Bei aller Sympathie, die ich für den Menschen Butt empfinde (so weit zu beurteilen), bin ich hinsichtlich solcher Wechsel, die nicht wegen Verletzungen vorgenommen werden, recht emotionslos. Das ist der Job und mich fragt auch niemand, ob ich traurig bin, wenn ein Unternehmen meine Dienste gegen eine andere Agentur eintauscht.
Bei Kraft wird es ein Problem sein, wie Verein, Fans, Trainer zu ihm stehen, wenn die erste große Krise kommt. Und die Erfahrung lehrt, dass das bei so jungen Keepern irgendwann so sein wird. Bei Bayern stehen dann immer sofort Titel auf dem Spiel und dieser Ambitionen in einem oder mehreren Wettbewerben durch Fehler des Torwarts verlustig zu werden, ist bei diesem Verein mit dem eigenen Selbstverständnis nicht zu vereinbaren. Wenn er jetzte eine richtig gute Rückrunde spielt, könnte die Ernüchterung bei der ersten Schwächephase umso größer sein, weil ein Neuer dann womöglich nicht mehr auf dem Markt ist oder mit neuem Vertrag erheblich teurer wird.
Ich empfinde die Geschichte als außerordentlich spannend! Wobei ich der Ansicht bin, dass trotz der guten Torwartausbildung die Jahrhunderttalente in einem ziemlich kurzen Intervall auftauchen. Neuer, Adler und jetzt schon wieder einer... Ich kann mir zwar vorstellen, dass Kraft ein Guter wird, doch nach ein paar Spielen in der ersten Mannschaft, die ich weit weniger überschwenglich beurteilt habe, als das allgemein der Fall war und teils sogar eher durchwachsenen Leistungen in der "Zweiten" hoffe ich für ihn, dass niemand Wunderdinge erwartet. Und die muss er nach dieser Beförderung und bei der sportlichen Herausforderung, die die Bayern diese Saison noch vor der Brust haben, beinahe schon vollbringen. Die Fans des FCB sind nicht dafür bekannt, großen Kredit zu gewähren, wenn die Ziele aus dem Sichtfeld geraten bzw. gefährdet werden. Nach den Erfahrungen mit Rensing, bei dem eine objektive Beurteilung schon dazu Anlass gab, sein Potenzial so hoch anzusiedeln, wie der Verein das gemacht hat, könnte man z.B. "Schickeria" die Frage stellen: "Wann lernt Ihr es denn endlich?" Hinzu kommt, dass die Führungsetage offenbar Zweifel hegt, die - das ist menschlich - schneller zur negativen Gewissheit werden, als wenn eine positive Grundeinstellung vorherrschen würde. Die Situation für Kraft ist besser als bei Rensing, das ist klar. Doch immerhin hatte der den Vorteil, dass intern nur sehr geringe Zweifel an ihm bestanden.