Enter The Void (F, 2009)

Oscar verbindet eine intensive Beziehung mit seiner Schwester Linda, seitdem sie als Kinder miterleben mussten, wie ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Gemeinsam schlagen sie sich durch die Halbwelt von Tokio. Er hält sich mit kleinen Drogendeals über Wasser, sie tritt als Stripperin auf. Bei einer Razzia gerät Oscar ins Visier der Polizei. Bei der Flucht wird er niedergeschossen. Sein Körper liegt im Sterben, doch seine Seele weigert sich, aus der Welt der Lebenden zu scheiden.

Quelle: www.film-zeit.de

Ich habe viele Filme in den letzten Jahren gesehen. Viele haben mich unterhalten, viele berührt, viele sogar in Ekstase versetzt und viele haben mich auch extrem gelangweilt, genervt und schmerzen verursachende Kopfschüttelarien verpasst. Hier im Hamburger Cinemaxx im Saal 1, einem der wohl imposantesten Foren für Zelluloid in ganz Deutschland, wurde ich Teil von etwas viel Größerem, etwas bewegendem, Nervenzerreißendem, wunderschönem, hässlichem, nachdenklichem. Das Kunstwerk eines Visionärs, ausgestattet mit dem Mut und der Kreativität um eine gänzlich neue Bildsprache zu entwickeln. Es scheint, als würde man selbst als Geist über der so wunderschön anmutenden und doch so grausamen Welt schweben, es fühlt sich alles so echt an. Man ist gefangen zwischen Leben und Tod und je länger das Treiben von statten geht, desto härter wird es für den Zuschauer am Ball zu bleiben. Gaspar Noé will nicht unterhalten, er will uns nicht mit einem wohligen Gefühl in die Realität zurücklassen. Er will uns auf die Probe stellen, bombardiert uns mit expliziten Gewalt- und Sexszenen und hält die Kamera einfach drauf, weiter und weiter, Einstellung folgt auf Einstellung. Um diesen Film begreifen zu können, müssen wir diesen Prozess durchlebt haben. Auf dem Weg ins Jenseits und zurück.

Ein Meisterwerk – der bisher aufregendste Film des Jahres.

9/10

The Disappearance of Alice Creed (GB, 2009)

Zwei Männer - einer in den Zwanzigern, der andere näher an vierzig - staffieren das Innere eines Lieferwagens mit Plastik aus. Sie kaufen einen Bohrer, eine Matratze und anderes. In einer kleinen Wohnung stellen sie ein Bett für die Matratze auf und isolieren die Wände. Das Fenster wird verbarrikadiert. Als ihre sorgfältigen Vorbereitungen komplett sind, entführen sie eine junge Frau. Sie schleifen sie mit einer Tüte über dem Kopf von der Straße in den Wagen und bringen sie in die Wohnung. Dort fesseln sie die Frau auf das Bett.
Die zwei Kidnapper sind Danny (Martin Compston) und Vic (Eddie Marsan), zwei ehemaliger Profibetrüger, die Lösegeld erpressen wollen. Danny, der jüngere, nervösere der beiden verlässt sich auf den erfahrenen Vic, der mit stählerner Überzeugung handelt. Ihre Geisel ist Alice Creed (Gemma Arterton), die Tochter eines reichen Geschäftsmannes, die Vic und Danny als ihren Pass für ein besseres Leben gewählt haben. Obwohl sie zunächst verängstigt und wie gelähmt ist, stellt sich schnell heraus, dass Alice ihren Entführern nicht ohne Kampf gestattet, aus ihr Kapital zu schlagen. Sie lässt sich auf einen Willenskampf ein, der die bereits angeschlagene Beziehung zwischen den beiden Männern auf die Probe stellt...


Quelle: www.spielfilm.de

Um einen spannenden und unterhaltsamen Film zu schaffen, benötigt es manchmal gar nicht mehr als 3 talentierter Akteure. Ein simpler Plot expandiert durch raffinierte, nicht leicht vorher zu sehende Wendungen, gut herausgearbeitete Charaktere, sowie gute handwerkliche Arbeit, speziell was das Setting und die Kameraarbeit angeht. Der Film ist cool auf eine so erfrischende Art und Weise und erreicht wirklich fast das Maximum seines Potenzials. Martin Compston, den man schon aus „A Guide to Recognising Your Saints“ an der Seite von Shia LeBeof zu sehen bekam, ist ein irre charismatischer Junge. Er verbindet in seinem Spiel diese devote Grundhaltung mit einer unterschwelligen Rücksichtslosigkeit und macht so aus Danny den MVP dieses Films. Die hübsche Gemma Arterton überzeugt erstmals auch in ernsterer Rolle und ist nicht nur das arme Schreihälschen das gerettet werden muss. Eddie Marsan spielt, wie so oft, den unsympathischen Widerling, und das absolut grandios.

Starkes Kammerspiel mit überraschenden Twists und hervorragenden Schauspielern. Ein echter Geheimtipp.

7,5/10

The Expendables (USA, 2010)

Flaue Story, mäßige Dialoge, klischeehaft bis zum Gipfel der Lächerlichkeit. Frauen dienen hier nur der Fleischbeschau. And I give a f*** about it. Männer’s, seien wir mal ehrlich zu uns selbst, das einzige was wir wollen wenn wir in einen Film gehen auf dem Stallone, Statham, Lundgren, Li, Austin, Couture & co. draufsteht, ist unseren Urinstinkten freien Lauf zu lassen, uns wie reviermarkierende Gorillas auf die Brust zu klopfen und laut „UGAUGA“ in den testosterongeschwängerten Dschungel namens Kino zu brüllen. Was wir hier bekommen ist 90 Minuten 80er Jahre Vollgasgemetzel (oh ja, Gemetzel ) mit einem fundamentalen Bodycount. Die Kampfsequenzen sind perfekt choreographiert, so werden die verschiedenen Kampstile sehr deutlich gemacht. Stallone ist der klassische Haudrauf-Brutalo, Statham und Li glänzen mit spektakulärem Kung Fu, MMA-Legende Couture beeindruckt mit ultraharten Takedowns und Terry Crews…nun ja, der lässt eher seine Monsterwumme sprechen! Es ist schlichtweg eine Mordsgaudi die dort von statten geht. Die Bösewichte sind natürlich strunzdoof und aalglatt (Eric Roberts passt perfekt) und man kann ihnen das flammende Inferno ziemlich leicht gönnen.

The Expendables ist eine selbstironische Hommage an die 80er, mit testikelvergrößernden Kills, die ja schon beinahe den Grad der Gewaltpornographie erreichen. Also mir schmeckt’s!

7,5/10