Leute, es wird immer wieder gesagt, und trotzdem danach gefragt:

Torwarttraining beginnt erst ab der D-Jugend.
Warum? Erst dann ist der kindliche Körper soweit gereift, daß hoch komplexe Bewegungformen erlernt und verinnerlicht werden können, erst dann beginnen Kraft, und Ausdauerübungen wirklich zu ziehen.

Trotzdem, die Frage bleibt im Raum: Was machen wir mit Kleineren, die da sind und auch Spaß am Training haben?

Ich habe dieses mit den Leuten des Landespsortbundes Hessen während meiner Übungsleiterausbildung mal erörtert. Die klare Gegenfrage war: "wenn die Kinder es wollen, warum es dann nicht anbieten?"

Somit stellt sich nun für einen Torwarttrainer wie mich die Frage, was tun.. Der Jugendtorwartrainer im Verein stellt sich klar auf die Schiene, dis ich bis vor kurzem ebenso vertreten habe: Torwarttraining erst ab der D-Jugend. Damit hat er Recht und doch Unrecht. Sicher, es ist mühsam mit den Kleinsten zu arbeiten, Sie fordern mehr Einfühlungsvermögen, brauchen komplexe Hilfestelluingen und können z.B. nicht mit Bildern etwas anfangen, dafür aber mit Filmen und Vorgemachten Dingen. Auch ist es Ihnen nicht möglich, komplexe Bewegungsabläufe zu erlernen UND zu behalten.
Kindertraining erfordert daher eher die Grundzüge einer angeleiteten Bewegungsstunde, die man schön bunt als "Torwarttraining" verpackt.

Ich möchte hier mal ein paar Beispiele geben, was man machen kann, und was man nicht tun sollte.
Zunächst mal, was machen wir nicht: Sämtliche Kraftübungen, die über das eigene Körpergewicht hinausgehen, wie Hanteltraining, etc. Medizinbälle und so Scherze sind schlicht verboten. Auch sollte man die Kleinen nicht Liegestützen und SitUps bolzen lassen, auch das verboten.
Verboten ist auch, komplexe Technikschulung und das Ermutigen b zw. Auffordern dazu, bestimmte Techniken auszuführen. Es muß alles freiwillig passieren und sollte nicht erzwungen werden.
Verboten ist jede Art der Demotivation, Verboten auch, Griesgrämigkeit und Langeweile....
Verboten ist auch Langzeitausdauer. Somit ist das übliche Rundenlaufen vieler Mannschaften im Bereich der Bambini, F- und E-Jugend schlicht falsch und gehört unter Strafe gestellt, da die Kleinen noch mit dem Laktatabbau Probleme haben.
Verboten ist auch extreme Spitzenbelastung von Muskeln: Kinder wollen überzeugen und kennen keine Grenze, sie überschreiten daher rascher solche Grenzen, die Folgen können Muskulaturschäden sein, daher sollte man so etwas vermeiden, bzw. nicht machen.

Das mal vorweg. Man sieht, wie eingeschränkt man ist, doch betrachtet man das Spielfeld genau, dann erkennt man schnell, daß innerhalb dieser Grenzen durchaus Raum für ein sinnvolles und schönes Torwarttraining dieser Alterkalssen ist, und erste Versuche stoßen bei dem Übungsleiterlehrgang auf nicht nur Zuspruch, sondern auf großes Lob. Denn es ist genau was man erreichen will: Gezieltes und klares Bewegen von Kindern, Beschäftigung mit Sport und unter viel Freude und Spaß.
Fakt ist: Das von vielen so vehement geforderte Rotieren der Spieler im Tor in den Kindermannschaften ist nicht nur bei vielen Trainern unerwünscht, sondern auch bei den Kindern selbst. Und kein Kind sollte gegen sein Willen im Tor spielen, oder gegen seinen Willen aus dem Tor müssen. Dem kleinen Torhüter muß nur klar sein, das er ggf. auch seinen Torwartfreunden mal Platz machen muß und das diese dann spielen. Auch sollte kein Trainer Gram sein, wenn sein Torwart keine Lust mehr hat und ins Feld will, das ist für Kinder normal und sollte einfach akzeptiert werden. Auch akzeptiert werden sollte, wenn der kleine Torwart partout nicht ins Feld will, dann sollte man auch unterlassen, Ihn dazu zu zwingen. Übungen der Feldspieler kann man auch gut so einfließen lassen, anstelle Ihn in das Feldspieler Trikot zu zwängen.
Und ein kleiner Torwart kommt meist von ganz allein auf die Idee auch mal ein oder mehr Spiele im Feld spielen zu wollen, jeglicher Zwang ist ja verboten und gilt auch hier.
Schon daher sind Forderungen nach Rotation oder im Feld spielen müssen nicht kindgerecht und gehören in die Steinzeit der Trainerausbildung.

