Hallo marie,
ja, eigentlich sollte bis zur D-Jugend, also U11 keine Spezialisierung erfolgen. Sagt man so.
Doch viele Sportarten spezialisieren schon aufgrund Ihres Feldes: Judo, Ringen, Karate und andere.
Zwar kann sich ein Judoka später noch spezialisieren, doch dies meist erst Ü16, wenn er das Grundprogramm verstanden hat. Dann geht er zum Bodentechniker, Standtechniker, Kata, oder ähnlich über...
Dies ist mit dem Fußball nicht zu vergleichen.
Auch im Turnen ist erst nach der Grundschule eine Spezialisierung erwünscht, weil erst dann gezielt auf ein Gerät, oder eine Geräteauswahl hingearbeitet wird... auch beim Schwimmen müssen alle Grundtechniken erlent sein, bevor sich der Schwimmer auf eine Distanz und einen Stil als Schwerpunkt einstimmen sollte.
Trotzdem sieht man schon bei Kindern bestimmte Vorzüge, die man dann ruhig unterstützen kann und sollte. Nur sollte man die Kindr nicht krampfhaft dabei halten.
Sprich: Wenn heute die "Blaue Mauer" nicht ins Tor will, dann stellt man diese nicht. Ebenso sollte man kein Kind ins Tor zwingen, denn das wäre auch eine zwanghafte Spezialisierung, die man nie machen sollte. Ausprobieren kann man im Training und da sollte man es ruhig zulassen.
sprich ich nehme auch immer mal wieder einen Jungen Kicker zum Tw-Training dazu, wenn er denkt, daß er das mal ausprobieren möchte.
Da es mehr Spiel und spaß ist, ist das eine Sache, die jemand jederzeit mitmachen kann, solange er möchte und Spaß daran hat.
Aber nie sollte man ein Kind zwingend. Wenn also ein Kind nicht ins Feld will, sondern Torwart sein will und möchte, dann ist es das Kind solange es möchte. Allerdings, und das ist dann die Vermittlungskunst des Trainers, sollten alle Torleute auch immer und immer wieder Feldspieler Erfahrungen machen, denn sie müssen verstehen, wie das im Feld ist und sich auch so spielerisch die Feldspielertechniken aneigenen.
Das daher auch ab und an mal ein Feldspieler in tor geht, ist auch klar, denn gerade die, die den Torwart anmeckern dürfen ruhig mal so eine Sache als Belehrung bekommen, einfach um am eigenen Leib zu erfahren, wie das als Torwart ist.
Dafür ist Training da. Spiel ist nun Wettkampf.
Hier stellt man ein Team! Wenn nun das Team die "Blaue Mauer" fordert, und der Ersatztorwart auch lieber Libero spielt, warum dann hier gegen das Team arbeiten?
So schweißt sich ein Team selbst zusammen! Es wächst aus der eigenen inneren Stärke heraus und es bildet sich aus, was einst gesagt wurde: "11 Freunde müßt Ihr sein!"
Die "wilden Kerle" kennt jeder der Kicker... doch viele begreifen nicht, daß es gerade dabei um Teamgeist, Freundschaft und das miteinander wachsen geht! Fußball ist das nur Mittel zum Zweck, eine Leiter, die man gemeinsam erklimmt.
Somit stellt der Trainer die Leute auf Positionen und es wird sich im Fußball schnell zeigen, wer der Stürmer ist und wer dann doch eher Verteidiger, wer vielleicht ein Allrounder ist und wer dann doch vielleicht gar nicht so der Fußballer ist. All diese Leute muß man im Team unterbringen und einbinden.
Denn selbst die, die nicht wirklich Fußball spielen können, werden mit Training, Kondition und auch der Erfahrung trotzdem für die ein oder andere Sitation genau der Richtige sein und das muß man diesen klar machen. Wenn ich z.B. einen habe, der nicht Fußball spielen kann, zwei Linke Füsse hat, aber 40 Minuten ununterbrochen rennen kann, auf keinen Trick reinfällt, und immer irgendwie den Ball wegkicken kann, dann mache ich daraus einen Manndecker, einen richtigen Kettenhund!
Das ist etwas, was man Kindern dann auch gern als Aufgabe erklären kann und sehen kann, ob Sie die Nische, die sich auftut auch ausfüllen wollen.
Einige lernen es nie, und weil sie die Nische nicht füllen wollen, bleiben diese immer eine graue Nummer und spielen später eher selten oder geben es auf, doch andere sehen und begreifen die Chance und füllen diese aus, mit Leidenschaft und Hingabe, wie es nur Kindern eigenen ist. Und dann habe ich jemand, der auf der Bank sitzt, und nur darauf wartet, von der Kette gelassen zu werden, der Spaß daran hat, einen gegnerischen Spieler auszuschalten und zur Verzweiflung zu bringen. Und der damit sich im Team auch eine Position erarbeitet hat, der dem Team nützlich ist... und dann lernt das Team auch, wie Veränderungen das Team stärken oder schwächen können.
Es lernt, Respekt und Toleranz, es lernt Verantwortung und Vertrauen!
Alles Dinge, die ich jemand mitgeben muß, gerade in dem Alter.
Daher: Man macht keine Spezialisierung aufgrund von bestimmten Dingen, also stellt den Dicken oder Langen ins Tor! Das ist falsch.
Aber man fördert die Wünsche und Passionen der Kinder, ohne dabei die Breite des Sports aus den Augen zu verlieren.
Somit kann ein Kind in eine Spezialisierung hineinwachsen, aber jederzeit auch die Sache wieder verlassen!
