Freut mich, wenn es euch gefällt. Es macht auch ne Menge Spaß, es zu schreiben
So, hier mal ein wenig mehr


Kapitel 3

„Na, das Training war ja mal völlig daneben,“ schnaubte Jan, als er zusammen mit Tobias vom Platz ging. Trotz das er völlig verdreckt, verschwitzt und langsam am Ende seiner Kräfte war, hatten sie in diesem Trainingsspiel 6:1 verloren. Eigentlich war es etwas ganz normales, etwas auf das Jan sonst nicht viel gab. Es war halt „nur“ Training. Aber dieses Mal wurmte es ihn doch schon. Stefan hatte heute eine sehr gute Leistung gezeigt und war damit sicherlich hoch in der Gunst von Holger gestiegen.
In der Umkleide und in der Dusche mied er den Blick von seinem neuen Konkurrenten. Zwar stand noch gar nicht fest, ob dieser überhaupt nach Neustädt wechseln würde, aber Jan hatte trotzdem ein ganz mieses Gefühl bei dieser Sache. Bis jetzt genoss er einen Platz, der von niemanden bedroht schien. In seinem Jahrgang war Jan der einzige, den es ins Tor zog.

Zuhause war er noch genauso niedergeschlagen. Erschöpft nahm er das Abendessen zu sich und wünschte allen eine gute Nacht. Vor allem sich selbst.

Der nächste Tag verging ziemlich schnell. In der Schule hatte er eine „Befriedigend“ im Chemietest wiederbekommen, was seine Laune ein wenig hob. „Hätte nicht gedacht dass das noch ne drei gibt,“ grinste er breit zu Thorben herüber. „Ich hab das mit den Massengleichungen zu Hause beim Üben überhaupt nicht kapiert.“
Der Schulweg führte einmal mehr an seinem neuen Traum vorbei: den strahlenden Handschuhen in der Auslage des Sportgeschäftes.
„Vielleicht sollte ich Vater drauf ansprechen, bei Mum hab ich eh keine Chance...“
Als er heimkam, saß sein Vater mit seinem Kollegen Rüdiger bei einem Bierchen hinten im Garten.
Beide waren in eine heftige Diskussion vertieft, in der es um die diesjährige Bezirksmeisterschaft ging.
Rolf hielt natürlich eisern an einem Sieg des FC RW fest, einTraum, dass sich seit circa fünfzehn Jahren nicht mehr erfüllt hatte. Rüdiger war der festen Überzeugung, die zweite Mannschaft von Günzelburg würde ihrer Favoritenrolle gerecht.
Mitten in diesen Glaubenskampf stürzte sich Jan. „Hi Rüdiger. Papa? Ich wollt etwas fragen.“ Rolf unterbrach sich und sah mit roten Kopf zu seinem Sohn. „Ah, Jan. Schon aus der Schule? Was gibt’s?“ „Nun ja, es geht um meine Handschuhe, und zwar sind die jetzt schon ziemlich abgewetzt und...“ „Ha, euer kleiner Verein kann es sich nicht leisten, seinen Mitgliedern vernünftige Ausrüstung zu stellen, hab ich Recht? Tja Rolf, so wird das auch nichts mit der Meisterschaft!“ „Ach ja? Wir erreichen auch ohne einen dicken Geldbeutel...“ „Jaja, Team ist das wichtigste, bla, ich weiß!“ „Papa? Könnten wir die Sache hier eben zuende führen? Danke.“ „Oh, sicher mein Sohn. Also was war nochmal.. Ah ja, deine Handschuhe. Brauchst du neue?“ „Genau. Um ehrlich zu sein, hab ich da auch schon etwas ins Auge gefasst...“

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass dein Vater das so einfach hat durchgehen lassen!“ sagte Thorben zu Jan. Die beiden waren diesen Donnerstag wieder einmal auf den Weg zum Training. „Du hättest sehen sollen, wie er beim Preis zusammengezuckt ist,“ lachte Jan. „Aber weil Rüdiger da war, hat er sich nichts anmerken lassen und „Ja“ gesagt. Es kommt halt auf den richtigen Moment an.“
Vor dem Training wollte er unbedingt die neuen Handschuhe abholen. Zusammen gingen sie in das Geschäft, und ein vertrauter Geruch, ähnlich dem von Plastik, stieg ihnen in die Nase.
Jan schritt entschlossen zum Handschuhregal. Da lagen sie, in eine Verpackung erster Klasse eingeschweißt, unter sich das Preisschild: „119.95,-“.
Sie bezahlten und gingen weiter ihren Weg Richtung Platz. „Nun mach schon auf,“ drängte Thorben. Jan empfand sie in ihrer Verpackung, jetzt, wo er sie besaß, als viel zu schön, um sie auszupacken und mit ihnen auf dem harten Platz zu trainieren.
Schließlich öffnete er die Packung doch und streifte sich den ersten Handschuh über. Er passte perfekt, fühlte sich an wie eine zweite Hand. „Super,“ dachte sich Jan, „damit hol ich heute die Dinger raus.“