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Thema: Übermotivation

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  1. #1
    Nationale Klasse
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    Standard

    Naja, ein Rezept kann man dir da wohl nicht geben, aber ich kann dir sagen, wie ich es früher gemacht habe.

    Wir haben uns immer 75 Minuten vorm Spiel getroffen. Ab dieser Zeit war ich so zusagen allein. Ich habe die Besprechung mitgemacht und jeder wußte, den brauch man nicht ansprechen. Ich bin einfach mein eigenes Torwartspiel durchgegangen. Ganz einfache Grundtechniken ablaufen lassen.
    An andere Spiele habe ich nie gedacht und auch nicht an Training oder ähnliches.

    Zum Aufwärmen bin ich erst alleine gelaufen und wurde dann von meinem Trainer warm gemacht. Wenn ich das hinter mir hatte, habe ich begonnen mit meinen Mitspielern zu reden. Einfach ungezwungen die Jungs noch mal an einige Absprachen erinnert. Dadurch, dass ich mich dann nicht mehr auf mich sondern auf die anderen Konzentriert habe, konnte ich entspannt ins Spiel gehen.

    Was deinen Druck auf dich selber angeht. Du mußt im Tor niemanden etwas beweisen und schon gar nicht dir selber.
    Spiele dein Programm runter. Gerade gegen stärkere Gegner ist es schwer für einen Keeper über sich hinaus zuwachsen. In den Meisten fällen, klappt das nur, wenn man selber eigendlich von der Niederlage überzeugt ist. Dann spielt man unbeschwert und frei und bekommt auch riesen Bälle raus.
    Von unten sieht Können sehr oft wie Arroganz aus.
    Das stört die oben aber wenig.

  2. #2
    Sina
    Gast

    Standard

    Ich war meine erste Saison aufs große Tor übelst nervös, konnte keine 3 Schritte machen, ohne zu stolpern (mal übertrieben dargestellt). Was mir geholfen hat: Wir sind total ungezwungen in die Spiele gegangen, fing schon beim warmmachen an - Spaß haben, gut spielen, wenns geht, die Spiele gewinnen. Mehr nicht. Ich denke, wenn das deine Motivation ist, dann musst du dir selbst auch keinen Druck auferlegen. Ich bin der Meinung, in diesen Druck "wächst" du irgendwann rein. Nur ihn dir jetzt schon zu machen: Warum? Es ist Saisonanfang, es geht um nichts. Einfach Spaß haben.
    Klar bin ich immer noch tierisch nervös vor jedem Spiel, gehört für mich inzwischen auch dazu. Aber unangemessene Erwartungen; Fehlanzeige. Ich weiß, was ich kann, weiß aber auch, das außer mir noch andere auf dem Platz stehen und ich nicht alles alleine lösen kann. Und ich denke, da musst du noch dran arbeiten: Denk dran, das Fußball ein Mannschaftssport ist und versuch, solide deine Leistung runterzuspielen, ohne große Show oder Geschnörkele.

  3. #3
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    Ich kenn das Problem mit der Übermotivation auch. Letzte Saison als unser 1. Keeper sich verletzt hatte und ich kurz vor Schluss ins Tor musste, war ich auch so übermotiviert das ich 2 Fehler machte. Ich habe versucht 2 Bälle festzuhalten, die man eigentlich nur zur Seite abwehren kann. Ich wollte einfach allen beweisen, das ich auch ein guter Keeper bin, obwohl ich das gar nicht brauche.
    "Das ganze Stadion wird gegen uns sein. Ganz Deutschland wird gegen uns sein. Etwas Schöneres gibt es gar nicht."
    Oliver Kahn

  4. #4
    Torwarttalent Avatar von reinke93
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    bei mir ist eher das problem das ich mich vorm spiel total down machen... früher hatte ich vor spielen immer angst einen fehler zu machen und hatte kaum noch spaß am fußball, doch jetzt fühl ich mich in meinem neuen verein richtig wohl!!

    Zwar gegangen, aber für immer in unseren Herzen...

  5. #5
    Internationale Klasse Avatar von strigletti
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    Wer von Übermotivation spricht, muss sich erst mal klar sein was Motivation ist. Motivation ist ein Bündel, das sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt.
    Die erste und wichtigste Teil davon ist unser Motiv, warum wir überhaupt im Tor spielen.
    Der zweite wesentliche Faktor ist unser Ziel. Dieser Teil besitzt eine kurzfristige Komponente und eine langfristige. Der langfristige Aspekt sind unsere sportlichen Ziele im Sinne unserer Karriere und stellen unseren Antrieb dar (was will ich erreichen?), der kurzfristige betrifft unser Handeln in der jeweiligen Situation, um unsere langfristigen Ziele zu erreichen (also der nächste Ball, den wir halten wollen).
    Der dritte Faktor ist unsere Gefühlslage, dazu gehören gute und schlechte Erinnerungen an den Platz, den Gegner, den Ball, das Wetter (Negativbeispiel: Der Gegner gegen den ihr letztes mal 5:0 verloren habt, spielt jetzt auch noch mit dem Ball den du gar nicht magst,Platz und Wetter sind sowieso sch****e, und der Schiri gab im letzten Spiel vor 4 Wochen zwei unberechtigte Elfmeter gegen euch).
    Als Viertes kommt die persönliche Gefühlslage dazu, die wir zum Sportplatz mitbringen (glücklich, traurig, aufgeweckt, schläfrig, genervt, entspannt usw.)

