Hab mir die Szene eben mal angeschaut und komme zu einem differenzierten Bild:
1. mannschaftstaktische Entscheidung
Es ist davon auszugehen, dass Dresden als unterklassige Mannschaft darauf eingestellt ist, dass sie gegen Stuttgart nicht viele Torchancen bekommen, weshalb man sich auf Distanzschüsse einstellen muß.
2. saisontaktische Entscheidung
Testspiele haben nur dann einen Wert, wenn man sich auf die folgende Saison einstellt. Hierbei sollten typische Situationen getestet werden. Deshalb ist es für den Torwart wichtig, Postionen einzunehmen, um typische Flanken in die Schnittstelle der Abwehr gemeinsam mit der Defensive einzustudieren. Seine Positionshöhe fand O.K. Denn es geht prima und das Verhindern eines torgefähr Paßes. Dass man dabei sekundär einen Raum, in der fast nie gespielt werden wird, weil nur ein Kunstschuß einen Torerfolg verspricht, das wird taktisch mit den Trainern abgesprochen.
3. situative Entscheidung
Wenn wir uns einmal von der Entscheidung: haltbar/unhaltbar ein stückweit lösen, um zu überlegen, wodurch die Wahrscheinlichkeit des Verhindern eines gegnerischen Torerfolges zuwenden, dann werden wohl die meisten von euch zum Fazit gelangen, dass man eine größere Distanz nicht nur die im Video gezeigte schnelle Rückwärtsbewegung bewältigen kann, sondern wohl besser, indem er in die Zielrichtung des Balles sprintet, dabei seine Augen weiterhin auf den Ball richtet, um im richtigen Zeitpunkt (unmittelbare Ballnähe) über den Stützschritt zum Ball hochzuspringen. Ob er ihn dann fängt oder übers Tor lenkt, ist hier ebenfalls situativ zu entscheiden.
Es sah in der Szene so aus, als ob Zieler einen Moment zu lange gezögert hatte, weil er nicht mit voller Konzentration bei der Sache war. In der Trainingsvorbereitung werden manchmal Testspiele bewußt nach anstrengender Trainingseinheit gemacht, um die Mannschaft ans Limit zu führen und zu erkennen, wo noch Defizite sind. Auch ein Keeper kann im Spiel schon mal die Konzentration verlieren und für einen kurzen Moment auf den "Zuschauermodus" umschalten.
Würde einem Feldspieler ein derartiger Konzentrationsfehler unterlaufen, dann würde wohl niemand von einem Patzer sprechen, weshalb ich die ganze Aufregung gar nicht verstehen kann. Denn alles, was passieren kann, das passiert auch irgendwann einmal. Damit werden er, seine Trainer und die Mannschaft schon klar kommen. Sie haben ihm das Vertrauen von unzähligen überragenden Leistungen geschenkt. Daran ändert auch dieses Tor nichts. Viel eher sollte man den prima Schuß des Dresdeners loben. Denn es gebührt auch dem Gegner der Respekt und die Fairness, wenn er etwas Tolles hinbekommt.