Aktuelles aus Valencia
So, wird ja jetzt langsam mal wieder Zeit, dass ich mich bei euch melde und erzähle, was hier in Valencia so alles los ist. Erst mal das aktuellste: Ich habe mich neulich im Training leicht am Rücken verletzt, musste dann einen Tag pausieren. Die Physios hier machen wirklich einen tollen Job, haben alles versucht mich schnell wieder hinzukriegen – doch am heutigen Freitag habe ich dann entschieden: es geht nicht. Beim Test sind wieder leichte Rückenbeschwerden aufgetreten, ich kann mich nicht so bewegen, wie es sein muss, also macht es auch keinen Sinn mit zum Auswärtsspiel nach Pamplona zu fahren.
Stattdessen werde ich jetzt die Zeit nutzen, mich behandeln zu lassen, wieder schnellstmöglich topfit zu sein. Nur so kann ich dem Team eine Hilfe sein.
Eigentlich ist es ja eine Selbstverständlichkeit, dass verletzte Spieler nicht im Kader sind, sondern pausieren. Um so erstaunter war ich, als vorhin bei mir ständig das Telefon geklingelt hat, besorgte Kumpels angerufen haben. Immer die gleiche Frage: „Ey, ich habe gelesen, der Trainer hat dich rausgeschmissen. Was ist denn los?“
Ich frage mich mittlerweile: Was ist denn in meiner Heimat los? Man konnte in den letzten Tagen ja wirklich allerhand zum Thema Torhüter und auch einiges über mich lesen, was Anlass zur Sorge gab. Immer der gleiche Tenor, so nach dem Motto: Der Hildebrand packt es nicht, spielt nicht, er hat Probleme, steht in der Kritik, liebäugelt mit einem Wechsel – und, und und ...
Alles Quatsch mit Soße, zu dem ich nicht auch noch meinen Senf dazugeben wollte. Aber jetzt ist es, glaube ich, schon mal Zeit, euch meine Sicht der Dinge in die Heimat zu schicken.
Erst einmal das Wichtigste: Von den Rückenbeschwerden abgesehen, fühle ich mich hier in Valencia sauwohl. Es geht mir gut, die Leute sind nett, mein Alltag klappt prima. Ein Rückschlag war natürlich, dass unser neuer Trainer Ronald Koeman entschieden hat, dass ich nach der Rückkehr von der Nationalmannschaft auf die Ersatzbank muss. Das ist mir zwar auch schon unter seinem Vorgänger widerfahren, aber dieses Mal hat es mich schon im ersten Moment ziemlich gewurmt. Fühlst dich topfit, bist hochmotiviert, hast (von diesem Patzer gegen Trondheim abgesehen) auch ordentlich gespielt – und musst auf die Bank. Ich konnte diese Entscheidung zwar nicht verstehen, nicht nachvollziehen, habe sie aber akzeptiert. Kannst ohnehin nix dagegen machen. Aber was ich machen kann, das ist jetzt kämpfen, knallhart arbeiten und mich im Training volle Pulle reinhängen. Ich lasse nicht locker, sondern werde mich hier durchsetzen. Schließlich war von vornherein klar, dass es mir nicht leichtgemacht wird, dass eine echte Herausforderung auf mich wartet, an der ich wachsen und mich weiter verbessern kann. Ich empfinde es als ungerecht und fahrlässig, wenn in Deutschland der Eindruck erweckt wird, ich hätte bisher eine wacklige Saison gespielt, stünde in der Kritik und vor einem Vereinswechsel. Mein Alltag zeigt mir: Das Gegenteil ist die Realität.
Ich lebe sie – und, ganz ehrlich: Sie ist besser als all das, was ich so über mich zu hören und zu lesen bekomme. Aber auch dagegen kann ich nix machen.
In diesem Sinn: seid gegrüßt, bis zum nächsten Mal,
euer Timo
(der nicht nur gegen Rückenschmerzen kämpft)




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