Okay, dann antworte ich dir malZitat von Steffen
1. Ein fest vorgenommenes "Ich will!" gab es vor dem Training nicht. Damit hatte ich früher ab und zu mal zu kämpfen und habe gemerkt, dass es meistens genau dann nicht klappt, wenn man sich etwas zu fest vornimmt.
Ich hatte einfach Lust aufs Training, auf Abwechslung zur langweiligen Arbeit, als Vorbereitung für unser Topspiel am Ostermontag und weil ich zeigen wollte, dass meine gute Leistung vom Sonntag keine Eintagsfliege war.
2. Beim Warmmachen habe ich eigentlich nicht viel nachgedacht. Ich war schon froh, dass ich überhaupt die Gelegenheit dazu hatte, denn meistens machen wir Torschuss-Übungen ohne vorheriges Warmmachen. Wie gesagt, alles lief recht gut, auch das Abwehren von platzierten Bällen in meine schwächere Ecke, die ich mir gewünscht hatte um mir selbst zu beweisen, dass ich Fortschritte gemacht habe in diesem Bereich.
3. Na ja, es ging halt auf das Tor ohne Rasen im Fünfer. Nur Sand, darauf hatte ich eigentlich eh keine Lust, da es ein wenig geregnet hatte und ich schon wusste, dass meine Hose nach wenigen Aktionen schwer wie ein Sack sein wird und meine Handschuhe wie mit Schmierseife eingerieben. So kam es dann auch, nach dem ersten Abstützen war der Grip schon vollkommen dahin, alles war voller Sand und meine Lust ließ nach. Ich fühlte mich absolut nicht wohl. Ich fragte mich warum mein Trainer nicht das tragbare Tor auf einem guten Rasenstück einsetzt und auch die ersten Selbstzweifel begannen. Ist das nur eine Ausrede, die ich suche um meine schlechte Leistung mir selbst zu erklären? Ich wollte es mir selbst beweisen, dass es nicht so ist und dass ich trotz der Umstände meine normale Leistung abrufen kann.
4. Ja, absolut richtig. Fast nach jedem Schuss wuchs meine Frustration. Ich probierte mich neu zu motivieren, dachte mir "Du machst das hier nur für dich!" und es wurde trotzdem nicht besser. Einige Bälle folgten, die ich hätte halten können. Meine Unlust wandelte sich zu leichtem Frust, Unzufriedenheit mit den Bedingungen, Unzufriedenheit mit mir selbst. Selbstzweifel...
Am schlimmsten ist das Gefühl bei Bällen, die man aufgrund einer schlechten Technik nicht hält, obwohl man diese seit lange trainiert und eigentlich auch schon gut beherrscht.
5. Wieder richtig. Ich wurde überlupft, konnte den Ball aber überhaupt nicht halten. Trotzdem wuchs der Frust in mir, wandelte sich langsam in Aggression um. Ich wollte das Training nicht so beenden, wollte einige gute Bälle halten, damit ich wieder bei "Null" ankomme. Doch es war wie verhext. Ich schaute den Bällen hinterher und regte mich direkt danach auf, dass ich nicht gesprungen bin. Teilweise war mir echt zum Heulen zu Mute, so frustriert war ich.
6. Das war ein ******gefühl. Ich hatte gehofft, dass der Trainer noch ein paar Minuten im Abschlussspiel dranhängt, um zumindest noch einen Ball sehr gut zu halten und mein Gewissen zu befriedigen. Als das Training dann wirklich vorbei war, hätte ich mir am liebsten noch zwei Spieler geholt die mir noch ein paar Bälle aufs Tor jagen. Wie sehr hätte ich mir noch eine starke Parade gewünscht...
7. Meine Mitspieler waren eigentlich wie immer. Ich sprach einen an und sagte ihm, dass das Training irgendwie merkwürdig war und dass heute das "Feuer" bei allen Leuten fehlte. Er erklärte dies dadurch, dass wir wohl viele schwere Spiele hatten in letzter Zeit und alle Leute irgendwie platt sind.
8. Der Trainer hat nichts Besonderes gesagt oder getan. Er sagte mir direkt nach dem Training, dass meine Leistung "okay" war (was ich nicht ganz Ernst nehme, er wollte mich wohl nur aufbauen) und dass der sandige Torraum eine Katastrophe ist.
9. Ich war nach dem Training anders als sonst. Irgendwie war ich unzufrieden und in mich gekehrt. Ich saß erstmal eine zeitlang rum und mein Kopf war leer. Normalerweise scherze ich nach dem Training gerne mit den Mitspielern, aber diesmal war es nicht so. Auf dem Weg nach Hause fing dann schon das übliche Nachdenken an. Ich ging im Kopf nochmal einige Szenen durch und ärgerte mich darüber. Auch zu Hause ließen mir die Erinnerungen keine Ruhe und ich ärgerte mich fast durchgehend. Selbstzweifel, Gedanken darüber die Handschuhe an den Nagel zu hängen und so weiter.
10. Heute sehe ich die Sache schon wieder gelassener. Ich weiß selbst, dass ich mir die meisten Probleme selbst mache, weil ich einen übertriebenen Ehrgeiz habe und fast nie mit mir selbst zufrieden bin. Auch wenn ich mal gut halte, ich finde immer etwas worüber ich mich aufregen kann. Ich möchte alles perfekt machen. Ich weiß, dass ich mir damit keinen Gefallen tue. Solche schlechten Erlebnisse wie dieses Training lassen mir lange keine Ruhe.
Diese "innere Wut", die bei Unzufriedenheit entsteht und immer stärker wird, bewirkt eher das Gegenteil von dem was ich möchte.
Ich bin mal gespannt was du mir nun sagen kannst. Irgendwie fühle ich mich wie beim Psychologen![]()