Ich find's klasse. In anderen Themen wird den Bad Boys der Wiese oder Weidenfeller nieder gemacht, wenn diese mal nicht nach technischer Grundlage arbeiten.
Hier hat der Torwart nicht bloß eine technische Macke, nein, man könte sogar über einen Stellungsfehler nachdenken.

Was bei anderen Torleuten akzeptiert wird, wird hier lapidar als "unhatbar" hingestellt... geht man aber in einem anderen Thema aber so vor und spricht jemand frei - pfui, Spinne - wird man nieder gemacht.

Was lerne ich erneut daraus? Einige Torleute haben einen Bonus - andere haben diesen nicht.

Es ändert meine Meinung nicht. Oliver Kahn konnte links nicht wirklich übergreifen, aber er hat es durch übertriebene Sprungkraft so kompensieren können, daß der Fehler nicht ins Gewicht fiel.
Zieler ist kein Ehrmann Kind, noch wurde er von Sepp Maier in ähnlicher Form 'geknechtet' - also ziehe ich hier einen gewissen Sprungkraft Bonus ab. Damit sage ich nicht, daß er keine hat - das kann sich ein Profi nicht erlauben - aber er ist hat nicht so geschunden worden, wie das die Ehrmann Kinder sind.
Somit fehlt Zieler hier die Sprungkraft, um seinen Körper einfach so explosiv in die Luft zu bekommen, was man nur zu deutlich erkennen kann.
Logisch, daß Dogma vieler Tw Trainer ist in der Zwischenzeit schlicht ein Sprung wie Zieler das macht: der pure, gerade Absprung zum Ball. Leider kommt damit oft eine Bogenspannung in den Körper, die aufwärts gerichtet ist... der Torwart gewinnt damit weniger an weite, weil schlicht die ballistische Flugkurve spitzer wird. Zudem beraubt er sich der Reichweite. Denn alles geht aufwärts und wenn man im Peak der Kurve nicht an den Ball kommt, kann man nicht mal was rausholen. Zudem ist die Gefahr, daß leicht rückwärts überdrehen gegeben.
Ich mache seit Jahren nun Kampfsport und die Analyse von körperlichen Bewegungen gehört damit zum Alltag meines tuns, als auch das komplexe verstehen der Biomechanik - andere studieren das, bei uns kommt es durch das Training.
Greift er über, geht die Hüftbewegung und Sprungkraftkurve nicht so steil nach oben. Mag die Höhe damit oft etwas schwächer ausfallen und man muss intensiver trainieren, so ist aber die diagonale Muskelbelastung zur Überstreckung optimaler, denn die obere Hand ist nicht durch Kopf und Schulter in der Streckung und Bewegung nach oben eingeschränkt.
Greife ich mit der unteren Hand nach dem Ball, verdrehen sich die Schultern, auch leicht nach vorn, was immer eine minimale Rücklage bedingt, denn der Kopf ist im Weg, zudem kann ich mich nicht überkopf mit der rechten Hand nach links über Kopf überstrecken, sprich ich werde da IMMER Zentimeter (!!!) an Reichweite einbüsen!
Springe ich den Ball allerdings an, bringe dann die Leithand, also die Rechte unter den Ball, bekomme die Bogenspanung hin, löst sich die linke Schulter, weil der Kopf nun nicht mehr zum Ball zeigt. Für viele Tw Trainer ein Unding, doch hier absolut zwingend, denn nicht der Kopf hält den Ball, sondern es ist der Drehpunkt der Schulter, der zum Ball zeigen muss - also das Schultereckgelenk. Nun muss ich nur den Arm ausfahren. Da ich nicht in die Überstreckung der Schulter kommt bleibt der Arm frei beweglich, zudem ist keine Winkelung des Ellenbogens nötig, der Arm ist gestreckt und ich kann die volle Reichweite des Griffs ausnutzen.
Mag die Technik bei flachen und halbhohen Bällen unter Schulterhöhe optimal sein, also zu versuchen mit dem Kopf förmlich hinter den Ball zu gelangen, ist dies bei solchen Bällen suboptimal - weil ich biomotorisch nicht die Reichweite ausspielen kann.
Dann bei Bällen über Kopf schrägt vom Körper zeigt eine Schulter immer nach unten, zum Boden. Möchte ich also mit der Hand zum Ball kommen, habe ich den Reichweitenverlust von Schlüsselbein, Kopf und obere Schulter zu kompensieren.
Schaut man sich Oliver Kahn auf der linken Seite an, kann man das sehr gut erkennen und man kann auch gut erkennen, was er dafür tun und 'riskieren' musste, um diesen Lapsus zu kompensieren.
Bei der oberen Schulter hingegen, muss ich eigentlich nur den Kopf aus dem Web bekommen, kann nun das Schultereckgelenk anheben und damit in Richtung Ball dieses neben das Ohr bekommen... mein Arm wird also um die Schulterlänge schlicht länger, da ich schon das Grundgelenk der Schulter in Richtung Ball sauber und optimal verschieben kann. Da sich unser Arm biomechanisch schlechter in Streckung über Kopf in Richtung Ohr bewegen läßt (ausprobieren: Arm gerade nach oben strecken - richtig strecken - dann Arm versuchen in der Streckung weiter in Richtung Ohr/Kopfseite zu bewegen - geht nicht, daß Schultereckgelenk verhindert diese Bewegung), ist also die obere Schulter in optimaler Lage, da diese sich in Richtung Ball verschieben läßt, zudem die Streckung des Arms nicht Richtung Kopf, sondern leicht davon abgeneigt erfolgt, was die Ausnutzung der vollen Reichweite begünstigt.
Das kennen wir vom Springen nach überhohen Bällen: Wir springen ab, doch selten reichen wir mit der gleichen Hand wie dem Sprungbein nach oben, da dies ungüsntig ist, sondern mit der Hand der anderen Körperseite, weshalb wir so mit einer Bogenspannung arbeiten, was den Kopf aus der Spitze neigt und damit die Extension der Schulter nach oben ermöglicht, und da nun die Hand nicht gerade nach oben gestreckt werden muss, sondern eher im Winkel von 5-8° nach oben erfolgt, arretiert das Schultereckgelenk auch nicht, sprich es bleibt beweglich und ermöglicht die volle Streckung, man reicht ein paar Centimeter höher.

