Hallo Fliegenfänger

Erst einmal vielen Dank für deine Meinung.

Zunächst einmal fand auch ich den Eingangs thread von Steffen prima und viel zu schade um dieses Thema "versanden" zu lassen!

Defintion: Torwartübung - Torwarttraining

Ich glaube, da hab ich mich etwas mißverständlich ausgedrückt. Mit Torwartübungen meine ich für absolute Anfänger geeignete TW-Übungen, die man mit allen Spielern einer Mannschaft gleichzeitig machen kann

Nachfolgend ein paar Vorschläge:

a. Schutz vor schmerzhaften Ballkontakten
1. die Finger nicht in Ballrichtung ausstrecken (Gefahr von Fingerkuppen-Prellung)
2. Ball nicht mit vollständig ausgestreckten Armen auf Brusthöhe fangen (Gefahr von Finger- oder Handgelenkverletzungen)
3. seitlich über Oberschenkel, Hüfte und Schulter abrollen (sonst Gefahr von Hüft- oder Schulterprellung)
4. Hechtsprung (schmerzhaften Ball- oder Bodenkontakt vermeiden)

3.1. In 3 Stufen "abtauchen" erlernen
a. TR rollt sitenden TW seitlich rechts/links Bälle zu. TW kippt zur Seite und fängt den Ball mit beiden Händen gleichzeitig vor dem Oberkörper
b. dito, jedoch kniet TW (Hilfe: seitliches Abkippen erleichtern, indem TW Knie an der Seite, an der Ball gerollt wird, leicht nach vorn zieht.)
c. TW steht in tiefer TW-Grundposition ca. 1 1/2 Armlängen vor TR. TR hält Ball seitlich (eine Hand auf und die andere Hand unter den Ball) ca. 50 cm hoch
d. TR streckt sich, umgreift den Ball mit beiden Händen und rollt über Oberschenkel, Hüfte und Schulter ab
d.1. Hilfe: Wenn TW Schwierigkeiten beim Abrollen hat, dann läßt TR den Ball erst los, wenn TW bereits über Oberschenkel und Hüfte abgerollt hat

4.beim Hechtsprung
Häufige Anfangsfehler sind:
- TW-Füße stehen parallel, so dass er seitlich fällt ("Bahnschranke") und landet schmerzhaft auf der Schulter statt über Oberschenkel, Hüfte und Schulter abzurollen
- dito, jedoch springt TW mit beiden Beinen gleichzeitig hoch und dann in einem weiten Bogen zum Ball und landet schmerzhaft auf der Schulter oder dem Kopf
- TW dreht sich zur Ballrichtung, läßt sich frontal nach vorn fallen und begräbt schmerzahft den Ball in Bauch- oder Brusthöhe unter sich

Um den anfangs recht komplex erscheinden Bewegungsablauf für den TW zu erleichtern, sollte man eine Übung wählen, bei der der Torwart sich nur über die hintere Fußspitze abdrücken kann und dabei lediglich einen halbhoch geworfenen Ball fangen soll.

Damit es von Anfang an gut klappt, sollte man den Bewegungsablauf mit der "Schokoladenseite" des TW starten. (Wenn es auf der schwächeren Seite nicht klappen will, hier den Bewegungsablauf von 3.1. wiederholen, sodass der TW durch weitere TW-Unterstützung die nötige Sicherheit im Bewegungsablauf erhält.)

Eine einfache TW-Übung kann wie folgt ablaufen:
- TR positioniert sich ca. 8 m vor dem Tor mit einem Ball in den Händen
- TW startet die Übung, in dem er zunächst aus mittiger Position den ballfernen Torpfosten antippt und dann schräg zur anderen Seite sprintet,
- TW wirft Ball gerade halb hoch in Sprintrichtung des TW
- TW drückt sich mit Fußspitze des hinteren Beins (tornahes Bein) ab, fängt den Ball mit beiden Händen gleichzeitig und lang ausgestrecktem Körper in Ballrichtung
- TW rollt über Oberschenkel, Hüfte und Schulter ab

Hinweis: Sollte TW statt in Ballwurfrichtung zu sprinten parallel zum Tor steppen oder direkt zum anderen Pfosten rennen, dann bitte den Ball nicht werfen (sonst Gefahr von Schulter- oder Kopfverletzung bei der Landung)
Als weitere Unterstützung kann man ein Hütchen ca. 3 m vor dem Pfosten der Seite, in die gehechtet werden soll, legen. Dieses Hütchen soll dem TW als Orientierung für die Sprintrichtung dienen.

