Boy A (GB, 2007)
Jack Burridge ist der Name seiner Wahl. Er symbolisiert den Neuanfang eines bewegten 24 jährigen Lebens. Er (Andrew Garfield) kommt nach Jahren hinter Schloss und Riegel zurück in die Welt, für ihn eine pulsierende, mächtige Welt. Begleitet von seinem väterlichen Bewährungshelfer Terry (Peter Mullan), mit einem Job und einer Romanze mit einer Mitarbeiterin, beginnt der Resozialisierungsprozess des schüchternen, wortkargen, aber liebevollen Mittzwanzigers. Jack ist der Mörder eines jungen Mädchens, wovon keiner außer Terry weiß. Aus den Medien als „Boy A“ bekannt, ist sein inzwischen gealtertes Gesicht keinem bekannt. Noch nicht.
Der Film schwankt über die komplette Laufzeit zwischen Vergangenheit und Gegenwart und lässt uns so verstehen, verstehen wie Jack tickt, wie es dazu kommen konnte. Ohne plumpe Motive wird seine seelenlose, abgestumpfte Kindheit gezeigt. Orientierungslos, ungeliebt und zutiefst vereinsamt. In dem ebenfalls vom Leben gepeinigten Philip fand er einen Verbündeten in seiner traurigen Welt. Zwei 10 Jährige auf der Suche nach seelischer Befriedigung, voller Wut und Hass, begehen einen Fehler der alles veränderte. Jahre später können diese Ereignisse Jack immer noch nicht loslassen, trotz dem festen Glauben an die eigene Befreiung. Die Befreiung aus dem alten Ich.
Das in natürlichen Grau-Farben gehaltene Drama, imponiert mit seinen hervorragenden Kameraperspektiven, dicht am Protagonisten gehalten. Seine Zweifel und Ängste werden so klar verdeutlicht und so kann man selbst in den etwas lockeren Momenten dieses gewisse Unbehagen empfinden. Möglich wird dies natürlich erst durch die tolle Vorstellung von Andrew Garfield, der aus dem vermeintlichen Monster einen einfühlsamen, aufrichtigen jungen Mann macht, der mit jedem Wimpernschlag bereut, was er als Junge getan hat.
Die Frage, ob jeder eine zweite Chance verdient hat, die muss schlussendlich jeder für sich selbst beantworten. Boy A ergreift keine große Partei und liefert dem Zuschauer lediglich die Hintergrundinformationen, sowie das Hauptgeschehen. Nichtsdestotrotz berührt der Film extrem und ist speziell zum Ende hin eine bittere Pille, die man zu schlucken hat.
8,5/10