Marie,
wir Erwachsenen machen diese Welt!
Wir müssen also Kindern die Möglichkeiten geben.
Wir Eltern müssen uns zusammen raufen, wir müssen tun. Denn wenn Neubaugebiete Kinderfeindlich werden, hängt es an der Planung, und dann sind wir gefragt. Im Ortsbeirat solche Dinge anmahnen und die Politik darauf aufmerksam machen.... und Parkanlagen gezielt ansteuern.
Wir müssen uns auch Zeit für unsere Kinder nehmen und nicht hoffen, oder glauben, es reicht die Kinder vor die Tür zu treten!
Denn ich bin ein Stadtkind, groß geworden zwischen Slum und Hauptstrasse, zwischen Bahngleisen und Kneipenviertel, zwischen mit Müll verunrateten Spielplatzruinen und tristen Parkanlagen.... und trotzdem, ich hatte Spielplätze.
Bei meiner Oma in den Auen des Flusses, oder im Park mit seinen Spielplätzen, wo meine Eltern mit mir hingegangen sind...
Heute bin ich Eltern, heute muß ich also meine Kinder an solche Orte bringen und Ihnen diese Chancen verschaffen.
Denn meine Kinder wachsen so auf, wie ich, und daher muß ich dafür Sorge tragen, daß Ihnen diese Freiheiten gegeben werden.. und die Chancen sind da...
Es ist daher gut, daß Du Dich machtlos fühlst, denn wenn Du die Macht hättest, du würdest den Druck verstärken, anstelle diesen zu mindern. Denn Du willst etwas ändern was vielleicht eher Zeichen eine Überbelastung, ja einer Überforderung in der Situation ist....
Und jetzt würde sogar Mama daran schrauben... Mama, die eigentlich dafür Sorgen müßte, diesen Druck zu nehmen und dem Kind andere möglichkeiten zu verschaffen.
Das diese Welt nicht für Kinder gemacht ist, nicht auf Kinder baut, ist eine andere Sache.
Duetlich zeigt mir, daß aber Wir es sind, die diese Welt gesachaffen haben und heute jeder die Schuld bei anderen sucht.
Wir haben den Leistungegedanken um jeden Preis in den Sport und den Kindersport getragen, wir haben Ideale gemacht, die Kinder zu erfüllen haben und wir geben vor, was Kinder erreichen müssen! Wir geben aber nicht mehr vor, wie Freiheit aussieht, wir stellen Grenzen nicht mehr klar, wir legen die Füsse hoch und lassen andere tun!
Ich sehe es deutlich um mich herum, und das schlimme ist, jeder schaut mich an uns sagt: "Wow, was deine Kinder alles mitmachen, also meine würden das nie tun!"
Falsch!!
Sie würden es tun, wenn man sie mitnimmt, mitmachen läßt. Aber Mama kommt von der Arbeit nach Hause, setzt sich und legt die Füsse hoch, muß sich entspannen.... keine Zeit jetzt mit Kind in den Park zu fahren.
Dafür fahren diese Eltern dreimal mit Kindern in den Urlaub und 5 mal in Zenterparks.. Dort legen sie die Eltern in den Sand und 'relaxen', die Kinder spielen am Strand oder in der Betreuung...
Tja, und wie sehen andere Eltern aus?
Die fahren nach Bayern, besuchen alte Wassermühlen, fahren mit der Dampfeisenbahn, gehen in den Klettergarten, besuchen das Deutsche Museum, fahren ins Freilichtmuseum, besuchen Neu-Schwanstein, wandern durch die Marienklamm, machen ein Picknick auf einer Almwiese....
Und die Zenterpark-Eltern und Strandurlauber rufen aus: "Das ist doch kein Urlaub! Das ist doch Stress!"
Sicher, für Eltern ist das vielleicht nicht Ruhe, nicht die totale Entspannung, aber für die Kinder ist es Abenteuer, ist es Toben, Spielen und Lernen...
Und daher.... es liegt an uns!
Und wenn ich ehrlich bin, bei vielen Kindern ist es mir langsam Wurscht. Denn die Kinder, die kann ich beeinflussen, nicht aber die Eltern. Es sind Eltern, die Kinder lieber 5 mal im Jahr in die Fußballschule schicken und teuer Geld bezahlen, als zweimal pro Woche auf dem Fußballplatz das Tw-Training abzuwarten. Denn auf dem Fußballplatz macht es ein Niemand, in der Fußballschule ein Ex-Profi... und der Sohn soll was werden, also muß es teueer sein und Mama kann Sohn in der Fußballschule abgeben!!!
