Schau mal, viele Eltern sind unheimlich ehrgeizig.
Das ist das große Problem im Kinderfussball. Warum glaubst Du, werden im DFBnet oder den Landesverbänden keine Ergebnisslisten für Bambini und F-Jugend geführt und auch in der E-Jugend nur unter Duldung?
Klar, es ist ein Heranführen der Kinder an den Sport.
Kinder haben in diesem Alter Null Gefühl und Orientierungsvermögen für den Raum. Klar gibt es Kinder, die da schon fortgeschritten sind, aber Schwächen haben diese. Das merkt man als Trainer bei hohen und natürlich auch Bällen, die man den Kindern zuspielt. Vorausschauendes Spiel ist ebenfalls in diesem Alter unmöglich, wenn nicht sogar eingeschränkt.
Ein Kinder-Fussball Training hat daher wenig mit einem normalen Fussballtraining zu tun. Hier steht einzig und allein der Spaß am Sport, als der Spaß am Kicken im Vordergrund.

Doch schau Dich um und greife bitte auch selbst an die eigene Nase... Wie gut sind wir Eltern?
Können wir tolerieren, daß es gegen einen 'schwachen Gegner' mal gar nicht läuft, unser Kind mehr geträumt und mehr Fehler gemacht hat?
Oft geht das gar nicht. Wir fiebern mit und wir Eltern sind es zumeist, die einen nicht unerheblichen Druck auf unsere Kinder ausüben.
Schaut man sich die Eltern bei vielen Vereinen an, ist der Druck von den Eltern auf die Kinder unvorstellbar, ja oft ist was passiert schon Mobbing und wäre arbeitsrechtlich völlig inakzeptabel. Doch es unterbindet keiner, die Eltern tolerieren sich und sind nicht in der Lage, über den eigenen Schatten zu springen und Ergebnis und Leistungsgedanken zu vergessen. Wir Eltern legen daher zumeist unsere Maßstäbe an unsere Kinder an, die gar nicht in diesen Maßstäben leben, noch wirklich diese erfüllen können, ja es nicht einmal verstehen.
Kinder leben völlig anders und wir Eltern, die wir alle nur das Beste wollen, machen das Schlimmste daraus.
Dabei sind wir es. Wir sind in diesen Momenten die Hölle auf Erden für unsere Kinder. Wir können nicht emotionslos sein, wir erwarten Leistung.
Dabei wäre es für die Entwicklung unserer Kinder so wichtig, loszulassen, zuzusehen. Und egal was passiert, es für toll und gut zu heißen. Sicher, man muss z.B. ein Foul kritisieren, aber nicht beständig. Man sollte überlegen, wie man motiviert und warum. Und ganz sicher sollte man nicht Dauermotivator und Ständigjubler sein. Man freut sich über ein Tor, sicher, man freut sich über ein tolles Tackling... aber man muss nicht ständig antreiben und anpeitschen, auch wenn es motivierend ist.
Man sollte eher trösten, nach dem Spiel einfach sich mal doof stellen und das Kind erzählen lassen, wie das Spiel war. Und so wie das Kind es empfunden hat, so tröstet und muntert man kurz auf. Sprich wenn Kind sagt: "Heute war ich nicht so gut!" dann hakt man hier nicht nach oder ein, sondern man motiviert, muntert auf und spendiert trotzdem vielleicht ein Bonbon oder einen süssen Riegel, als klares Signal: "Ich bin Dir nicht böse, es ist alles in Ordnung!"
Wenn Kind aber erzählt, wie toll und klasse alles war, erzählen lassen, ruhig auch zu Hause dann noch anderen, Stolz auf eine eigene Leistung sein braucht keinen zusätzlichen Antrieb. Aber ruhig auch die Kinder bremsen. Nie vergessen - es spielt nicht allein. Darauf aufmerksam machen, wer den tollen Pass zum Tor gegeben hat, wer in der Abwehr heute die Gegner am meisten gestört und aufgehalten hat. Bewußtsein schaffen, daß man selbst auch nur Teil der Gemeinschaft ist. Freude so auf die Gemeinscaft und das miteinander lenken.
Hand auf's Herz, wer kann und tut das so?

Oft übergehen die Eltern sogar den Trainer. Der Trainer stellt die Kinder, z.B. den kleinen Luis nach hinten. Nicht weil er wie sonst im Sturm hervorragend war, sondern weil er von allein keinem Zweikampf aus dem Wege geht und sich auch vor Größeren nicht fürchtet, schnell und Ballsicher ist. Leider ist heute Sergej ausgefallen, der sonst dort spielt und so muss Luis nach hinten, weil der Trainer weiß: Der ist dort der Aufgabe gewachsen. Der lange, leicht tolpatschige Rodrigo muss nun in den Sturm, wo er wohl überfordert sein wird, weil er das koordinativ nicht so auf die Reihe bekommt, aber dort vorn ist er für die Gesamtheit der Mannschaft eher förderlich als hinten.
Nun peitscht aber der Papa von Luis seinen Kleinen immer wieder an. Er soll mit dem Ball nach vorn gehen, er müsse doch Tore machen und für jedes Tor gäbe es doch von der Oma einen Euro... der kleine Luis, der Papa gefallen möchte, dribbelt also immer mit dem Ball über den ganzen Platz.
Der Trainer hat bald Fussel am Mund und letztendlich flippt er bald aus, weil Luis alles macht, nur nicht seine Aufgabe - weil er Papa gefallen will - und nach 10 Minuten konditionell völlig am Ende ist. Thomas wird eingewechselt, der völlig überfordert ist und ängstlich ist und damit den kleinen, schnellen Stürmer von Schienbein 02 nicht halten kann. Dieser macht 3 Tore und man verliert, weil ein Papa meinte, sein Kind peitschen zu müssen.
Dies hat Konsequenzen und der Papa versteht die Welt nicht mehr, dabei war es nicht sein Sohn, sein Kind welches schlecht war, sondern Papa hat alles verdorben. Ja und Papa ist lernresistent und uneinsichtig.
Die Instanz des Trainers ist es. Sie ist die Macht auf dem Feld und die Eltern müssen es akzeptieren, ob es gefällt oder nicht.
Nicht die Eltern stellen die Mannschaft, der Trainer tut es und der Erfolg ist alles andere als wichtig.

