Torbinho,
das ist klasse erklärt. Nur zeigt sich aber auch, daß allein das Ball hin und her geschiebe nur bis zu einem gewissen Grad funktioniert. Denn wie Du schon schreibst, es ist dann ja ausrechenbar. Daher bleibt, um unberechenbar zu sein, nur immer mal wieder der Spieler, der dann mal "was Geiles" versucht, um einfach unberechenbar zu bleiben. Sonst igelt sich der Gegner ein und dann rennst Du gegen eine doppelte Viererkette wie Doof an und es bringt Dir auch nichts. Vor allem weil ich oft den Eindruck habe, daß inzwischen Tore nur noch innerhalb des 16ers erzielt werden dürfen, keinesfalls als aber man einen tief stehenden Gegner durch einen gezielten langen Abschluss vor dem 16er auch mal zu überraschen.
Halten wir doch mal fest, daß schlicht vieles, was die Deutschen tun, oft einfach ausrechenbar ist. Entweder du hast die kurzen und schnellen Ballstaffeten nach dem Lehrbuch die dann am 16er ins Stocken kommen, weil der Gegner zumacht und dann der 'tödliche Pass' nicht gelingt, oder Du hast "was Geiles" probiert, wobei dann plötzlich die Deutschen verdammt offen sind, weil diese sich rasch und schnell offensiv ausgerichtet haben und ausgeschwärmt sind, wie Wespen auf Angriffsflug... und der Bau hinten bleibt fast leer zurück.
Nein, ich empfinde es als nicht schlecht, nur empfinde ich es als wenig probates Mittel im Vorwärtsgang sowohl den "Geilen Pass" als auch die Schlampigkeit zu kombinieren
Da muss einfach auf die Schnelligkeit des offensiven Ausströmes mit der etwas höheren Geschwindigkeit der Defensive kombiniert werden. Denn wenn etwas "Geiles" schief geht - was immer passieren kann - dann muss ich einfach den Gegner früh stellen, damit der Rest der Truppe Zeit hat, sich in schnellstmöglich wieder zurück zu ziehen und die Defensive entsprechend korrekt aufzubauen. Doch gerade dieses Gegner stellen nach einem Fehler, das Zurückziehen und Defensive Aufstellen ist uns gegen Paraguay nicht geglückt und misslingt für mein Gefühl leider immer wieder.
Man zieht sich nicht schnell genug zurück und arbeitet dann auch nicht sauber genug gegen den Ball.
Oft habe ich das Gefühl, als wäre der Spielaufbau häufiger und schnell im Kopf, wenn die Nationalmannschaft von hinten das Spiel macht, als wenn wir versuchen müssen, uns dem Gegner nach eigenem Ballverlust zu stellen. Da sind Positionsfehler, Bewegungslücken und auch zum Teil schlicht mangelhaftes Arbeiten gegen den Ball oft Auslöser folgenschwerer Torraumszenen.
Es kommt also hinzu, daß Fehler des Kurzpassspiels aus der hinteren Abwehrreihe natürlich große Lücken öffnen, daher darf dies nicht passieren. Schlimm wenn es in einem Spiel mehrfach passiert. Dann muss ich als Trainer aber auch zusehen, daß ich hier vielleicht es schaffe, diese Fehlerquelle abzustellen. Auch muss ich als Trainer klar machen, daß zwar der Weg zum Tor führt, aber Tore auch mal aus der Distanz erzielt werden dürfen, wenn eben die spielerische Lösung nicht trägt (weil das inzwischen viele gut unterbinden können) - und ich muss zudem vermitteln, daß im Falle eines Ballverlustes man sich hinter den Ball zurück zieht und dann auch wieder die korrekten defensiven Aufgaben von 11 bis 1 durchgeführt werden, um den Ball zu erobern, wenn möglich so früh als möglich, um mich eben nicht wieder hinten rein drücken zu lassen, sondern meine Aufgerückte Stellung in gewisser Hinsicht noch nutzen zu können... doch genau dies gelingt irgendwo kaum - für mein Dafürhalten, und ich ärgere mich jedes Mal darüber!