.2007 um 14:47 Uhr)

  6. #6
    Internationale Klasse Avatar von strigletti
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    Standard Mentales Training von Bewegungsabläufen

    Die Psychologie kennt zwei Arten des nichtkörperliches Trainings zum Erlernen von Bewegungsabläufen und deren Automatisierung. Ich weise gleich zu Beginn darauf hin, dass diese Trainingsmethoden, lediglich der Unterstützung des körperlichen Trainings dienen und alleine nicht ausreichend sein, Techniken zu erlernen und zu automatisieren. Die Arbeit auf dem Platz wird damit unterstützt, aber nicht ersetzt.

    Mentales Training ist die direkte Ansprache der Einflüsse psychischer Prozesse auf die Bewegung. Es erfolgt eine systematische und intensive gedankliche Vorstellung eines Bewegungsablaufs mit dem Ziel seiner Verbesserung, ohne dass die Bewegung praktisch ausgeführt wird (Definition nach Eberspächer). Im Allgemeinen werden dabei drei verschiedene Methoden angewandt.

    Am bekanntesten dürfte die "Kopfkino-Variante" sein, die fachlich als "verdecktes Wahrnehmungstraining" bezeichnet wird. Dabei betrachtet man sozusagen einen Film über den Bewegungsablauf, den man verbessern möchte. Bei dieser Trainingsform beobachtet man sich so von außen, als wenn man sich im Fernsehen bei der perfekten Ausführung des Bewegungsablaufes sehen würde. Diese Methode ist relativ einfach durchzuführen und setzt eigentlich nur das Wissen voraus, wie ein perfekter technischer Ablauf der zu trainierenden Technik aussieht. Diese Abläufe kann man sich relativ einfach bei jemandem abschauen oder einem Torwart-Lehrfilm entnehmen. Wer diese Grundtechnik kennt, der kann mittels der sogenannten "Zeitprogression", den Trainingseffekt steigern. Dabei wird der Bewegungsablauf rückwärts und quasi in Zeitlupe ablaufen gelassen. Der Vorteil dieser Variante liegt darin, dass man am Ziel (nämlich dem Ende des Bewegungsablaufes) beginnt und es für die Umsetzung einer Bewegung einfacher ist, wenn man das Ziel innerlich bereits erreicht hat. Bei sehr komplexen Bewegungsabläufen, z.B. Übergeiftechnik, empfiehlt es sich den Gesamtablauf in einzelne Phasen aufzuteilen, diese einzeln zu betrachten und erst, wenn die einzelnen Phasen beherrscht werden, zur Gesamtbewegung zusammenzufügen. Die Abgrenzung zwischen den einzelnen Phasen werden deshalb auch als Knotenpunkte bezeichnet und spielen bei anderen Formen des mentalen Trainings eine grosse Rolle.


    Beim subvokalen Training sagt man sich den Bewegungsablauf als Selbstgespräch vor. Wie dies konkret aussehen kann, will ich mal am Beispiel der Technik des Tauchens nach links zeigen. "Mein linker Fuss geht nach rechts vorne. Mein rechtes Bein knickt im Knie ein. Mein Gesäss geht nach unten. Ich kippe in der Hüfte nach links...." Diese Technik lässt sich idealerweise dann einsetzen, wenn ihr nur eine schriftliche Beschreibung der richtigen Technik besitzt (z.B. aus einem Beitrag von Steffen). Setzt die Beschreibung der einzelnen Bewegungen mit euren eigenen Worten um, wobei es besonders wichtig ist, dass eure Sätze immer mit ich beginnen; diese Sätze könnt ihr aufschreiben und euch immer wieder selbst vorlesen, bis ihr sie auswendig könnt. Idealerweise könnt ihr euch dieses Selbstgespräch auf eine CD aufnehmen und immer wieder anhören. Das subvokale Training steht und fällt mit der Aufschlüsselung der Technik in die einzelnen Sätze. Hier müsst ihr wirklich aufpassen, dass sich keine Fehler einschleichen, da ihr sonst eine fehlerhafte Technik verinnerlicht. Achtung, im Gegensatz zur Kopfkino-Variante solltet ihr hier keine Rückwärtsabläufe der Technik durchführen, da sprachlich ausgelöste Vorstellungen vom Gehirn anderst verarbeitet werden als bildliche Vorstellungen.

