35 Minute, SKG Frankfurt II gegen Sportfreunde Griesheim II. Mein Aussenverteidiger legt einen Stürmer recht unsanft, bekommt gelb und Griesheim einen Freistoß, ca. 18 Meter vor dem Tor.
Ich stelle 5 Mann Mauer und ein recht bekannter Freistoßschütze läuft an, trifft den Ball und der hebt sich in bester Hässler Manier über die Mauer.
Mein Stemmschritt kommt wie von allein, der Absprung erfolgt kraftvoll und die rechte Hand schwingt im Bogen zum Ball. Ich spüre den Ball an meinen Finger, dann erklingt ein sattes *Gong* als der Ball die Querlatte trifft und ins Aus trudelt. Ich rolle ab und spüre erst nach dem Aufstehen den dumpfen Schmerz im Mittelgelenk des Mittelfingers. Kurz die Faust geballt, hält, wird schon gehen. In der Halbzeit Eis drauf, prima, der Schmerz wird weniger... Prellung wohl. Weitere 45 Minuten, immer mal wieder gekühlt und bewegt, kein Thema, viel kaputt scheint nicht zu sein, nur schlimm gestaucht.
Der nächste Morgen: Das Gelenk ist nur etwas dicker, tut auch noch weh, aber es ist nicht mehr so schlimm wie gestern. Nur: Ich kann nicht mit Kraft etwas greifen. Schnürsenkel, ich packe zu und ein stechender Schmerz fährt durch keinen Arm zum Kopf... aber man beisst sich durch, so eine Prellung, daß ist schon schlimm. Heute nur Berufsschule, glück, es ist die Rechte, die brauch ich zum Schreiben nicht. Gegen abend ist der Schmerz geringer geworden, ich kann gut kühlen und gehe ins Bett.
Der nächste Tag, kaum noch Schwellung, und auch scheint mir der Schmerz geringer zu sein. Die Arbeit stehe ich durch, ich habe wenig mit der Rechten zu tun und kann den Finger gut schonen, nur ist es mir unmöglich, einen 0,5 mm im Durchmesser messenden Kupferdraht mit dem Saitenschneider zu kappen, dieser Kraftaufwand ist mit höllischen Schmerzen verbunden, das geht gar nicht. Egal, auch das wird sich schon geben.
Nach dem Training pocht der Finger, er ist etwas angeschwollen, aber bis auf die wenigen Momente, wo beim Aufprall oder beim Ablenken, insbesondere aber beim Fausten starke Schmerzen aufgetreten sind, war das Training nicht schlimm, es ging. So eine Lapalie halten wir doch durch. Also zu Hause gut kühlen, Sonntag ist Spiel...
Der nächste Morgen: Wieder kann ich nicht mit Kraft greifen, nicht mal ein Glas halten. Jetzt ist mir doch mulmig. Nein, nicht weil es so weh tut, sondern weil ich keine Greifkraft mehr habe. Bänder? Dann könnte ich die Hand nicht bewegen... also doch nur eine Stauchung... auf der Arbeit kann ich nicht mal kleinste Arbeiten mit Schaltlitze machen, kein Werkzeug richtig halten oder auch nur einen feinen Draht mit dem Kleinsaitenschneider kappen, oder mit links die Lötstelle erhitzen und rechts die Lötpumpe bedienen. Es geht nicht.... ich habe zwar keine großartigen Schmerzen, aber Null Kraft. Ab zum Arzt, mein Chef war nicht begeistert.
Der Arzt ist sichtlich verwundert, daß ich erst jetzt komme, die Röntgenbilder sprechen selbst für mich eine klare Sprache:
Gelenkabsprenung. Die Kapsel ist scheinbar schwer gestaucht, aber vom Gelenk ist deutlich zu sehen, daß dort ein Splitter rechts weg ist, das Gelenk, da fehlen gut 1/3. Ab zum Handchirurg mit den Bildern. Der grinst, hört meine Geschichte, schaut sich die Hand an... dann holt er einen Gasbrenner, eine Kunsstoffschiene und beginnt das Plaste zu erwärmen. Ich erzählte weiter, während er meinen Finger ein wenig drückt, und schmerzhaft am Gelenk etwas tut, dann die warme Schiene wieder unter den Finger packt, wieder am Gelenk etwas drückt, dann wieder die warme Schiene am Finger formt und das so lange, bis er die warme Schiene in eine Fixierung drückt und meinen Finger dann mit Tape sicht mit der Schiene verbindet. Es tut weh, der Druck seitlich ist unangenehm. Er läßt es nochmals durchleuchten, nickt zufrieden und schiebt mich in ein spartanisches Zimmer. Dann kommt eine nette junge Dame und packt mit die Hand bis zum Unterarm in Gips.. Zwei Wochen... nichts Fußball, aus.
Es war ja nur eine Prellung!