Denke mal, ein Profi-Keeper sollte es nicht nötig haben, sich bei einem Rückpaß in Bedrängnis zu bringen, weil er fussballerisch ausreichende Fähigkeiten besitzt. Selbstverständlich sollte ein Keeper immer ein Auge auf den Ball haben. Das war hier nicht der Fall, weshalb diese Unaufmerksamkeit auf die Kappe von Zieler geht. Auch hatte ich das Gefühl, dass er den Ball mit etwas besseren technischen Fähigkeiten durchaus hätte verarbeiten können.
Problem dabei ist allerdings, dass sowohl Keeper als auch deren TW-Trainer (zumeist Ex-Torhüter) viel zu früh auf der TW-Position ausgebildet wurden. Dabei fand der Erwerb fussballerischer Fähigkeiten nur unzureichend statt. Das mußten sich die Torleute schon außerhalb ihres Vereinstrainings aneignen. Denn Torwarttraining war isoliertes Training.
Ihnen fehlt ein Teil der fussballerischen Technik-Ausbildung. Ihnen fehlen die intensiven praktischen Erfahrungen als Feldspieler im Wettkampf. Ihnen fehlt überhaupt ein Teil der Wettkampfpraxis, weil sie als jüngere, schwächere Keeper auf der Reservebank platz nehmen durften. Leider kommt es noch heute vor, dass Reservekeeper nicht mal auf 10 % Einsatzminuten kommen, während die überwiegende Zahl der Reservespieler einer Nachwuchsmannschaft auf fast 50 % Wettkampfminuten kommen. Da macht es kaum einen Unterschied, ob die Einsätze in den NLZ oder in der DFB-Talentförderung geplant werden. Die Torwartstatistik bezieht sich fast immer nur auf den "Stammtorwart"! Da werden dann allerlei Argumente ausgetauscht, warum es ohne Stammtorwart einfach nicht richtig funktionieren kann. Jeder, der von euch schon mal 3 Spiele auf der Reservebank gesessen hat, der weiß, dass das nicht stimmt.
Wir haben leider einen großen Reformstau bei der Nachwuchs-Torwartausbildung. Er zieht sich sichtbar bis in die Bundesliga hinein, wo die Torleute unter den Versäumnissen der Vergangenheit zu leiden haben.
Ich stelle mir eine Torwartausbildung so vor, dass der Keeper entweder im Tor oder auf dem Feld spielt. Auf der Reservebank sitzen sollte er nur im Ausnahmefall. Denn im Nachwuchsbereich ist die Praxis noch wichtiger, weil hier der Wettkampf als die Fortsetzung des Trainings stattfindet. Zumeist wird jedoch davon ausgegangen, dass die Maßstäbe des Seniorenbereichs in den Nachwuchsbereich kopiert werden.
Es ist ein Plädoyer für unsere Keeper und damit auch ein Verständnis für Zieler. Die Verantwortung, dass er keine ausreichenden fussballerischen Fähigkeiten besitzt, trägt nicht er, sondern Andere. Nur für den Moment der Unaufmerksamkeit trägt er allein die Verantwortung.