Da ich nun diese Eltern, die versuchen einen kleinen Lehmann zu züchten nicht beinflussen kann und will, ist mir egal, daß diese Kinder dann Stundenlang Playstation zocken, eine Amsel nur als Vogel identifizieren, 5 verschiedene Bäume nicht kennen und nicht ein einziges Mal an einem Bachlauf einen Staudamm gebaut haben... Es sind Kinder, die eingesperrt sind, oder sich selbst überlassen sind, in der so gut gemeinten Freiheit...
Wenn heute meine Tochter von der Spitze des Klettergerüstes im Herzogenriedpark ein lautes "Paaapaa, hier ooooben!" brüllt, dann weil Sie sich überwunden hat, dort oben zu sein, und weiß: Der Papa, der kommt auch hier hoch, denn der kann es heute noch!
Und wenn der Sohn mit der Schaufel im Sand steht, und Eimer um Eimer füllt, dann weiß er, daß es oft passiert, daß er mit Papa die tollste Sandburg baut, weil der Papa auch dafür Phantasie und noch Zeit hat.
Weißte, Umgang mit Kindern ist nicht, daß man weiß was für Kinder gut ist, sondern das man selbst noch Kind ist....
Beispiel: Wir planten eine Nachwanderung... hatten eine tolle Eiche über dem Tal ausgesucht für die Gruselgeschichte, doch Hr. Hochpädagoge meinte es besser zu können!
Er kaufte eine Karte und dann rannte er mit den Kindern los.... nach 2 Stunden die erste Frage: "Wo sind wir nun eigentlich und wo geht es weiter?"
Nach weiteren 2 Stunden auf einer Licht mit Futterkrippe festgestellt, daß es Sackgasse ist... und die Kinder verließ der Mut... doch dann nahmen wir die Kinder an der Hand, erklärten, daß wir nun auf der Strasse laufen müssen, 500 Meter.... und keines der Kinder war ohne Disziplin und Kontrolle. Die Gefahr in der Nacht auf einer Landstrasse war bewußt und klar... dann erklärten wir den Kindern: "Hört Ihr die Bahn?" Und sie hörten den Güterzug. Nun kamen wir an eine Strassengabelung, recht zu einer Örtlichkeit, links in einen Wald. Die Führenden beschlossen nun, man geht in den Ort und läßt sich abholen, denn man war nun 7 Stunden unterwegs, ohne Orientierung. Doch wir drehten nach links ab und die Kinder trafen Entscheidung: "Wir gehen mit Euch!2 so ging die Führung in den Ort und wir gingen in den Wald, dabei fanden wir Zeit für Abenteuergeschichten, für Nachttiere und dann für das Morgengrauen... und nach 8 Stunden erreichten wir den Treffpunkt und die schlafenden Busfahrer... die Führungsriege haben wir nach 9 Stunden im Dorf weiter abgeholt, wo diese vergeblich eine Telefonzelle suchten....
Marie, warum gingen diese Kinder mit uns?
Wir strahlten etwas aus... und diese Ausstrahlung macht, ob Kinder mit Dir durch die Hölle gehen würden, oder sich lieber an den Strand legen!
Und das ist dann auch beim Fußballtraining wichtig.. man muß nicht gewinnen, aber man muß mit Kindern gehen, Teil der Mannschaft sein, nicht der Trainer, nicht der Anführer, nicht der Chef. Man muß sich diese Rolle erarbeiten und verdienen. Allein weil man der Größte und Stärkste ist, wird man es nicht. Aber wir sind Teil der Mannschaft und erarbeiten uns die Position des Trainers, indem wir führen, indem wir zeigen, wo was geht.... wir sind nicht Trainer, weil der Verein es will, wir sind Trainer, weil die Kinder uns akzeptieren!
Und daher ist es unsere Aufgabe, Kindern auch die anderen Teile des Lebens zu zeigen, und das ist Aufgabe der Eltern...
Wir Trainer begleiten nur einen kleinen Teil im Sport... und dabei müssen wir auch begleiten und zeigen, das Sport nicht immer nur gewinnen ist. Wir müssen auch loslassen.... wir müssen zeigen, daß verlieren auch Teil ist und vormachen, daß der Sieg nicht alles ist, sondern das es mehr ist, was den Sport ausmacht...




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