Ben X (NED/BEL, 2007)

Der unter dem Asperger-Syndrom leidende Außenseiter Ben (Greg Timmermanns) sieht sich in der Schule ständigen Hänseleien und Anfeindungen gegenüber. Nur im Online-Rollenspiel „Archlord“ (gibt’s in auch Wirklichkeit) als epischer Held „Ben X“ kann er sich Respekt verschaffen und nur dort kann er aufgehen. Seine Spielpartnerin Scarlite (Laura Verlinden), zu der er eine intensive Internet-Beziehung pflegt, möchte aber auch den Jungen hinter dem Synonym kennenlernen. Währenddessen finden die Schikanen an Ben ihren Höhepunkt, indem er vor laufender Kamera von seinen Klassenkameraden aufs übelste erniedrigt wird und das Video dazu anschließend ins Netz gerät.

Der Film führt sich in das Innenleben eines höchst introvertierten jungen Mannes ein, zeigt in diesem Fall also die verschwommene Wahrnehmung zwischen Realität und Fantasie. Dies gelingt auf wunderbar kreative Art und Weise, so z. B. als Ben sich im Bad vor dem Spiegel wie bei der Charakterentwicklung in einem Rollenspiel fertig für den Tag macht. Der tiefe Blick ins innere lässt das Mobbing, die Demütigungen dann noch viel drastischer wirken. Greg Timmermanns muss die Rolle mit einer gewissen emotionalen Verschlossenheit spielen und kann trotzdem den Zuschauer berühren. Der starke Soundtrack um Bands wie dEUS oder den isländischen Übermusikern von Sigur Rós untermalt das ganze hervorragend.

Darüber hinaus ist Nic Balthazars Regie-Debüt verdammt spannend, denn man ist stetig besorgt um Ben, der starke Selbstmordgedanken hegt. Manch einer würde auch erwarten, dass Ben es in einem blutigen Akt seinen Peinigern heimzahlt, aber es geht hier doch eher in eine andere Richtung. Teile bilden sich bereits am Anfang im Kopf des Zuschauers, bedingt durch die pseudodokumentarischen Stellungnahmen betreffender Personen. Doch schließlich ist Ben X ein Film, der zum Nachdenken anregen soll. Das Ende ist dementsprechend aufgebaut und entlässt den Betrachter mit einem wohligen Gefühl.

Ein vor Kreativität strotzendes Kunstwerk, gut gespielt und mit richtiger Aussage.

8/10