Mir gefällt es, wenn Torwartsituationen im Kontext mit den Spielern beider Teams beurteilt werden. Denn bei der isolierte Betrachtung der Einzelleistung werden eine Reihe von Varianten, was hätte besser gemacht werden können, ausgelassen.
Es ist wohl so, dass die Championsleague keine Fehler verzeiht, die wohlmöglich im Ligabetrieb kaum Bedeutung finden.
Dazu gehört m.E. auch das taktische Konzept der Bayern mit den sehr hoch stehenden AV, was man international immer seltener sieht. Mag der AV bei eigenem Ballbesitz eine Überzahl schaffen, so bietet er dem Gegner zusätzlichen Raum zum Kontern. Denn dann kommen die AV entweder gar nicht mehr hinter den Ball oder finden hinter dem Ball nicht mehr rechtzeitig ihre Positionen, sodass die IV oder die 6-er ihre Positionen verlassen müssen. Diesen taktischen Fehler hat Real gnadenlos ausgenutzt, weil sie die schnellen und dribbelstarken Angreifer dafür besitzen.
Ich finde deshalb, dass das Festmachen an Ullreichs Aussetzer beim 2. Tor manches zudecken soll. So haben seine Vorderleute reihenweise Chancen ausgelassen, weil ihnen die Handlungsschnelligkeit vor dem Tor fehlte. Meist konnte die Real-Abwehr den Schuß abblocken, sodass Navas nur noch vor lösbaren Aufgaben stand. Dies galt ebenfalls für Abwehrsituationen aus dem Stand, weil hier die Präzisioin fehlte. An den Gegentoren war Navas (wie schon im Hinspiel) beteiligt. Beim 1. Gegentor spekuliert er auf die kurze Ecke. Beim 2. Gegentor steht er nicht breit. Für mich steht Navas als Torwart eines Topteams zu Recht in der Kritik.
Leider ist es so, dass Angreifer reihenweise Torchancen vergeben dürfen, aber wenn der Torwart einen einzigen "Aussetzer" hat, dann wird ihm die Schuld an einer Niederlage zugeschrieben. Da mag es nur auf den ersten Blick ehrenhaft sein, wenn Heynckes sich vor seine Spieler stellt, indem er die Leistungen des Gegners hervorhebt. Aber Navas Leistungen waren nun wirklich nicht Weltklasse oder? Deshalb hätte ich mir gewünscht, dass er Ullreichs Leistungssteigerung, bei der er sich binnen weniger Wochen von Null auf sein Maximum gebracht hat, damit zum Meistertitel und wohlmöglich zum Pokaltitel beitragen hat, nicht gerade in so einer Stunde erwähnt, sondern fast wie eine beleidigte Leberwurst das Fehlen einiger Leistungsträger als Grund für die Niederlage benennt. Aber auch ein großer Trainer zeigt manchmal Nerven!
Schließlich stellt sich mir auch die Frage, ob die Bayern mit ihrer Diskussion um Neuer und insbesondere um den Wechsel von Nico Kovac einen Gefallen getan hat? Denn soetwas sorgt für Unruhe, die man dann nicht gebrauchen kann, wenn man 110 % Leistung abrufen muß, um für große Titel infrage zu kommen.
Die finanziellen Möglichkeiten der Bayern reichen gerade mal dazu aus, um durch Transfer von Leistungsträgern der Bundesliga-Konkurrenten diese auf niedrigerem Niveau zu halten. Aber international braucht es schon eine große Portion Glück. Letzendlich kann man der Mannschaft und dem Trainer den unbedingten Willen zu Sieg nicht absprechen.




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