Obigens Beispiel zeigt gut, das man hier gegen den Willen des Kindes gearbeitet hat, und damit eine Nische sich schloss.... Etwas, was das Kind mit allem Herzblut und aller Hingabe wollte, hat sich nicht erfüllt, weil es nicht gefördert, sondern in seiner eigenen, ureigenen Entwicklung, die aus sich selbst heraus kam, behindert wurde.
Dies ist leider auch nicht richtig.
Jeglicher Zwang ist daher abzulehnen und das wird dann oft als mißinterpretiert, daß man nicht 'spezialisieren' darf.... Das ist nicht korrekt, denn wenn es ein Kind will, warum dann nicht?
Ich kann kein Kind zwingen vom 5 Meter Turm zu springen, aber wenn es der ureigene Wille des Kindes ist, es zu tun, dann sollte man sehen, daß man dem nachgibt, und wenn man erst vom Beckenrand mit der Sprunghaltung anfangen muß: Egal! Das Kind hat für sich ein Ziel, und der Weg dorthin ist meine Aufgabe.
Merkt das Kind auf dem Weg, daß es nicht in Ordnung ist, dann prima! Ich habe auch meinen Job als Trainer/Übungsleiter erfüllt. Ich habe dem Kind den Rückhalt gegeben, und es die nötigen Erfahrungen für einen eigenständigen Entschluss machen lassen. Es ist gut so, denn das Kind lernt sich einzuschätzen, sich zu vertrauen.
Arbeitet das Kind aber trotzdem weiter, geht vom Einer zum Dreier über, dann ist das Prima. Will es dann dennoch vom Fünfer nicht springen, auch wenn es es einst wollte: Auch gut! Die Entscheidung ist auch hier aufgrund der Erfahrung gefallen, die eigenen Grenzen sind dem Kind bekannt und ich habe dem Kind Sicherheit und Möglichkeit gegeben, diese Grenze selbst zu erfahren. Auch hier habe ich meinen Auftrag vollkommen und kindgerecht erfüllt.
Besteigt es aber dann doch den Fünfer, können 20 Leute zu früh und falsch schreien: Ich habe dem Kind mit dem Weg vom Beckenrand, über Einer und Dreier die Erfahrung, die Technik und die Sicherheit gegeben, warum dann es nicht zulassen?
Es wird dann springen, denn es ist der ureigene Will des Kindes und meine Aufgabe ist es, für die Sicherheit zu sorgen, aber auch der Rückhalt für den Willen zu sein, ohne dabei zu forcieren oder zu beeinflussen.
Wenn es denn also oben an der Kante steht, darf ich nicht rufen: "Spring schon! Du kannst es!" Das wäre falsch, sondern ich muß ruhig abwarten.. zeigen das ich da bin, und wenn das Kind nun den Willen hat, in sich selbst ruht und auf sich vertraut, wird es den letzten Schritt tun, und springen! Es wird die Angst überwinden, und seinem Willen nachgeben, und eine neue Erfahrung machen.
Und dann mit dem Übungsleiter nach dem Sprung oder auch nach der Entscheidung nicht zu springen, diese Sache verarbeiten wollen.
Dafür muß man da sein, die Entscheidung zu akzeptieren, nicht zu verurteilen, nicht zu forcieren, sondern auch wieder das Selbstwertgefühl zu steigern...
Und wenn es dann vom Fünfger gesprungen ist, es nicht forcieren weiter zu machen, sondern zu sehen, ob es es nur getan hat, der Erfahrung und Grenzerfahrung wegen, oder weil es darin Gefallen findet und daher nun weiter gehen möchte...
So ist es dann auch im Fußballtor!
Ich forciere nicht, wer ins Tor geht, noch wann jemand das Tor verläßt. Ich ermutige niemand, ins Tor zu gehen, noch das Tor zu verlassen.
Selbst wenn ein Kind im Tor eine Perspektive hätte und hat: Ich werde es im Tw Training vielleicht informieren, wie gut es ist und daher diese Nische aufzeigen, aber es ist der Willen des Kindes, wie und ob es diese Nische ausfüllen möchte.
Somit ist mir egal wer ins Tw Training kommt, von den Kleinen. Alle sind willkommen und alle können nach der Übungsstunde auch sagen, daß sie wieder kommen oder nicht wieder kommen. Es ist egal!
Denn die Kinder, die von allein wiederkommen, die haben Gefallen daran und fühlen sich wohl! Das gilt es zu fördern, alles andere ist unwichtig.
Auch ein Trainer, der zwanghaft dies oder das verbessert haben will, der ist bei mir fehl! Dies ist nicht meine Aufgabe in der Alterklasse.
Meine Aufgabe ist es, Verletzungen durch eine saubere Technik zu vermeiden, Grundlagen zu vermitteln, mit Ängsten vertraut zu machen, Gefahren spielerisch aufzuzeigen und so Kinder an Ihre Grenzen zu führen, mit der Sicherheit, daß nichts passieren kann. Sie müssen erkennen wo Sie stehen, aber auch die Möglichkeit haben, Neuland zu erschließen.
Dafür gibt es Übungen und Spiele, und es gibt keinen Erfolg oder Mißerfolg... Es gibt nur gut gemacht! Wertungsfrei... ich als Trainer ziehe eine Wertung, ja, aber ich wirke nicht auf Änderung ein.... das kommt erst später.
@Marie: Wenn er der bessere ist, wird es sich trotzdem noch entwickeln und auch durchsetzen.... Lass Ihn daher ruhig laufen. Sei bei Erfolgen und Miessrfolgen einfach da, aber wertfrei und trage Entscheidungen deiner Kinder beratend mit.... so werden Kinder stark!