Meine Lieblingsfilme 2012
Vorweg muss ich sagen, dass ich weder „Argo“, „Looper“ noch Andrew Dominik’s „Killing Them Softly“ gesehen habe, sehr zum Ärger meinerseits. Werde diese Filme aber sicherlich im Frühjahr noch nachholen und die Liste dann wohlmöglich editieren. Hier also erstmal die vorläufige Top 10:
10. Shame
Der Trailer zu diesem Drama um einen s.exsüchtigen New Yorker Geschäftsmann war eigentlich schon viel zu gut und ließ auf ein Meisterwerk aller höchster Güte schließen. Vor allem nachdem Regisseur Steve McQueen (nein, nicht DER Steve McQueen), ebenfalls mit Michael Fassbender in der Hauptrolle, ein paar Jahre zuvor mit dem IRA-Drama „Hunger“ die Goldene Palme in Cannes gewann und einen der vielleicht besten Filme der vergangenen Dekade ablieferte. „Shame“ konnte diese Erwartungen natürlich nicht einhalten, ist aber trotzdem noch so düster, abgründig und trotz aller Nacktheit derart unerotisch und abstoßend, dass einem auch lange nach den 100 Minuten im Kinosaal wenig zu lachen zumute ist.
9. The Avengers
Eines kann man Marvel definitv nicht vorwerfen: sie waren perfekt auf dieses Großereignis vorbereitet. Was mit „The Incredible Hulk“ und „Iron Man“ bereits vor 4 Jahren anfing, wurde im Verlauf mit den Filmen um die anderen Marvel-Helden Thor und Captain America weitergeführt. Das ganze Universum wurde ineinander verwoben und wurde so letztlich plausibel mit dem Treffen der Superhelden zu Ende geführt (zumindest vorläufig, die Sequels zu den jeweiligen Filmen sind schon in der Mache). Die Story ist dabei selbst für Marvel-Verhältnisse eher..na ja…einfach gestrickt, aber die Figuren machen Spaß und bekommen alle ihren benötigten Raum. Die Action ist nahezu perfekt inszeniert und der Unterhaltungsfaktor pendelt sich konsequent am Optimum ein. Selten hatte ich so viel Spaß bei einem Blockbuster.
8. Warrior
Bisher waren die Filme zum Thema „MMA“ eher dumpfe Prügel-Werke von leidlich talentierten Regisseuren inszeniert und mit 0815 Gym-Pumpern besetzt. Hier allerdings wagte sich Director Gavin O’Connor an eine emotionale Familiengeschichte umrandet von der Welt der Mixed Martial Arts. Die Kampfszenen sind wahnsinnig packend (nicht umsonst konnte man in den Duellen mehrere Weltklasse-Fighter wie Anthony „Rumble“ Johnson, Nate Marquardt und sogar TNA-Wrestler und Olympiasieger Kurt Angle bestaunen). Die Hauptfiguren, bestehend aus zwei Brüdern und ihrem Vater, werden präzise dargestellt und von Tom Hardy, Joel Edgerton und insbesondere Nick Nolte kongenial umgesetzt. Für MMA-Fans ein Muss, für Skeptiker wohlmöglich eine wohltuende Überraschung.
7. We Need to Talk About Kevin
Ein Schreckensphänomen unserer Zeit: Amokläufe. Warum? Wie kommt es dazu? Und was bleibt? We Need to About Kevin beschäftigt sich nicht mit den herkömmlichen Erklärungsansätzen der Medien, sondern zeigt lediglich den Weg einer überforderten Mutter und einem gewieften, abweisenden und vor allem fiesen Sohn, der wie ein Fremdkörper im Familienbild wirkt. Die Frage die sich der Zuschauer stellt, ist einfach: was kann Hauptfigur Eva (perfekt: Tilda Swinton) für die Gräueltaten von Kevin? Wo war der entscheidende Fehler, der das Chaos entfachte? Wer glaubt es werde im Laufe des Films so einfach vorgekaut, der täuscht. So etwas zu rationalisieren wäre der falsche Weg.
6. 50/50
Wenn sich mit Kreative mit einem schwer tun, dann wohl mit Aufgabe Krankheit und Humor gleichwohl zu benutzen, ohne dabei mit angezogener Handbremse zu agieren. Hier gelingt dies auf vorzügliche Art und Weise, traurige Szenen wechseln sich mit Momenten schallenden Gelächters ab, ohne dabei Widersinnig zu erscheinen. Die Schauspieler sind dabei auch eine tragende Stütze, so ist „50/50“ in allen Rollen mehr als stimmig besetzt. Wer also nachdenklich gestimmt sein möchte, ohne dabei aber gänzlich auf spaßige Unterhaltung verzichten will, anschauen!
