Also in deinem Post steckt ja eine ganze Menge drin. Ich werde mal versuchen, das ganze etwas aufzulösen. Die Jugendzeit lass ich weg, da sie nicht wirklich relevant ist.
Ich denke, dass jemand der wegen einer Verletzung, noch dazu im Oberschenkel (der am meisten belastete Muskel eines Torwarts), nicht im Feld spielen kann, im Tor nichts zu suchen hat. Die Vorstellung, dass jemand im Tor spielt, da er glaubt, dass er dort seinen Oberschenkel schonen kann, zeigt mir, dass jemand überhaupt nicht in der Lage ist abzuschätzen, was von einem Torwart verlangt wird.
Diese Fehleinschätzung der Torwartrolle zieht sich eigentlich durch den gesamten Post weiter. 1- 1 Situationen und Vollspannschüsse aus kürzester Entfernung sind selbstverständliche Dinge für einen Torwart. Distanzschüsse, bei denen man schön fliegen kann, sind nun mal nicht die Regel im Torwartalltag. Der Job eines Torhüters ist es, die Fehler seiner Vorderleute auszubügeln. Wir sind das letzte Hindernis vor einem Gegentor und unsere Aufgabe ist es, dies zu verhindern. Der Gegner wird alles tun, um an uns vorbeizukommen. Er wird versucht jeden Abwehrfehler auszunutzen, er wird in die 1 - 1 Situation gehen und eben auch Vollspann aus nächster Nähe durchziehen. Wir trainieren hart dafür, dass wir dieser Aufgabe standhalten und ein sicherer Rückhalt für unsere Mannschaft sein können.
Torwart ist man zuallererst im Herzen - den Rest kann man, Talent vorausgesetzt, lernen. Du musst selbst fühlen, ob du diesen inneren Drang hast, dich allem und jedem mit letztem Einsatz entgegenzustellen, was dazu führen kann, dass du ein Tor kassierst. Der unbändige Wille, dein Tor sauber zu halten muss da sein, wenn du wirklich Torwart werden willst. Wenn du dieses Gefühl hast, dann mach es, wenn nicht, lass es besser bleiben.
Übrigens, mir könntest du die Augenverbinden und ich wüsste, wo das Tor steht; im Laufe der Zeit spürt man eben, wo das ist, was man unter allen Mitteln beschützen will. (wer mir das nicht glaubt, weinen Torwartjob aber verinnerlicht hat, soll es mal probieren; geht ein Stück weg vom Tor, macht die Augen zu und lauft zu einem Pfosten, ihr werdet direkt zu ihm gelangen).




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In stillem Gedenken an Spideratze und Robert Enke.
