Ok. Ich seh es so:
Erst hat im Herbst/Winter Zwanziger öffentlich verlautbaren lassen, dass er mit Löw per Hanschlag verlängert hätte. Das war nach der EM Quali, wenn ich das richtig im Kopf habe. Damit sammelt er natürlich öffentlich Pluspunkte. Dann kommt die Phase der realen Vertragsgespräche. In derem Verlauf kommt es schon zu Problemen, Stichwort Diskussion um Machtbereich Trainer (U21, Sammer als Streitpunkt).
Dann legen Löw und Co. ein Vertragsangebot vor, das der DFB so nicht annehmen will. Das ist natürlich völlig legitim in Verhandlungen, vielleicht fordern die Trainer und Bierhoff da wirklich zu viel (an Einfluss!). Aber statt das dann so zur Kenntnis zu nehmen und zu sagen: Ok Leute, das geht so nicht, lasst uns da mal drüber reden, dringen auf einmal Vertragsdetails wie die "signing fee" an die Öffentlichkeit, die Bierhoff und co. geldgierig und machtgeil erscheinen lassen. Presse und Pöbel fressen das natürlich gern, da gerade in Zeiten einer Wirtschaftskrise fast nichts Schlimmeres für einen Besserverdiener passieren kann, als den Stempel geldgeil abzukriegen (siehe Schickedanz, Ackermann, etc.). Da ist man bei Bildpublikum und anderen recht schnell komplett unten durch. Bierhoff ist ja wegen seiner sehr glatten und eben managerähnlichen Art sowieso nie gut angekommen.
Also hat man den Sündenbock der zu viel Einfluss und Geld will gleich gefunden und der DFB steht als aufrechter Sportverband da, der sich nicht erpressen lässt. Bringt seine medialen Partner und Freunde, wie die ARD Clowns Netzer und Delling. plus etliche andere, die von der Gunst des DFB abhängig sind, wenns um VIP Tickets, Fernsehverträge, Interviews oder auch nur Kontakte zu Nationalspielern geht, in Stellung und lässt ordentlich draufhauen.
Um den Effekt noch zu verstärken legt man, ohne zeitliche und räumliche Not, dem Trainerteam plus Manager ein festes, nicht verhandelbares Angebot vor und bindet dieses an ein 48-Stunden Ultimatum. Warum? Gibts die Zeitnot? MUSS diese Entscheidung unbedingt innerhalb von zwei Tagen getroffen werden, wo bis zur WM noch mächtig Zeit ist? Bei einem verdienten Trainer, der seit 6 Jahren mit der Mannschaft arbeitet, einen dritten Platz bei der WM, einen zweiten bei der EM und die direkte WM-Quali geschafft hat?
Geht man so wirklich mit jemandem um, den man (wie von Zwanziger vorher ja immer öffentlich rausposaunt, wenn es gut lief) unbedingt halten will? Der "ideal" ist, für den deutschen Fussball?
Im Gegenteil. So ein Angebot legt man jemandem nur vor, wenn man in der absolut perfekten Verhandlungsposition ist oder aber hofft, dass das Angebot abgelehnt wird. Letzteres passiert (vorhersehbar, da das vorgelegte Angebot wohl extrem von dem Vorschlag von Seiten Löw/Bierhoff) abweicht und schon hat man noch nen Grund Löw in die Ecke zu stellen und ihn als Bad Guy zu positionieren. Ziel erreicht.
Und zum Thema Sammer:
Der wird ja immer wieder als Löw-Nachfolger gehandelt und das wird seine Gründe haben. Er hat sich schleichend Macht beim DFB erarbeitet über die Jahre und jetzt scheint er stark genug zu sein, intern Ansprüche anzumelden. Zumindest kommt mir das so rüber. Wieso sollte Bierhoff Mitspracherecht bei der Bundestrainerwahl fordern? Genau: Weil er weiss, dass der nächte Mann im Amt als erstes ihn und das Trainerteam entlassen wird. Und wer hat Interesse daran? Am deutlichsten wohl Matthias Sammer, mit dem das Team um Löw seit Jahren offen um Macht im DFB kämpft.
Ich werte das mit Sammer an sich gar nicht, wenn er DFB Trainer werden sollte: Ok, dann ist das halt so. Aber die Art und Weise wie momentan mit einem sehr erfolgreichen Team innerhalb des DFB umgegangen wird, ist beispiellos. Bierhoff ist beim DFB sowieso nicht gern gesehen (man denke an Nike) und Sammer steht für die "alte" Fraktion im DFB, für die Leute, gegen die Löw arbeitet.
Alles an dieser Geschichte sieht für mich eben so aus, als habe man nur auf einen derartigen Moment gewartet um Löw dazu zu bewegen von sich aus zu gehen (nach der WM).
Das ist die einzige logische Erklärung für mich, alles andere wäre wie gesagt pur dilettantisch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und vom DFB aus. Das ist nicht völlig auszuschließen, aber ehrlich gesagt unwahrscheinlich.
Hoffe das war eine verständlichere Darlegung meines Standpunktes.
Zum Ende hin: Mir gehts auch nicht darum, dass ich Löw unfassbar toll finde und ihn unbedingt behalten will. Nur um die Art des Vorgangs, der vor allem mit Blick auf die Medien und deren Rolle hochinteressant ist.