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Thema: Erste Hilfe nach stumpfen Sportverletzungen

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  1. #1
    Ehemals Nike-Freak
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    Avatar von Anna-Lisa
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    So, da ich mich in letzter Zeit ein bischen mehr mit dem Thema Sportveletzungen beschäftigt habe, muss ich hierzu jetzt auch mal meinen Senf abgeben.

    I.Anatomie
    Generell unterscheidet man Muskel-, Sehnen- und Bänderverletzungen.
    Um zu verstehen, wie verschiedene Verlezungen zu Stande kommen muss man sich als erstes einmal mit der Anatomie auseinandersetzen.

    Anatomie Muskeln:
    • Muskeln bestehen aus Bündeln einzelner Muskelfasern
    • etwa 10-50 Muskelfasern bilden ein Faserbündel
    • die Länge von Muskelfaser kann wenige Millimeter bis 15cm (z.B. M. Sartorius) betragen
    • der Durchmesser berägt 10Mikrometer-100Mikrometer
    • am Ende jeder Muskelfaser befindet sich eine Sehne; die Sehnen der einzelnen Muskelfasern verbinden sich zu einer einheitlichen Sehe des Muskelbündels; die Sehnen der verschiedenen Bündel verbinden sich zur eigentlichen Sehne des Muskels
    • Zwischen den einzelnen Muskelfaserbündeln liegen Blutgefäße und Nerven (deshalb kann es bei Muskelfaserrissen zu Einblutungen in den Muskel kommen, die je nach größe evtl. operativ entfern werden müssen)
    • Muskeln sind durch Sehen an Knochen befestigt
    • Funktion: dienen zur Bewegung
    • Muskeln arbeiten nach dem Gegenspielerprinzip, d.h. ein Muskel kann sich selbst nur zusammenziehen



    Anatomie Sehnen:
    • Aufbau: paralell gebündelte in Zugrichtung angeordnete Kollagenfasern, welche der Sehne eine beachtlich Zugfähigkeit von 50-100N/mm² (!) verleihen
    • besitzen ähnlich wie Muskel bindegewebige Hüllsysteme
    • spärliche Gefäßversorgung
    • die Kraft eines Muskels und die Dicke seiner Sehe sind aufeinander abgestimmt
    • Verbindung der Sehe mit dem jeweiligen Skeletteil erfolgt durch Sehnenfasern, die sich immer weiter aufspalten, bis sie dann letztendlich praktisch mit dem Knochen verwachsen (die Kontinuierlichkeit dieses Fasersystems ist der Grund für das klinische Phänomen, das bei Überlastung nie Konchen, Sehen oder Muskeln voneinander abreißen. Es erfolgt immer nur eine Verletzung eines der Glieder dieser Kette)
    • Funktion; verankern Musklen am Knochen


    Anatomie Bänder:
    • Aufbau: wie bei Sehnen (parallel angeordnete Kollagenfasern)
    • Bänder sind meist in Gelenkkapseln eingewebt (was zur Folge hat, das im Falle einer Bänderverletzung auch eine Kapselverletzung auftritt)
    • Funktion: verbinden Knochen und sind somit ein wichtiger Bestandteil sämtlicher Gelenke
    • Aufgaben von Bändern: sichern die Führung der Gelenke während einer Bewegung; begrenzen die Gelenkkursionen; hemmen übermäßige Gelenkausschläge in bestimmte Richtungen


    II.Mögliche Verletzungen
    Generell kann man die möglichen Verletzungen in 3Grade unterteilen (1. Überdehnung, Teilrupturen, komplette Ruptur)
    • Muskelverletzungen: Muskelzerrung; Muskelfaserriss; Muskelriss
    • Sehnenverletzungen: Sehnenzerrung; Sehnenfaserriss; Sehnenriss
    • Bänderverletzungen: Bänderzerrung; Bänderteilriss; Bänderriss

    Allgemeine Ursache: Überbelastung z.B. durch
    • Gewalteinwirkung (z.B. wenn einen beim Fußball jemand umgrätscht)
    • schnelles Abstoppen und schnelle Richtungswechsel (z.B. Ursache für Achillessehnenriss)
    • Verdrehen von Gelenken (z.B. Ursache für Seitenbänder- und Kreuzbandrupturen)
    • Umknicken nach außen (z.B. Ursache für Außenbandruptur am Fuß)



    III. Allgemeine Erste Hilfe
    Da der Grad und die Art der Verletzung für den medizinischen Laien nicht feststellbar ist (dafür sind klinische Untersuchungen notwendig), gibt es ein allgemeines Handlungschema für Sportverletzungen, das PECH-Schema:
    P ause (>> Entlastung)
    E is (>> durch Kältenanwendung kommt es zu einer Verengung der Blutgefäße, was das Ausmaß von Einblutungen uns Scwellungen reduziert)
    C ompression (>> Kompression verhindert das Anschwellen)
    H ochlagern (Lagerung über Herzhöhe >> Beschleunigung des venösen Rückflusses und Behinderung des arteriellen Zuflusses, was Schwellungen entgegen wirkt)

    für die Leute, die es interessiert: auf Englisch heißt das ganze RICE-Treatment (Rest; Ice; Compression; Elevation


