Es ist gerade bei den jungen Torleuten oft anzutreffen - Eltern, die ihr Kind fördern möchten. Einige haben letztendlich keinen Plan, wie ein altersgerechtes oder methodisches Training aufgebaut sein muss
Was mir Sorge bereitet ist, daß diese Eltern dann nicht mal die Geduld haben, die nötig wäre, noch die Lust verspüren, sich das Wissen anzueignen.

So steht Sohnemann als Beispiel auf der Wiese und Mama müht sich ab. wirft den Ball bald hierhin, bald dorthin und der kleine Mensch plumpst, fällt und springt umher, sichtlich bemüht.
Was auffällt, ist das der kleine Mensch nahezu immer nicht richtig fällt, Korrektur gibt es gar nicht. Mama ist nur wichtig, daß Sohnemann die Bälle erreicht und wegschlägt. Irgendwie, nur weg damit.
Sicherheit? Fehlanzeige... Falltechnik? Nicht vorhanden...

Im anderen Fall steht Töchterchen unter Druck. Papa will Sie groß rausbringen und so schiebt sie eine Sonderschicht nach der anderen, oft in der Sandgrube, denn das Kind muss springen und soll Kondition haben. Töchterchen quält sich, kämpft und ackert, oft nahe dem Erbrechen. Vater motiviert gern, mit pädagogisch wertvollen Kommentaren, wie "Sag mal, springst Du überhaupt?" - "Ich seh's schon, so wird das nie was. Wie oft muss ich Dir es denn noch sagen, daß Du mehr machen musst!" - "Vor fünf Minuten hab ich es Dir doch erklärt, und Du machst es schon wieder total falsch. Du kannst Dir ja gar nichts merken!" oder mit den Killersprüchen wie: "Du wirst es so nie schaffen!" - "Du hast Dich kein Stück verbessert!"
Es ist traurig, zumal in den meisten Fällen das Training nicht mit Verlassen des Sportplatzes endet.

Es ist so schwer, Trainer und Vater zu sein, denn man kann zu Hause nicht immer Training und Eltern-sein trennen. Oft genug ertappt man sich, wider aller Vorsätze, daß man doch wieder über das Spiel spricht, anstelle hier die Sache mal auf sich beruhen zu lassen, die Entwicklung zu fördern und vor allem den Druck weg zu nehmen.
An anderen Stellen ist das aber noch schlimmer, ganz bewußt und gesteuert wird hier der Druck noch verstärkt: "Sag mir, warum ich Dich überhaupt ins Training schicke, wenn Du nicht machst, was ich Dir sage?" - "Also so schlecht wie heute warst Du schon lange nicht mehr, da kann ich mir ja wirklich das Geld für den Vereinsbeitrag sparen!" - "Im Spiel heute, da will ich Leidenschaft, ich will Leistung von Dir sehen, wozu sonst glaubst Du denn, ackere ich mich zwei Mal in der Woche mit Dir auf dem Sportplatz ab?"
Das Kind, in die Rolle gepresst zu gehorchen und zu folgen, seit seiner Geburt auf dieses Verhalten gedrillt, versucht nun, diesen Ansprüchen zu genügen. Übermotivation, Nervosität und damit hohe Fehlerquoten sind die Folge, mit dem üblichen Ausgang:
Eltern sind nicht zufrieden und meist trifft dann das Donnerwetter schon im Auto die Kleinen:
"Ich hatte es Dir ja angedroht, aber Du wolltest es ja nicht anders..." - "Wie ich es vorausgesagt hatte, Du hast im Moment einfach keinen Bock..." - "Von zwei Mal Training die Woche hat man mal wieder nichts gesehen, weißte, da kann man alles Training mit Dir sein lassen, es fruchtet eh nicht..."
Meist endet diese Hölle nicht, sondern setzt sich im nächsten Training fort und die Todesspirale aus Druck, Übermotivation und vor allem völlig Kindungerechtes Training setzt sich fort, dreht sich immer schneller und grauenhafter.
Eltern als Trainer... Es ist schwer, dies unter einen Hut zu bringen. Doch man muss es lernen, es ist auch für später sehr, sehr wichtig. Kritik in negativer Form wird nicht auf dem Sportplatz im Spiel ausgeübt. Schon gar nicht in einer so unwürdigen Form.
Motivation, immer wieder aufbauen ist das Zauberwort. Dem Kind Fehler aufzeigen, es vormachen. Vertrauen schaffen, in das was gemacht werden soll, zeigen, daß man Vertrauen haben kann und haben darf. Trösten, wenn etwas schief gelaufen ist... vor allem: Klar machen, daß bestimmte Dinge kein Verlust von Liebe und Zuneigung bedeuten, sondern das Gegenteil auslösen.
Vermeidet doch erst einmal die harten Worte und gebt dem Kind zu Hause genug Momente ohne Sport. Denn Fussball ist toll, Fussball bestimmt deren Leben meist schon genug.. Lasst Sie doch darin wachsen und schaut zu. Es ist wie eine Wildblumenwiese, je weniger man sich intensiv darum kümmert, desto besser gedeiht diese Wiese, desto schöner blühen die Blumen, desto lebhafter ist der Flecken Natur.
Wenn Ihr Trainer seit, dann denkt, und wisst, daß Ihr jedes Wort im Training als Lob auslegt. War es schlecht, dann sagt es nicht, sondern fragt, ob die Kinder damit zufrieden sind, zeigt Fehler und erklärt wie es besser zu machen ist. Falsch gibt es nicht, denn auf dem Fussballplatz ist das bestimmt nicht lebensbedrohlich oder lebensgefährlich, wenn der kleine Torwart im Training etwas ausführen soll.