Organisation von TW-Übungen
Ich finde deine Idee teilweise mit keinen Torwartgruppen und teilweise parallel zum Mannschaftstraining die Torwartübungen (Anfängergruppe) und das Torwarttraining (Fortgeschrittene) zu machen prima. Allerdings teile ich deine Zweifel, dass es nicht zu viele Keeper bzw. Mannschaften sein dürfen. Denn du solltest schon noch die Zeit finden, um dir in den Wettkämpfen anzuschauen, wie die Keeper die in den Übungen und TW-Trainingseinheiten erworbenen Fähigkeiten im Spiel umsetzen? Denn weil das Spiel fast immer die besten Übungen schreibt, kannst du die erkannten Defizite gleich beim nächsten mal besprechen und entsprechende Übungen machen. Wenn die Keeper dann sehen, dass meist kleine Veränderungen bereits große Auswirkungen haben, wird die Neugier geweckt und es steigt das Interesse, sich weiter verbessern zu wollen.

Eine Torwarttrainingseinheit beinhaltet: Trainingsschwerpunkt, darin Warmmachen (möglichst passend zum Trainingsschwerpunkt), Übungen, Spielformen und wenn parallel zum Mannschaftstraining das Abschlußspiel als Kontrolle für den TW-Trainer.

TW-Trainingseinheiten sollten alters- und leistungsgerecht konzipiert werden. So kann man im mittleren Jugendbereich mit kleinen TW-Gruppen starten. Wichtig dabei ist jedoch, dass die Teilnehmer weiterhin Fähigkeiten als Feldspieler sammeln. Denn als "Allrounder" sind sie auf sämtlichen Positionen einsetzbar, während bei einer zu frühen Positionsfixierung der aktuell schwächere Keeper meist die Ersatzbank drückt und sich dort weder als Keeper noch als Spieler im Wettkampf weiterentwickeln kann.

Deshalb bin ich da vollkommen deiner Meinung, dass es zunächst lediglich um eine Funktionsentwicklung gehen sollte und erst im oberen Jugendbereich mit einer Verfeinerung der Positionsentwicklung gestartet wird.

Leider wollen viele Mannschaftstrainer lieber von Anfang an Stammspieler und einen Stammtorwart, weshalb die Mitglieder des Teams kaum Chancen haben, die unterschiedlichen Funktionen kennenzulernen. Der Grund ist, dass man meist lieber sofort gewinnt, anstatt später. Allerdings wäre der spätere Erfolg weitaus wahrscheinlicher, wenn man sich zunächst um eine homogene Mannschaft bemüht, in der alle Teammitglieder überall auf dem Platz eine gute Unterstützung und Ausbildung bekommen, sodass sie später selbständig gute Entscheidungen treffen, sie technisch sauber und in hoher Geschwindigkeit ausführen können.

Leider funktioniert die Ausbildung selbst in den höheren Ligen des Jugendleistungsbereichs deshalb nicht so richtig, weil die halbe Liga gegen den Abstieg kämpft, sodass man sich nicht für die Ausbildung der besten Talente, sondern für die physisch stärksten "Kanten" aus den ersten Geburtsmonaten (RAE-Effekt) entscheidet, um sein Vereinsimage zu pflegen. Leider unterliegen meist die Keeper ähnlichen Selektionsmerkmalen. D.h. die Körperlänge kann als wichtiger angesehen werden als die Handlungsschnelligkeit. Ähnliche Fehlentwicklungen gibt es nicht nur in den NLZ, sondern bereits in den Auswahlen der DFB-Stützpunkte.

Vermutlich hast du dich noch nicht so mit dem DFB-TW-Trainer Ausbildungsangebot beschäftigt? Aber vielleicht gibt es andere User, die über eigene Erfahrungen berichten können?