    IV.Weiterbehandlung und Heilungsdauer
    Die Weiterbahandlung und die Heilungsdauer hängen immer von Ort und Ausmaß der Verletzung, sowie von den Anspruchen an z.B die Stabilität eines Gelenks ab
    Patienten mit einem hohen Operationsrisiko werden generell konservativ ohne OP behandelt
    einmal verletzte Muskeln, Sehnen oder Bänder werden nie wieder so stabil wie vor der Verletzung (auch bei Einsatz von Transplantaten nicht)
    Zu frühe Belastung hat meist eine Arthrose zur Folge.
    Auch wenn die Weiterbehandlung und Heilungsdauer sich meist von Patient zu Patient unterscheiden, gibt es Durchschnittsangaben:
    • Zerrungen jeder Art heilen von alleine (Hailungsdauer: 1-2Wochen)
    • Muskelfaserrisse werden, sollang weniger als 2/3 des Querschnitts gerissen sind konservativ behandelt (Heilungsdauer: ca. 5Wochen)
    • Bänderrisse werden nur manchmal operiert (Heilungsdauer: ca. 4-6Wochen)
    • Achillessehnenrisse werden meist operiert (Heilungsdauer: ca. 3Monate)
    • komplette Muskelrisse und große Musklefaserrisse werden oparativ behandelt (Heilungsdauer: ca. 8-10Wochen)
    • Kreuzbandrisse werden operiert (Heilungsdauer: 8-10Monate !)


    Alles in Allem kan ich euch nur raten, vermeidet möglichst jede Art von Verletzungen, die tun alle sch*** weh und die Heilung ist langwierig
    ...aber wenn doch mal was passiert, dann sorgt für eine gute Erstversorgung und Belastet nich zu früh wieder voll, und: Kopf hoch, das wird schon wieder!

    So, soviel von mir zu dem Thema...
    Geändert von Anna-Lisa (05.12.2009 um 21:07 Uhr)

  2. #2
    Welttorhüter
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    Avatar von Believer
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    Da hat jemand Sporttheorie in der Schule. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass das eine provisorische, wenig individuelle Angabe der Heilungsdauer bei den Verletzungen ist, die von Sportler zu Sportler unterschiedlich sind und deswegen auch individuell auftretende Komplikationen hervorrufen können nach Art des Unfalls und Heilungsverlaufs. So als kleine Ergänzung.
    Aber ein informativer Beitrag, danke.
    Geändert von Believer (05.12.2009 um 20:46 Uhr)
    "Bangerang"

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  3. #3
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    Avatar von Anna-Lisa
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    Zitat Zitat von Believer Beitrag anzeigen
    Da hat jemand Sporttheorie in der Schule.
    Ne, aber einen Vortrag beim BRK gehalten

  4. #4
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Ich hoffe, Du hattest vorher mein PECH Dokument gelesen und die Anmerkung, daß man eigentlich PCEH zu verfahren hat, in deinem Vortrag angemerkt.

    Bei den Muskeln gibt es, im Gegensatz zu den Bändern und Sehen 5 Grade.
    Bei einer Zerrung nimmt man nur an, daß die Elemente, die das Zusammenziehen des Muskels ausführen, ausgeklinkt sind... und es daher einen Moment braucht, bis diese wieder 'greifen' können.
    Dann kommt der Muskelkater.... oh ja!
    Der Muskelkater wird inzwischen als kleinste Fissuren der Muskelfasern angesehen. Diese kleinen Verletzungen sorgen daher auch für eine minimierte Belastbarkeit der Muskulatur und zum Teil heftige Schmerzen. Man geht davon aus, daß Milchsäurekristalle für diese Verletzungen verantwortlich sind, weil diese sich dort eingelagert haben und nicht rechtzeitig abgebaut und ausgeschwemmt werden konnten.
    Somit ist ein Muskelkater alles andere als "harmlos", sondern erst zu nehmen, auch wenn es flott verheilt.
    Dann ist der Faserriss dran. Das ist nun wirklich eine Verletzung... und die setzt einen Muskel mit heftigen, krampfartigen Schmerzen (auch bei völlig entspannten Muskeln) wirklich ausser Gefecht. Da geht gar nichts mehr.
    Dann kommt der Bündelriss. Einige Fasern sind nochmals von einer Gewebeschicht umgeben und zu Strängen oder Bündeln zusammen gefasst. Reist so ein Bündel, daß ist mit einem sehr heftigen Hämatom verbunden, absolut schockierenden krampfartigen Schmerzen und absoluter Belastungsunfähigkeit des betroffenen Muskels...
    Tja, und der Gipfel ist der Muskelriss. Dies ist eine heftige Verletzung mit großen inneren Blutungen, da auch die größeren Versorgungsgefässe des Muskels mit verletzt werden. Meist steht der Betroffene unter Schock und es bedarf meist einer ärztlichen Versorgung, die sogar sehr dringlich ist.
    Der Betroffene wird sich kaum bewegen lassen, und vor Schmerzen kaum in der Lage sein, das Gliedmaß von allein zu bewegen, was in die Zugrichtung des betroffenen Muskels gar nicht geht.
    Mit den Fingern kann man deutlich die Rissstelle ertasten. Man macht keine großen Unterschiede zwischen einer Teilruptur oder einer vollständigen Ruptur des Muskels. Ausser die Teilruptur betrifft nur einen kleinen Teil, der dann als Bündelriss eingestuft wird.