    Beim ideomotorischen Training, der "Meisterstufe" des Mentalen Trainings, betrachtet man intensiv die Innenperspektive einer Bewegung, d. h., man stellt sich genau vor, wie sich die Bewegungsausführung anfühlt und wo die Knotenpunkte des Bewegungsablaufs liegen. Diese Knotenpunkte versieht man dann mit einem persönlichen kinästhetischen (= über die Bewegungsempfindung wahrgenommen) Kurzcode, so dass das mentale Durchführen der Bewegungshandlung zeitlich mit der optimalen praktischen Ausführung übereinstimmt. Was sich zunächst kompliziert anhört, sieht in der Praxis so aus, dass man dem Gefühl das man während den einzelnen Phasen eines Bewegungsablaufes wahrnimmt, kurze Signalwörter bzw. -laute gedanklich zuordnet. Bei der Technik des Tauchens wäre das zum Beispiel: Phase 1 = die komplette Abknickbewegung bekommt ein "Ru" (von Runter) zugeordnet; Phase 2 = die Weiterbewegung mit dem Griff zum Ball bekommt ein "Ba" (von Ball) zugeordnet; Phase 3 = das Abrollen und Sichern des Balles bekommt ein "Ro" (von Rollen) zugeordnet. Mit dem Kurzcode "Ru-Ba-Ro" ist nun der komplette Bewegungsablauf erfasst und den entsprechenden Bewegungswahrnehmungsgefühlen zugeordnet; gleichzeitig ist der Gesamtcode kurz genug, um der Bewegung zugeordnet werden zu können, wenn sie in der Realität im Spiel ausgeführt werden muss. Das ist der grosse Unterschied zwischen dieser Form des Mentaltrainings und den zuvor geschilderten: Diese Technik wird nicht nur zum Erlernen einer Technik eingesetzt, sondern kommt darüber hinaus im Wettkampf zum Einsatz. Sie wird vielfach in den technischen Disziplinen der Leichtathletik, Z.B Diskus- oder Speerwerfen eingesetzt. Ein Teil der Athleten schreien ihren persönlichen kinästethischen Kurzcode sogar bei der Ausführung hinaus.
    Diese Technik ist sicherlich die komplizierteste und sollte auch nur dann eingesetzt werden, wenn die Bewegungsabläufe bereits 100% ig verinnerlicht sind. Diese Technik dient der Leistungssteigerung und nicht dem Erlernen eines Bewegungsablaufes. Ihre Vorteile liegen in der Automatisierung einer bereits erlernten Technik.

    Vielleicht ist jemandem aufgefallen, dass diese drei Methoden genau mit den drei verschiedenen Lerntypen von Menschen übereinstimmen; da unterscheidet man nämlich den visuellen, den auditiven und den kinästhetischen Lerntyp. Also es ist für jden was dabei.


    Das observative Training sei hier nur der Vollständigkeit halber kurz erklärt, da es im Regelfall nur in einem professionellem Umfeld ausgeführt werden kann.

    Beim observativen Training wird durch die Beobachtung sogenannter "guter Modelle" gelernt. Dieses Beispiel dient dann als Vorbild für eine Sollwert-Bestimmung des zu erlernenden Bewegungsablaufs.

    Geeignete Modellbeispiele für diese Phase sind beispielsweise technisch starke Torhüter, Lehrfilme, wobei die Präsentation mit begleitenden Kommentaren des Trainers verbunden wird. Dieser kann dann die Aufmerksamkeit auf wichtige Teilaspekte der Bewegungsausführung lenken, die einzeln herausgearbeitet werden sollten.Als Istwert-Rückmeldung ist dann die Videoanalyse der eigenen Bewegungsausführung zweckmäßig, wobei bei der Auswertung vor allen Dingen auf die korrekte Ausführung der Knotenpunkte geachtet wird. Diese Istwert-Analyse ist wichtig, da das eigentliche Observative Training sonst nur eine reine Konzentrationsübung darstellt, ohne dass eine Technikverbesserung erreicht wird.

    Das Ziel des Observativen Trainings wird also schrittweise durch (a) Sollwertvorgabe, (b) eigene Durchführung und (c) Istwert-Rückmeldung erreicht.

    Falls sich jemand für mentales Training interessiert, so sei ihm gesagt, dass auch hier regelmässiges Üben gefragt ist, um einen optimalen Effekt zu erreichen. Macht das nicht unbedingt unmitelbar vor dem Training; ihr findet sicher auch so 10 Minuten Zeit am Tag.

    edit: BB-Code korrigiert
    Geändert von Steffen (07.06.2007 um 17:03 Uhr)
    Stell dir vor, du gehst in dich - und keiner ist da

    Wer glaubt es reicht, wenn man bis zum Umfallen kämpft irrt sich...kämpfe darum Aufzustehen!!!

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