2006: Nicht nur aufgrund der WM Zuhause gehörte Deutschland ganz klar zum Favoritenkreis. Vielleicht nicht ganz nach oben, aber der Titel war durchaus drin. Das Schlüsselspiel, in einer ansonsten einfachen Gruppe, war sicherlich in Dortmund gegen Polen. Anschließend übernahmen leider die Eventfans die Stadien, was nicht nur der Stimmung schadete. Was das Publikum ausmachen kann, sah man ja vier Jahre vorher in Südkorea. Die Schweden war anschließend ein dankbarer Gegner. Argentinien wurde dann niedergekämpft. Das war wirklich stark. Leider hat man sich anschließend dann Frings, den bis dahin besten Deutschen, sperren lassen. Das war einfach eine Frechheit und kann man so wohl auch nur mit Deutschen machen. Im Halbfinale dann gut angefangen. Leider dann falsche Wechsel -> Borowski raus, Schweinsteiger rein. Dazu hat das deutsche Trainerteam nicht realisiert, dass die Italiener in der Verlängerung ihr System umstellten, von einem 4-4-1-1 auf ein 4-2-1-3. Von Klinsmann kann man nicht unbedingt erwarten, dies zu erkennen. Na ja zumindest wenn man noch nie von Del Piero, Gelardino oder Iaquinta gehört hat. Warum man da ausgerechnet Neuville, Odonkor und Schweinsteiger einwechselt, die alle drei Offensiver ausgerichtet sind, als Klose, Schneider und Borowski, ist mir ein Rätsel. Gerade im Hinblick auf Standards darf man doch nie in der Verlängerung zwei so Kopfball- und Zweikampfstarke Spieler wie Klose und Borowski aus dem Spiel nehmen.
Das Spiel um Platz drei war dann ein Muster komplett ohne Wert. Ein Sommerkick zum Abschluss, bei dem Portugal den höflichen Gast bei einem ungeliebten Spiel gab. Die Feierorgien anschließend in Stuttgart und Berlin waren dann einfach nur peinlich.
Fazit: nicht wirklich enttäuschend, weil Deutschland sicherlich nicht zu den absoluten Spitzenfavoriten zählte, aber auch nicht wirklich befriedigend, weil mehr drin gewesen wäre.
2008: Hier gehörte Deutschland bereits wieder zu den absoluten Topfavoriten, konnte dieser Rolle aber nur bedingt gerecht werden. Durch individuelle Klasse schaffte man aber nach holpriger Vorrunde letztendlich ziemlich ungefährdet das Finale. Das gab man dann gefühlt relativ kampflos an Spanien ab. Das Überstehen der Vorrunde in der Gruppe war ohne Diskussion Pflicht, der anschließende Finaleinzug aufgrund der Konstellation gegen Portugal, die liegen uns einfach, und der Türkei ebenfalls.
Fazit: Pflicht erfüllt, leider nicht mehr. Aufgrund des Finales und vieler bereits seltsamer (Personal-)Entscheidungen rund um die EM eher enttäuschend im Ausgang.
2010: Eine lockere Gruppe zum Auftakt, die von den Medien wie immer zur Todesgruppe hochstilisiert wurde. Hier zeigte sich allerdings zum ersten Mal das Glaskinn der Elf im Spiel gegen Serbien. Berauscht von dem Sieg gegen Australien, konnte man sich überhaupt nicht auf die Serben einstellen. Ghana hat da scheinbar auch gut gescoutet, konnte uns nämlich mit ähnlich einfachen Mitteln ebenso aus dem Konzept bringen.