    Und nicht alle Kreuzbandrisse werden operiert, es gibt heute immer mehr Ärzte die zur Heilung ohne Operation tendieren.
    Ich persönlich würde aber, schon aus Stabilitätsgründen zu einer Operations raten, denn durch die chirurgische Wiederherstellung und ggf. Plastik des Bandes ist meist die Stabilität besser.

    Das zu frühe Belastung zu Arthrose führt, ist eine These, aber nicht immer Wirklichkeit. Die Ursachen von Arthrose sind vielfältig und daher nicht immer so einfach
    Geändert von Steffen (05.12.2009 um 22:08 Uhr)
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

  5. #5
    Welttorhüter
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    Übrigens ist man entgegen der Traditionsansicht, dass Zerrungen nicht gedehnt werden dürfen, jetzt der Meinung, dass Zerrungen vorsichtig gedehnt werden sollen. Das heißt bei leichten Zerrungen und Überdehnungen: Wenn möglich (also wenn es die Verletzung ohne große Schmerzen zulässt) leichtes Austraben und sehr vorsichtiges (!) Andehnen. PCEH-Regel anwenden. Im weiteren Verlauf der ersten Woche Kälte auf die betreffende Stelle und nach dieser Kälteperiode dreiphasiges sehr vorsichtiges kurzes Dehnen.
    Damit bin ich bei vielen Physiotherapeuten und einem sehr kompetenten Sportarzt jetzt in Berührung gekommen und habe gute Erfahrungen gemacht.
    "Bangerang"

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  6. #6
    torwart.de-Team Avatar von Steffen
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    Genau Believer,
    dann so versucht man, die "ausgeklinkten" Muskelbestandteile wieder zum Eingriff zu bewegen. Wenn man jetzt zu stark dehnt, entklinkt man wieder die Muskelbestandteile und die Zerrung bleibt bestehen, ja verschlimmert sich.
    Wer also nicht richtig dehnen kann, sollte sich dehnen lassen, oder eben es einfach lassen.

    Man kann sich das wie zwei gegeneinander erschiebbare Leisten vorstellen, die mit Ecken besetzt sind. In Bewegungsrichtung ist die Flanke der Ecke wenig steil und die untere Ecke kann einfach noch oben gleiten. An der Spitze fällt nun die Kante steil ab, und verhindert nun, daß die darüber geglittene Ecke zurück gleiten kann.
    Sperrklinke nennt sich so etwas.
    Bei einer Zerrung sind nun die Ecken nicht mehr aufeinander, können also nicht mehr aufeinander gleiten, und müssen erst wieder aufeinander gebracht werden.
    Also dehnt man leicht, was nun wie bei einem Gummiband beim Auflösen der Dehnung passieren soll, daß die Faserbestandteile zusammen gezogen werden und so wieder in Eingriff kommen...
    Verständlich? Oder muss ich was malen?
    Lassen wir das, war nie eine Leuchte...

  7. #7
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    Zitat Zitat von Steffen Beitrag anzeigen
    Verständlich? Oder muss ich was malen?
    Ich würde eine Zeichnung begrüßen, also wegen mir darft du malen, musst natürlich nicht!

    Und noch eine Frage: Während dem Ausheilen einer Zerrungen soll jetzt doch leicht gedehen werden, um was zu verhindern oder zu erreichen?
    Ich habe zur Zeit das Problem, dass ich nach einer Bänderzerrung im Sprungkelenk den Fuß nicht komplett strecken kann. Mein Arzt meinte nach dem ganzen Ruhigstellen und Schienentrage hat sich da eine Sehne verkürzt.
    Ist das der Grund warum man jetzt anfängt doch zu Dehnen?

    Gruß
    Doro
    Fliegen ist der Versuch, sich auf den Boden zu werfen und nicht zu treffen.

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