Die Europass-Debatte
Perfektes Flugobjekt oder Flatterball? Lehmann schimpft immer.
PALMA. Der Ball wird nicht mehr sein Freund – jedenfalls nicht der EM-Ball. Nachdem er beim 2:2 gegen Weißrussland wiederholt geplatzt hatte, beklagte sich Jens Lehmann am Dienstag ja über den „Europass“: „Der Ball ist sehr schwierig für mich. Ich habe mit ihm erst seit einer Woche trainiert, er ist nochmal anders als der Vorgänger.“ Und: „Der flattert sehr.“
Das klang zunächst nach einer billigen Ausrede, nachdem Lehmann im Tor die Flatter bekommen hatte. Allerdings meldeten sich in dieser Angelegenheit auch die Italiener zu Wort: „Dieser Ball ist noch schlechter als jener der WM 2006. Da werden all jene zufrieden sein, die viele Tore sehen wollen“, kritisierte Ersatztorwart Marco Amelia die EM-Kugel.
„Vielleicht gewöhnen wir uns noch an den Ball“, rätselte dagegen Gianluigi Buffon, Italiens Nummer eins.
Der DFB-Ausrüster, der den „Europass“ entwickelt hat, verwies nun auf „umfangreiche unabhängige Tests“, in die auch Torhüter einbezogen worden seien. Adidas-Sprecher Oliver Brüggen lobte die „perfekten Flugeigenschaften“, die Griffigkeit der Oberfläche würde auch den Torhütern nützen. „Ja, sind die denn alle balla-balla?“, werden sich die Fans bei dieser banalen Ball-Diskussion fragen. So ganz neu ist sie allerdings nicht. Lehmann hatte schon vor der WM 2006 über den Adidas-Ball „Teamgeist“ geschimpft. Der sei „total glitschig“ und nur „aus Plastik“. Er lobte damals dann auch gleich noch das Produkt seinen persönlichen Sponsors: „Der Ball von Nike ist da noch eher wie ein klassischer Lederball.“
Ein Schelm, wer da an wirtschaftliche Interessen denkt. Der „Europass“ wird sich trotz Lehmanns Kritik in den nächsten Wochen gut verkaufen. Er kostet regulär stolze 119 Euro.
Quelle: Neue Presse, 30 Mai 2008