Somit fangen wir mal an:

Kinder sollten aufgewärmt werden. Bitte, unterlasst dabei das Rundenlaufen, es ist schlicht langweilig. Spielformen gibt es zu Hauf, doch sollte man sich in den ersten 7-10 Minuten nicht im Spurt bewegen. Daher ist Laufen in Ordnung, aber die Notwendigkeit von noch schnelleren Gangarten sollte unterbunden werden.
Wer hier Formen braucht, ich habe nette Ideen dafür.
Dann sollten die Gelenke gelockert werden. Denn im Kindesalter sind diese oft noch sehr biegsam und das sollte man erhalten. Da die Muskulatur im erwärmten Zustand diese ein wenig mehr zusammen zieht, muß man zunächst mobilisieren. Daher große Bewegungen ausführen, die Gelenke im möglichst maximalen Bewegungsradius bewegen lassen, ohne das dies mit zuviel Schwung passiert.
Dann Dehnen. Kinder werden sich die Übungen nicht behalten, aber wenn der Trainer vor macht, und mitmacht, machen die Kinder nach und richtiges Dehnen ist dann kein Hexenwerk, denn es erhält die hohe Beweglichkeit der Kinder. Sie bleiben so Flexibel und Geschmeidig.

Jetzt kann man die Kinder 'aktivieren', also ein Spielchen machen, wo diese sich rascher bewegen müssen, damit das durch Mobilisierung und Dehnen leicht abgesackte Herz-Kreislauf-System wieder in Schwung kommt, und auch die Durchblutung der Muskulatur neu angeregt wird.
Hier können schon erste Übungen eingebaut werden, die etwas mit Torwarttraining zu tun haben. Also mal ins Tor gehen und lockere gerollte Bälle halten und zurück rollen, wobei die Kinder sich möglichst viel hin und her, vor und zurück bewegen sollten. Es bietet sich hier an, ggf. auch die Fußarbeit zu trainieren. Wir spielen z.B. einen Pass neben ein Hütchen. Der Torwart nimmt den Ball an. Als Beispiel spielen wir den Ball auf die vom Torwart aus gesehen rechte Seite, der Torwart sollte nun mit rechts stoppen, den Ball mit rechts am Hütchen vorbei führen, und mit links den Ball zum Trainer spielen. Dann kommt der Ball nach links, der Torhüter stoppt links, führt mit Links nach Rechts hinter dem Hütchen vorbei und passt mit Rechts...
Zudem bieten sich Spielformen an, wie z.B. an Tor aufgehängte Ringe und Reifen. Wer schafft es, den Ball durch den Reifen zu werfen, mit beiden Händen und mit einer Hand?
Wer schafft es, den Ball durch den Reifen zu schießen, aus der Hand oder vom Boden?
Schießen und Werfen ohne Ziele sind einfach langweilig, ein im Tor aufgehängter Reifen animiert förmlich dazu, es zu probieren! Die Erwachsenen machen Lattenschießen um das Bier am Abend.. hängt denen doch auch mal einen Reifen unter die Querlatte, und dann schaut zu... glaubt mir: Wie Kinder!!!
Hier braucht Ihr Phantasie.
Erklärt den Kindern aber auch, wie man es macht. Warum ist das wichtig?
Nicht nur, damit diese die Technik korrekt ausführen, neinm, es gibt den Kindern auch eine Pause. Sie können mal innehalten, ausschnaufen und wieder ein wenig runterkommen. Diese Pausen sind wichtig, und es sollte nicht 60 Minuten Volldampf geben. Gebt den Kindern eine Chance, zu trinken, lasst diese auch mal träumen, unterbrecht häufiger intensive Sachen oder Sachen wo Ihr spürt, daß die Kinder sich regelrecht reinsteigern, nehmt so den Druck raus und schafft Oasen der Ruhe, es ist wichtig, um die Belastung nicht zu hart werden zu lassen. Daher sind Erklärungspausen, und ggf. mal langsame Übungsformen super!

