Ich war 8 Jahre Kapitän meines Vereins. Und in einem Dorfverein, in dem man vom Bäcker über die Dorfkneipe bis zum normalen Spaziergang in gewissem Sinn sogar gesellschaftlich täglich die besondere Stellung des Kapitäns vor Augen geführt bekommt, wiegt das noch ein bisschen mehr als anderswo. Sei es beim Karnevalszug oder Feuerwehrfest oder natürlich bei Festivitäten des Vereins - immer fühlt man diese besondere Aufmerksamkeit, die man genießt. Für die Jugendlichen im Verein ist man als Torwart eh schon und als Kapitän noch darüber hinaus ein Vorbild. Dabei entwickelt man im positiven Sinn Stolz, Verantwortungsgefühl und man wächst an und mit der Aufgabe.
Ich habe dann in Absprache mit unserem Trainer zwar verständnisvoll, doch auch schweren Herzens die Binde abgegeben. Für ihn war wichtig, einen Feldspieler als Bindeglied zum Schiri und zum Spielgeschehen zu haben. Eine retrospektiv absolut richtige Entscheidung! Ich bin ein bisschen konzentrierter auf meine Aufgabe, seitdem ich mich nicht bei jedem kleinen Zirkus, der bei den Zuschauern oder auf dem Platz passiert, einschalten bzw. mich zumindest darauf konzentrieren muss. Als Ersatzcaptain komme ich immer noch hin und wieder in den (und das ist es allemal!) Genuss, die Binde tragen zu dürfen. An interner Autorität oder meinem Standing habe ich sicher auch aufgrund dessen, was die acht jahre Kapitän aus mir gemacht haben, Nullkommanull verloren. Als PR-Mann, der sich auch mit Mediation beschäftigt, habe ich mir durch die Fürhung der Mannschaft und die Hilfe bei Konflikten sogar eine unbezahlbare Kompetenz für den Job dabei aneignen können.
Positiv geändert hat sich auch die Vorbereitung auf das Spiel. Klar, es ist schon eine schöne Sache, die Platzwahl zu machen. Doch ich brauche nicht mehr zur Mittellinie zu rennen, sondern kann mich ganz einfach nur auf mein Ding konzentrieren. S. auch hierzu meinen Beitrag zu meiner Spielvorbereitunghttp://www.torwart.de/forum/showpost...&postcount=293
Von Vorteil ist auf dem Platz selbstredend, dass ich bis auf die ganz jungen Schiris alle Unparteiischen kenne. Da darf man schon mal mehr den Mund aufreißen, weil ich für die immer noch gefühlter Kapitän bin.
Wer noch nie Captain war oder in einem anderen Umfeld, der kann das u.U. nicht nachvollziehen...aber es ist schon eine geile Sache!!!