Das Spiel gegen England ging dann sicherlich viel zu deutlich aus. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass wenn das Tor von Lampard zählt, wir verlieren. Das Spiel war da doch sehr deutlich am Kippen. Argentinien war dann sichtlich überfordert mit unserer Offensivstärke und konnte wohl aufgrund interner Probleme nicht ebenso wie die drei Teams vorher uns am Kinn kitzeln. Ich will das jetzt aber auch nicht zu negativ sehen. Das Spiel war wirklich stark. Im Halbfinale dann vielleicht so was wie das vorgezogene Finale, ohne jetzt die Leistung der Holländer schmälern zu wollen. Das Spiel gegen Spanien war dann im Vergleich zu zwei Jahren vorher ein Rückschritt. Vollkommen körperlos versuchte man... ja was? Mitspielen? Auskontern? dominieren? Was auch immer der Plan war, er ist zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise umgesetzt worden. Parallele zu 2006 übrigens: War damals noch mit Frings der beste Deutsche im Halbfinale gesperrt, erwischte es diesmal Müller.
Fazit: Die zu hohen Siege gegen Argentinien und vor allem England überdeckten die deutlichen Schwächen in der Zusammensetzung der Elf. Die Führungspersonen der vergangenen Jahre wurden aus der Mannschaft ohne Not herausgegangen ohne für entsprechend Ersatz zu sorgen. Ballack war, auch wenn das niemand zugeben möchte, in den entscheidenden Momenten nie zu ersetzen. Gegen schwächere Gegner ging es meist noch gerade eben so, aber bei Spanien war dann Ende. Insgesamt eine sehr enttäuschend WM, die allerdings auf die EM 2012 hoffen lies.
2012: Mittlerweile ganz klar neben Spanien der absolute Topfavorit auf den Sieg. Diesem Status werden wir in der stark besetzen Gruppe auch gerecht. Drei Siegen gegen Portugal, Holland und Dänemark sprechen für die Mannschaft. Dann beginnt Löw zu spinnen. Gegen drittklassige Griechen wird die komplette Offensive ausgewechselt. Für so sensible Spieler wie Podolski und vor allem Gomez muss das ein absoluter Tiefschlag sein. Gerade Gomez muss das als Misstrauen gegen über seiner Person verstehen und belohnt es mit entsprechender Leistung. So tickt der nunmal. Das muss man als Trainer einfach wissen. Aber ok, noch ist das Kind nur im Brunnen, aber noch nicht ersoffen. Anstatt nun auf die neue Offensive zu setzen gegen Italien, warum sollte man sie sonst gegen Griechenland spielen lassen, wirft er wieder Podolski und Gomez aufs Spielfeld. Die Krönung ist dann noch die Hereinnahme von Kroos für Müller. Kroos soll plötzlich rechts außen spielen und nebenbei noch Pirlo in Manndeckung nehmen. Diese Entscheidungen sind auf so vielen Ebenen einfach falsch, das es mich sprachlos zurück lässt. Was sich in all den Turnieren bereits angedeutet hat, wird dadurch absolut deutlich. Löw mag ein hervorragender Co-Trainer sein, aber in den Bereichen Taktik und der Spielerführung hat er massive Schwächen.
Fazit der EM: Ein absolut enttäuschendes Ergebnis. Sang und Klanglos mit einer der beiden besten Teams im Halbfinale ausgeschieden. Ich will die Leistung der Italiener gar nicht schmälern. Die waren sicherlich taktisch perfekt eingestellt. Aber bei gleichen Bedingungen sind sie unserer Mannschaft sicherlich unterlegen. Da muß man sich als Verantwortlicher schon anstrengen um den Vorsprung so zu verspielen.
In der Nationalelf kann man gar nichts aufbauen. Wie auch? Mit den 5 Treffen im Jahr? Aufbauen kann ich im Verein. Da kann ich alle Strukturen darauf ausrichten. Von der Jugend bis in die Senioren. In der Nationalelf muß ich aus den ~30 besten deutschen Fußballern mir 15-18 aussuchen, die zu einer Mannschaft formen und damit Titel gewinnen. Dafür hat man zwei Jahre Zeit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.Da ist dann die entscheidende Frage, was man will. Will man Titel, oder will man längerfristig etwas aufbauen. Ohne Magath in Schutz nehmen zu wollen, letzten Endes misst man Erfolg noch immer an Titeln. Beispiel Griechenland EM 2004,wie die gewonnen haben interessiert heute keinen mehr, letztlich zählt nur der Titel