5. The Artist
Die Ideen, einen Stummfilm über einen Stummfilmstar zu machen, der sich in eine unbekannte Nachwuchsdarstellerin verliebt, die ihn alsbald durch die Erfindung des Tonfilms den Rang abläuft, kann man ohne weiteres als brillant bezeichnen. Michel Hazanavicius lässt der Kreativität nur so freien Lauf, wodurch ein paar der originellsten Filmszenen der letzten Jahre (besonders die Alptraum-Sequenz des Protagonisten) entstehen. Zudem bietet der Film mit Charmebolzen Jean Dujardin und der stark aufspielenden Schönheit Berenice Bejo zwei Granaten in den Hauptrollen. Eine Hommage an das Kino, an die Magie des Films und den Mut zu Neuem. Die schönste (Liebes-)Geschichte des Jahres.
4. Skyfall
Nachdem Daniel Craig mit dem überragenden „Casino Royale“ einen furiosen Senkrechtstart hinlegte und gleichzeitig alle Skeptiker Lügen strafte, war für viele Fans ein Bond geboren, der an längst vergangene Zeiten anknüpfen könnte. Diese Hoffnung wurde kurz darauf zwar nicht gänzlich zerstört, jedoch konnte der zweite Craig-Bond „Quantum of Solace“ zu keiner Zeit an das vielschichtige, ultra spannende Original heranreichen und bot inhaltlich wenig an. Zu sehr distanzierte sich der Film von den Stärken, die Bond zu dem insgesamt vielleicht größten Film-Franchise überhaupt gemacht haben. Das Gesehene wirkte mehr wie neuer Teil der Bourne-Reihe, nur mit anderen Namen.
Skyfall hingegen nimmt die Messerscharfen Dialoge aus „Casino Royale“, mischt sie mit den klassischen Bond-Elementen der Connery-Ära und dem unterschätzten Lazenby-Kracher „On Her Majesty's Secret Service“, und lässt dies in einem Inspirationsrausch mit der Dark Knight-Trilogie auf die Leinwand knallen. Heraus kommt ein hoch spannender Spionageactioner mit super Bondgirls (auch wenn Berenice Marlohe mehr Screentime verdient gehabt hätte), einem genialen Schurken und fabulös inszeniertem „Krawumm“. Bitte bitte mehr davon!
3. The Dark Knight Rises
Meine Filmhoffnung für das Jahr 2012. Das Werk auf das ich 4 Jahre mit großen, ja eigentlich viel zu hohen Erwartungen gewartet habe, obwohl ich den Vorgängerfilm „The Dark Knight“ aus heutiger Sicht doch etwas überschätzt halte. Ich hatte mir deshalb auch für den finalen Teil von Christopher Nolan eine weniger narrative Erzählweise, mehr Schauspiel als Dialog gewünscht. Ein gebrochener Held, der nicht erzählen muss was er fühlt, sondern es einfach ausstrahlt. Nolan und sein Bruder konnte dies in ihrem Drehbuch nur wenig zeigen, verfielen stattdessen wieder in alte Strickmuster. Auch Antagonist Bane enttäuscht trotz der starken ersten zwei Drittel ein klein wenig, man hätte sich sicherlich ein besseres Ende für ihn einfallen lassen können. Als Filmmonster an sich überzeugt der Mann mit der Maske allerdings jederzeit. Perfekt inszeniert wird dies in dem ersten Aufeinandertreffen mit Batman. Den jungen Cop John Blake hätte man sich eigentlich auch sparen könne, auch wenn Joseph Gordon-Levitt natürlich immer ein Sympathienfänger ist. Darüber hinaus missfielen mir die wie im Vorgänger viel zu häufig vorkommenden Szenen bei Tag. Das mag dem Film zwar mehr Realismus verleihen, nimmt dem dunklen Ritter aber immer etwas von seinem mysteriösen Charme und lässt ihn fremder als nötig wirken.
Das mag alles sehr hart klingen, The Dark Knight Rises mag vielleicht auch der schwächste Teil der Trilogie sein (ohne Gewähr, mehrfaches Sehen wird vorausgesetzt), aber die Charaktere sind immer noch zu stark, die Rahmenhandlung zu interessant, die Chemie zwischen Bruce Wayne und Selina Kyle (sexy, gefährlich, sau cool: Anne Hathaway) zu elektrisierend und die Action zu groß und bombastisch, sodass sich der Abschluss der Dark Knight-Trilogie eine Nasenlänge vor dem geistigen Bruder Skfall platzieren kann. In Zukunft lieber etwas mehr Dreckigkeit (wie in Batman Begins), Warner Bros.
2. Take Shelter
Ein Film komplett nach meinem Geschmack: keine substanzlose Überinszenierung, kein Overacting und abgenutzte Schockeffekte. „Take Shelter“ überzeugt durch seine markerschütternde Intensität, die sich stetig steigernde, innere Spannung sowie einem Berserker von einem Schauspieler. Michael Shannon als von Alpträumen und Halluzinationen getriebener Bauarbeiter Curtis ist so präzise und genau, subtil und gleichzeitig einnehmend, dass man einfach nur gefesselt ist von seinem Spiel. Da bewies die ach so tolle Academy mal wieder ihr Talent fürs Übersehen von Leistungen, die man eigentlich nicht übersehen kann. Macht den Film aber keinen Deut schlechter.
1. Drive
Stil hat einen Namen: Drive
Ein Kunstwerk, coolster Film seit Jahren, lässigster Soundtrack ever. Was will man da noch schreiben?