Und wenn man Trainiert, nehmt Euch doch die Zeit und macht einen Übungsleiter. Lernt von anderen Trainern und mit anderen Menschen Eures Alters oder anderen Alters zusammen Kinder anders zu verstehen.
Denn was nutzt es, das Kind ständig der Situation Flanken und hohe Bälle auszusetzen, weil Ihr darin beständig sehr und meint, daß hier zuwenig der Torwart macht, zu unsicher ist und nicht korrekt zum Ball agiert. Wisst Ihr denn, daß Kinder erst mit rund 12 Jahren die Ballflugbahn, dessen Geschwindigkeit und ihre eigene Position und Bewegung so in Relation bringen können, daß man das abfangen hoher Bälle auf einem Sinnvollen Level trainieren kann? Wisst Ihr, daß diese Entwicklungsstufen biologisch bedingt sind, und daher auch in gewissen Grenzen ablaufen, beim einen da schneller, beim anderen langsamer?
Sicher nicht, denn sonst wäre das unsägliche Flanken und Fangen hoher Bälle bei vielen Kindertorwarttrainings nicht so intensiver und meist kritisierter Bestand des Programms.
Sicher, es ist förderlich dieser Entwicklung, das Kind solchen Situationen auszusetzen, doch dann immer darauf zu drängen, daß Fortschritte sich einschleifen und Bestand haben sollen, zeigt, das dies oft missverstanden wird, oder gar nicht im Bewußtsein ist. Es wird auch auf vielen Torwarttrainer Seminaren, die eher für die Alterklasse B-A Jugend/Erwachsene ausgelegt sind, natürlich nicht erzählt.
Auch ist das methodische Lehren von Techniken oft nicht gegeben, da werden 20 Bälle links gespielt und 20 Bälle rechts, egal wie der Kleine Mensch hingeht, hauptsache der Ball ist nicht drin und am Besten wenn er die Hände an den Ball bekommt. Der Rest wird sich schon entwickeln.
Doch dies ist nicht so. Falltechniken muss man Kindern methodisch erklären und in vielen Variationen immer wieder machen lassen, damit die Bewegung letztendlich wie das Gehen, Laufen und Hopsen automatisiert und erlernt wird. Von niedrig nach oben gehen, vom Sitzen in den Stand, vom Stehen ins Laufen. Gerade wenn es Neu ist, gerade wenn gar nicht will, mehr Pausen geben. Kinder haben oft nur eine Auffassungsgabe von 30 Minuten, dann ist Ende, selbst wenn man noch so viel varriert oder Spaß macht. Kinder Raum lassen, selbst Dinge zu versuchen, Dinge im spielerischen Selbst zu entdecken - nicht eingreifen, zulassen. Nur so wird die richtige Technik sich durchsetzen und etablieren.
Somit ist es völlig kontraproduktiv, einen Ball einfach irgendwie zu werfen, sondern es muss einem Ziel folgen und muss letztendlich ein bestimmtes Muster abrufen. Zudem muss der Ball auch so kommen, daß dieses Bewegungmuster sicher abgerufen werden kann, damit es sich einschleift und wenn dies nicht passt, dann bitte: Eine Stufe zurück fahren, damit es sich entwickeln kann.
Viele Eltern wissen und verstehen das nicht - der Leistungsgedanke sitzt zu tief im Leben der Erwachsenen. Diese Messlatte darf und kann man nicht an Kinder anlegen.
Daher ist es mein Wunsch und mein Ziel, hier zu helfen, damit die Kleinen ein gutes und optimales Training bekommen. Ein Training, wo diese gern hingehen, Spaß haben und miteinander Torwartspiel erleben dürfen. Ein Training, wo auch Eltern und Trainer voneinander und miteinander lernen, mal Kind zu sein und Kinder neu zu verstehen.
Eine Aufforderung die 120 Stunden Ausbildung zu absolvieren, um einfach zu verstehen, wie Kinder die Welt erleben, wie diese sich entwickeln und vor allem: Wann und wie ich als Trainer was wann am Besten für die Kinder aufbereite oder einbringe. Daraus resultiert dann ein Training, welches sich nicht zwingend an Trainingslehren der Erwachsenen hält, sondern oft anders ist, dafür wie Kinder ist, oder eine Wildblumenwiese: Völlig durcheinander, aber wunderbar.

Daher Eltern als Trainer - es geht, es ist nur ein Spagat, der eher die Eltern vor Herausforderungen stellt, an Psyche und Disziplin, als die Kinder.
Dazu muss man aber Vater und Mutter in der Umkleidekabine lassen und als Trainer auf den Platz gehen, und in der Umkleidekabine mit der Kleidung die Eltern wieder anziehen, und den Trainer in der Tasche oder auf dem Platz zurück lassen.
Und dann, dann ist viel möglich... weiß ein trainierender Vater