Dann machen wir Techniken! Wir lassen die Kinder bitte nicht Fliegen, Hechjten oder sich gezielt werfen. Das machen die Kinder schon allein, animiert diese nicht dazu, lasst es einfach passieren und gut. Es zu korrigieren wäre schon zuviel, akzeptiert es einfach und schaut, daß die Techniken die wirklich kindgerecht sind, in Ordnung sind.
Das ist der untere Umarmungsgriff, also wo man den Ball unter Bauch/Brust begräbt. Für Kinder ist dies eine bereits völlig ausreichende Technik, und daher kann man damit gut arbeiten.
Flache gerollte Bälle, leichte Schüsse, zunächst vor den Torhüter, dann leicht seitlich, damit der Torhüter zu Nachstellschritten animiert wird. Kritisiert nicht, lobt. Hier ist jegliche Kritik fehl am Platz, lobt und wenn Ihr korrigiert, dann nur um gutes besser zu machen. Das Kind sollte das Gefühl haben, es richtig zu machen, auch wenn es falsch war. Denn es wird bestrebt sein, euch alles gerecht und richtig zu machen und wenn es dann 'versagt', es wird das Kind zerbrechen. Denkt also daran: Lobt!
Seit ein guter Schauspieler! Macht den Clown. Tut als würdet Ihr einen Knaller ablassen, und wenn der Kleine/die Kleine das Ding sicher hält, ärgert Euch in Grund und Boden und bittet um eine weitere Chance... Ihr werdet diese bekommen und wenn Ihr ein Tor macht, freut Euch, als hättet Ihr Oliver Kahn bezwungen, und findet gleich einen Grund, warum das Tor nicht zählt und es eine Wiederholung geben muß....
Beherrscht das Kind den unteren Umarmungsgriff, ist verdamt viel gewonnen!
Denn die meisten Schüsse der Kids sind doch eher Flach und lassen sich so optimal kontrollieren, der kleine Torhüter spürt diese Sicherheit und das ist toll. Freut Euch mit Ihm darüber, denn er möchte am liebsten Sofort mit Olli Kahn, Robert Enke oder Jens Lehmmann tauschen und selbst im Olympastation Berlin das Endspiel bestreiten!
Gebt Ihm daher das Gefühl, auf dem besten Wege zu sein.

Dann machen wir hohe Bälle. Hoher Bälle erfordern viel Koordination. Nehmt Euch daher Zeit, denn Fangen will wie Werfen ebenso gelernt sein. Das geht nicht von heute auf morgen. Seit froh und stolz, wenn es dennoch gut klappt und nicht ärgerlich, wenn es nach 3 Wochen immer noch nicht sitzt. Betont die kleinen Fortschritte und übt immer noch mit viel Freude, aber nicht verbissen.
Haltet den Ball hoch, lasst den kleinen Schlumpf zunächst gegen den Ball laufen, der Ball fällt aus Euren Händen und der Kleine Torwart sichert diesen im unteren Umarmungsgriff.
Dann versucht ein paar locker geworfene Bälle, Ihr werdet sehen, auch das klappt nach einiger Zeit. Bringt dem Torwart bei, den Ball mit beiden Händen nicht abzuklatschen, also nach dem Ball zu schlagen, sondern nur die Hände hinter den Ball zu nehmen. So pluimpst der Ball vor die Füsse zu Boden und der KleineSuperTorwaret kann wieder im unteren Umarmungsgriff sichern. Das ist dann ein Gefühl...
Ja, und wenn das geht, dann versucht, mal den Ball über der Armreichweite zu halten und lasst das Kind mit etwas Anlauf hochspringen. Ball berühren oder greifen, egal. Der Ball geht zu Boden, Sicherung wie gehabt.
Das ist anstrenmgend, haltet inne, erklärt immer wieder, spielt den großen Trainer, lasst Euch den Ball zuwerfen und macht es vor... das Kind wird erkennen und nachahmen.... und damit noch mehr Spaß finden. zudem ist diese Pause wieder wichtig.
Dann spielt Flanken, werft den Ball in den Torraum und lasst den Kleinen/die Kleine ausprobieren, ob es schon geht. Lob allein jeden Versuch.
Zum Schluß geht auch mal 1:1 .. Schaut, oder der Torhüter unerschrocken zum Ball geht und diesen im Umarmungsgriff sichert. Macht ihm keinen Mut, sondern wenn er sich nicht traut, dann schießt einfach so, daß er halten kann, bei den Mutigen lasst Euch den Ball vom Fuß nehmen.. Ärgert Euch... Denkt euch Namen der Großen Idole aus, die nun auf das tor stürmen. Packt es in eine Geschichte, gebt Ihnen die Phantasie, jetzt, und genau jetzt im Tor der Bundesliga Elf zu stehen, und ein großer Stürmerstar wie Podolski läuft auf das Tor von Robert Enke zu.... Die Kinder werden genau das empfinden und genau das sein.... Freut euch daher über jedes Tor, lobt den Torwart für seine Technik und wenn er hält, worauf Ihr ja spekuliert und es so hinbiegt, dann ärgert Euch wieder....

Zum Schluß, ein Elferspielchen.. Spielt und so etwas ist eine Idee.
Ihr habt 5 Elfer, das Torhüter hat fünf Elfer.. Wer wird dem anderen mehr reinhauen.
Zeiht die Show ab. Springt über den Ball, hopst in die falsche Ecke.. Egal.
Lasst es 1:5 ausgehen oder 3:4.... Egal, die Kleinen gewinnen, immer....
so etwas kann zum Ritual werden, und die Torhüter wissen, das danach Schluß ist. Wichtig, ein Ende finden.... und hier hat so ein Ritual klare Signalwirkung, und wird einfach akzeptiert....


So, na? Was denkt Ihr?

Ich habe noch anderes auf Lager, also wenn Ihr wollt, und Bedarf seht, ich habe noch mehr. Sehr zum Leidwesen einiger Jugendtorwarttrainer