Hall Steffen,

natürlich kenne ich dieses Gefühl, wenn ich eine starke Parade gemacht habe. Es ist ein sehr gutes Gefühl, schwer zu beschreiben. Man fühlt sich stark, man fühlt Bestätigung. Bestätigung für das harte Training, für den bedingunslosen Einsatz. Man fühlt aber auch Stolz. Man ist stolz auf sich selbst, gewinnt Selbstvertrauen. Man fühlt sich aber auch überlegen gegenüber dem Schützen und eventuell auch gegenüber dem Konkurrenten.

Insgesamt ist dieses Gefühl sehr schön. Eine Befreiung.

Aber was bringt uns dieses Gefühl nun? Ist es das Ziel, dieses Gefühl "künstlich" verbeizuführen in Situationen in denen das "Es" die Kontrolle zu verlieren scheint?

Ich hoffe, dass du mir irgendwie noch helfen kannst, ansonsten kosten mir solche Aktion wie z.B. heute beim Training meinen Job.
Ich erzähle mal: Wir haben heute nur gespielt, ein kleines Turnier mit vier Teams à fünf Mann. Bei mir kam fast gar nichts auf das Tor, leider. Denn ich hatte schon wieder dieses "Ich will!"-Gefühl, obwohl ich aufgrund deiner Erklärung probiert habe es zu unterdrücken. Anscheinend klappte es aber nicht. Es kamen im gesamten Training nur zwei Flanken in meine Richtung, beide ließ ich durchrutschen. Ich hätte ausrasten können, trat gegen den Pfosten und schrie. Das "Es" hatte schon längst die Kontrolle verloren, meine Frustration stieg. Kurz nach dem zweiten Patzer machte mein Trainer eine - in meinen Augen - dumme Bemerkung vom Seitenrand. Das hatte gerade noch gefehlt. Da ich eh kurz vorm Explodieren war, war dies wohl das "richtige" Ventil um meine innere Wut rauszulassen. Ich pöbelte zurück, winkte ab und verhielt mich ihm gegenüber ziemlich respektlos.
Mein Trainer fand das natürlich weniger toll und "drohte" mir nach dem Training an, dass ich beim Topspiel am Montag auf der Bank sitze. Er sagte wörtlich, dass er sich auf der Torwartposition noch Gedanken machen muss.
Das hat mir dann quasi den Rest gegeben, ich pöbelte gegenüber der Mitspieler gegen den Trainer und verhielt mich total merkwürdig, so wie ich eigentlich gar nicht bin. Ich fühlte mich ungerecht behandelt und war wütend auf mich selbst und alles um mich herum.

Zum Glück suchte der Trainer dann das Gespräch mit mir und wir konnten uns erstmal aussprechen. Von mir aus wäre ich nie auf ihn zugegangen und dann - das sagte er mir - hätte ich sicherlich auch nicht gespielt. Ich kann also froh sein, dass er den ersten Schritt gemacht hat und weiß, dass das sicherlich nicht normal ist.

Ich habe bei dem Gespräch sofort eingesehen wie dumm ich mich angestellt habe und dass ich mir das selbst gar nicht erklären kann.

Dabei dachte ich, dass es heute wieder besser läuft...