Dies alles erfolgt hier im Sprung von Zieler nicht....

Ich stelle nicht in Abrede, daß der Ball schwer zu halten ist, doch in einem Spiel, wo der Torwart keine Impulse nach von setzen kann, wo er nicht mal als Mitspieler gefragt ist - also in der Form wie es oft propagiert wird - bleibt allein der Rückzug auf die Torverteidigung. Und in diesem Falle zeigte sich hier eine nicht-optimale Lösung, die den Torwart jeglicher Chance einen solchen Ball zu erreichen beraubt.
Da kann man noch so sehr den Mensch in Schutz nehmen wollen, aber entweder man kompensiert das durch eine überdimensionale Sprungkraft, damit ich schlicht den Reichweitennachteil überhaupt 'rausholen' kann, oder man nimmt schlicht die obere Hand und greift über und wirft damit alles in die Waageschale.

Über Stellungsspiel und optimale Position spreche ich gar nicht... aber die Ehrmann Kinder Wiese und Weidenfeller, die sind halt in der Richtung mehr geknechtet worden und haben damit einfach einhöheres Potential so einen Ball zu holen.
Natürlich kann man dem Liebling es absprechen und diesen in Schutz nehmen - für mich bleibt es ein technisches Problem - und wenn Ihr das schlicht nicht sehen wollt, denkt darüber nach, ob Ihr durch dieses in Schutz nehmen und abtun der Sache nicht vielleicht als Trainer dann euren Schützlingen nicht auf bestimmte Entflatungsmöglichkeiten beraubt.
Wir leben vom Zwang besser zu werden, von einer Jagd nach der Steigerung.
Hier brechen wir ab und lassen zu, daß der Ball unerreichbar bleibt... in anderen Themen bei den Bad Boys dulden wir das nicht...

Und es beißt die Maus keinen Faden ab: Er greift nicht über, die Kompensation ist eher Mangelhaft, technisch damit eine suboptimale Lösung - ich bleibe bei meiner Meinung. Ob der Ball gut oder mies geschossen ist, mönsch, was Reden....

Meine Meinung ist unabrückbar