    Aus all diesen Faktoren setzt sich unsere Motivation für das jeweilige Spiel zusammen. Dabei kann es allerdings zu Störungen kommen. Übermotivation ist nur eine Möglichkeit davon und sie tritt ein, wenn die persönliche Zielsetzung zu hoch liegt, weil es entweder an den sportlichen Voraussetzungen fehlt oder die Gefühlslage nicht zu ihr passt. An dieser Stelle kommt ein entscheidender Punkt hinzu. Wir müssen zwischen Eigenmotivation und Fremdmotivation unterscheiden. Soll heissen, decken sich unsere Zielvorstellungen mit denen die von aussen an uns heran getragen werden. Was erwarte ich von mir und was erwarten andere von mir? Aber auch, wird das was von anderen von mir erwartet wird, wirklich erwartet oder glaube ich das nur? Spätestens jetzt sind wir wieder beim Thema "Perfektion", mit all seinen Problemen angelangt (hab ich an anderer Stelle schon was dazu geschrieben).

    Die Folgen von Übermotivation, sind Konzentrationsprobleme und ein Anstieg des Laktatlevels, der unsere muskuläre Leistungsfähigkeit, drastisch reduzieren kann. Ausserdem kommt es aufgrund des überhöhten Adrenalinspiegels zu einer "Werteverschiebung", was aus einem ruhigen, vernünftigen Spieler oftmals plötzlich einen überagressiven "Brutalo" macht.

    Die Lösung des Problems liegt nahe, wenn man sich die Faktoren, die das Motivationsbündel ergeben, näher ansieht. Es ist unabdingbar, dass Zielsetzung und die persönlichen Leistungsmerkmale zusammenpassen und ich mir im klaren bin, warum ich eigentlich auf dem Platz stehe. Hinzu kommt, dass wir mit unseren Motiven klar kommen, indem wir lernen unseren Focus auf die kurzfristige Zielsetzung zu richten und nicht auf unsere Karriereziele. Alles was für uns im Spiel wichtig ist, ist die nächste Parade und nicht unsere langfristigen Ambitionen. Nur so ist es möglich, mit dem richtigen Mass an Motivation, dem optimalen Aktivierungsniveau, für die notwendigen körperlichen und geistigen Prozesse ins Spiel zu gehen.
    Stell dir vor, du gehst in dich - und keiner ist da

    Wer glaubt es reicht, wenn man bis zum Umfallen kämpft irrt sich...kämpfe darum Aufzustehen!!!

  6. #6
    Internationale Klasse Avatar von dennis d
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    Ich hab heut Übermotivation am eigenen Leib erfahren. Letztes Training vor Stammplatzvergabe. Wir haben ein Großfeld spiel gemacht. Ich hab in der schwächeren Mannschaft gespielt, was ich bevorzugt hab, da ich mich dort besser präsentieren konnte. Am Anfang ging noch alles gut. En paar Paraden gehabt und energisch nachgesetzt. Ich war viel zu gestüm, bin wie en verrückter dem Ball nach und hab außerhalb vom 16er en Schuss mit em Fuß geblockt nach meiner missglückten Faustabwehr. So dann gings los. Mein Mannschaft ist gar nicht mehr in der Abwehr und andauernd kommen Stürmer alleine auf mich zu. Bin zwar bei manchen schüssen aus kurzer Distanz mit den Fingern noch dran, kann aber nicht entscheidend ablenken. Ich merk, wie ich alles besser machen will. Aber irgendwie geht es schief. Ich lasse Bälle abklatchen die ich normal locker fangen kann. Hab dann zwischen durch noch ne Gute Parade, aber dann passiert es peinlichste was einem Torwart passieren kann. Der Ball rutscht unter meinem Körper durch. Meine Stimmung war dann am Ende und jo die Motivation auch^^. Hab aber dann es Glück gehabt, dass ich doch die Zusage bekam und hoff, dass ich durch die Sicherheit im Kopf, auch noch mehr Sicherheit auf dem Platz bekomm.

    Mfg dennis
    Saison 06/07 Aufstieg in die Bezirksliga
    Saison 07/08 Aufstieg in die Bezirksklasse

  7. #7
    Internationale Klasse Avatar von Icewolf
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    01.06.2007
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    1.926

    Cool

    Ich arbeite momentan auch viel mental.
    Das witzige daran ist, dass ein Torwart sich (eigentlich immer) zu viele Gedanken macht. Ich glaube, die Gilde der Torhüter ist schon recht grüblerisch.
    Wir blockieren uns häufig selbst. In dieser Saison bin ich gerade dabei, das in den Griff zu bekommen. Ich _kann_ Fussball spielen, nicht nur meine Hände benutzen, ich _kann_ diese Flanke sehr weit von meinem Tor entfernt sicher fangen, ich _kann_ diesen sehr hoch geschossenen merkwürdig herabfallenden Ball _sicher_ fangen. (auf der Linie hab ich eh keine Probleme... )
    ICH KANN ES! Nicht "ich will" oder "ich müsste".
    Es muss aber auch behutsam gehen, schmeißt Euch nicht selbst in ein Meer der Emotionen, sondern geht bewusst in das Spiel rein. Das ist aber nur _meine_ Erfahrung.
    Beim Warmmachen denk ich schon manchmal, wie gut sich dieser festgehaltene Ball in meinen Händen anfühlt... Ich bin soo sicher!!!

    [Ende der Torwart-Metaphysik]
    Die Qualität des Breierzeugnisses ist reziprok proportional abhängig von der Quantität der partizipierten Köche.

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