So, hier komt die Fortsetzung von Kapitel 5 sowie der Anfang von Kapitel 6. Viel Spaß![]()
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Kapitel 5
Vor der Tür wartete bereits Thorben. „Hey Jan! Alles klar? Man, ich freu mich richtig auf das Tunier!“ „Hi Thorben,“ erwiderte Jan wenig begeistert, „Jaaah, ich mich auch...“.
Schweigend gingen sie zum Vereinshaus, vor dem ein Reisebus geparkt war. „Hey Jungs!“ hörten sie Holger herüberrufen, „hier hin, hier könnt ihr eure Taschen reinwerfen.“ Nachdem beide ihre Taschen verstaut hatten, musste die ganze Mannschaft noch eine Weile auf ein paar „Nachzügler“ warten, die entweder „Es tut mir leid Holger, ich hab verschlafen...“ oder „Der Bus hatte aber Verspätung...“ als Entschuldigung murmelten. Mit einer Viertelstunde Verspätung ging es Richtung Sichtigungstunier in Guldenburg.
Kapitel 6
Die einstündige Fahrt gestaltete sich recht eintönig, der MP3-Player und ein paar ältere „Fußball aktuell“ – Ausgaben waren ihre besten Freunde, bis endlich das Stadion des „FC Guldenburg 05“ in Sicht kam. Pötzlich wurde es unruhig im Bus. Von vorne kamen Anweisungen wie „Hey Jungs, zuhören!“ oder „Keine Hektik, Jungs, schön gesittet und ruhig!“ die aber in einem Hagel aus Rufen untergingen: „Hey Jürgen, wirf mal meine Jacke rüber!“ „Mist, wo ist mein MP3-Player? Lars, hattest du den?“ „So ein Sch***, wer hat die Cola über das Heft gekippt?!“
Nachdem der Bus zum Stillstand gekommen war, drängten sich alle durch die schmalen Bustüren, um ja als erster einen Blick auf das Stadion zu werfen, dessen Vereinsheim für drei Tage ihr neues „zuhause“ sein würde.
„Guckt mal da, die Profis sind auch da!“ Jan und Thorben unterbrachen ein hitziges Gespräch, was für ein Platz in diesem Turnier wohl erreichbar wäre, und schauten rüber zu Lars, dessen Finger in Richtung Hauptplatz wies. „Oh mein Gott, haben wir ein Glück! Wir können gleich mal rüberlaufen und zuschauen!“ Thorben schwang sich seine Tasche über den Rücken und folgte aufgeregt der Mannschaft, die bereits auf dem Weg Richtung Stadion war. Jan war auf einmal elendig zu mute. Er fühlte sich garnicht als ein Teil seiner Mannschaft, die sich freute und dem ersten Spiel entgegenfieberte, sondern eher als ein Unbeteiligter, der dem Spiel vom Rand aus zusah. Und genau das würde er morgen tun.
Das Mittagessen nahm die Mannschaft im Vereinsheim ein. Es gab, ganz schlicht, aber ganz nach dem Geschmack von Jan, Nudeln mit Tomatensoße, dazu eine kühle Cola oder Sprite. Das hob Jans Stimmung wieder ein wenig. Nach dem Essen gingen sie auf ihre Zimmer, um sich einzurichten und für das Training auf der riesigen Anlage vorzubereiten. Die meisten hatten jedoch keine große Lust, ihre Taschen anzurühren, und so hangen sie eher faul auf ihren Betten und fachsimpelten über das kommende, erste Spiel.
„Also so wie ich das gehört habe, gibt es hier zwei Favoriten für das Tunier: Erstmal natürlich den FC Guldenburg, deren Jugendabteilung hat letztens die Amateure von Günzelburg geschlagen! Und dann wäre da noch der SW Port, ihr wisst schon, die aufgeblasenen Kerle, die jedes Jahr groß ihre Vereinswoche feiern.“
„Aaah, die kloppen wa doch mit links vom Feld!“ lachte Jürgen im Hochbett über Jan.
Der Trainingsplatz erwies sich als ein Kunstrasenplatz, der sich bei starker Sonne gerne etwas erhitzte. Jan schaute wehmütig rüber zum Vereinsheim, in dem er seine lange, gut gepolsterte Hose schön gefaltet in der Tasche liegen gelassen hatte. Das Einlaufen ließ Holger heute (zur Überraschung der ganzen Truppe) unter den Tisch fallen, da sie das kurze Stück bis zum Platz gejoggt waren und bei den meisten von der Hitze und dem Schweiß schon das Trikot am Körper klebte. Zusammen mit Stefan machte sich Jan an das (inzwischen gewohnte) Torwarttraining. Trotz dass er es nicht gerne wahrhaben wollte, das Training mit Stefan hatte ihn viel agiler und sicherer gemacht, seine Technik verbesserte sich zunehmend und es machte einfach Spaß, jemanden an seiner Seite zu haben, mit dem man sich messen konnte. Eine schweißtreibende Übung jagte die nächste, Jan gab alles, vor allem wenn er bemerkte, dass Holger das ein oder andere Mal herüberblickte, und parierte viele Bälle glänzend. Bis plötzlich – Stefan fiel bei einem Schuss von Jan unglücklich auf seine linke Hand. Jans Konkurrent lag geschlagen am Boden, der Ball kullerte hinter ihm aus dem Netz. Sofort stand Holger neben ihm: „Jan, hilf mal mit anpacken!“ Zusammen hoben sie Stefan hoch, der die verletzte Hand nun begutachtete. „So ein Mist aber auch,“ fluchte er. Holger stand die Nervosität ins Gesicht geschrieben. „Stefan? Tut es sehr weh? Kannst du spielen? Kannst du morgen spielen?“ Die letzten Worte fragte er etwas eindringlicher. „Ich glaube, ich gehe schon einmal zum Vereinsheim, das ist gaube ich besser so.“ Nachdem Stefan sich entfernt hatte, schnaubte Holger und wies Jan an, die Bälle in das Ballnetz zu packen. „Der Rest mal hergehört – für heute ist das Training vorbei! Seht zu, dass ihr nach oben kommt!“
Während des Duschens gingen Jan zahlreiche Gedanken durch den Kopf – Stefan war verletzt, er bekam wohl möglich die Chance, dieses Turnier zu bestreiten – während er diesen Gedanken hinterherhang, blieb er als letztes im Umkleideraum zurück. Schnell zog er sich um, stopfte die alten, dreckigen Sachen in eine seperate Tüte, strubbelte sich durch sein widerspenstiges, nasses Haar und war im Begriff, die Umkleidetür schwungvoll aufzustoßen – bis ein paar geflüsterte Stimmen auf dem Flur ihn stutzig machten. Leise öffnete er die Tür, und ein kleiner Spalt Licht fiel in die jetzt dunkle Kabine.