Und nun, da wir soviel über Eltern gesprochen haben, denke mal, welche Anforderungen hier an einen Trainer einer solchen Kindermanschaft gestellt werden und welcher Maßstab ein solcher Trainer zu erfüllen hat.
Schauen wir aber dann, so sind viele Trainer jedoch die gleiche Hölle wie der ehrgeizige Papa. Sie können nicht verlieren, sie gängeln die Kinder.
Motivation bedeutet beschimpfen und schreien. Oft wird wenig Rücksicht auf die Kinder genommen, der Teamgeist ist nutzlos. "Spiel den Ball endlich Josef zu!" Und Josef muss alles allein machen, hinten und vorn. Er ist alles, wonach sich die Mannschaft richtet, Josef, Josef, Josef.
Dann geht Josef weg und die Mannschaft bricht zusammen - das Verfehlen des Trainers wird sichtbar. Anstelle eine Mannschaft zu formen, formte er nur einen einzigen Spieler und machte alle anderen zu willenlosen Zuträgern dieses Spielers. Die Mannschaft wird eine Klatsche nach der anderen bekommen und alles jammert Josef hinterher... auch der Trainer. Potential und Fertigkeiten der anderen erkennt er nicht und hat er nicht ausgebildet.
Was also erwarten wir von einem Trainer?
Oft ist der Maßstab der Eltern unmöglich, denn jeder glaubt, daß sein Kind das Beste und Tollste ist. Wenn es aber wie bei Josef ein Typ ist, der anderen den Ball abnimmt, alles alleine machen will, ist er zwar gut, aber für das Team nicht tragbar. Auch hier muss der Trainer reagieren und nun muss man die Eltern mal hören... "Wie sollen wir ohne Josef gewinnen?" "Warum spielt Josef nicht?" "Mein Josef ist der Beste, warum wurde er zum Spiel nicht eingeladen, man sieht doch was dann passiert!"
Dabei ist Josef für das Team eine Behinderung, er unterdrückt die Mannschaftsbildung und Teamfähigkeit. Doch erklärt Trainer es den Eltern, wird er beschimpft.
Auch hier sind wieder die Eltern ein Problem.
Dann kommt, daß Kindertraining sehr früh statt findet. Welcher Jugendliche mag sich wirklich nach der stressigen Schule mit 15 lärmenden Kindern herumschlagen?
Obwohl dies für seine eigene fussballerische Entwicklung wichtig wäre, es macht keiner.
Wer macht es? Logisch, irgendein Papa oder 1. Mannschaftsspieler... meistens haben diese Zeit, sind aber kaum in der Lage, ein Training kind- und vor allem Altersgerecht durchzuführen.
Da werden fünf 200 Meter Spurts angesetzt, zudem 10 Bahnen auslaufen.
Motivation mit den Vorgaben und Maßstäben erwachsener Menschen.... Tom, Du merkst es schon... es ist schwer, hier wirklich gerecht und klar zu sein.
Was ist also wichtig?

Rede mit deinem Kind.
Setzt euch zusammen und redet über Fussball. Rede und frage, wie er sich ein Training vorstellt, was für Ihn wichtig ist.
Dann besucht andere Vereine. Ruhig 3 bis vier Trainingseinheiten hier, dann dort.. Wo sind Freunde, wo ein toller Trainer.. wo fühlt er sich wohl, und wo nicht?

Und das wichtigste: Wo macht es ihm einfach Spaß?
Das muss dein Kind entscheiden und nicht Du...

Zur Torwarttrainer Ausbildung kann ich nicht viel sagen, da ich nicht weiß, was dabei heraus kommt.
Ich für meinen Teil denke, daß für Dich eine Übungsleiter Ausbildung Breitensport für Kinder und Jugendliche, wie diese von allen Landessportverbänden abgehalten wird, der bessere und sichere Weg ist. Es ist eine anerkannte Lizenz, und damit auch nicht in Frage zu stellen.
Und natürlich: Leute wie Du, sie haben dann die Chance, direkt und unverblümt auch mal mit einem Dozenten Abends das Gespräch zu suchen und so nach Lösungen zu suchen. Besser, als sich gleich auf ein Ziel und eine Form festzulegen.
Und Du bleibt auch später bei Golf, Speedstacking oder Tennis jemand, der beruhigt auf seinem Übungsleiter aufbauen kann.