Ich habe ja am Samstag wieder spielen müssen, obwohl ich eigentlich im Mai mein letztes Spiel absolviert hatte. Der Grund ist relativ einfach: Wir haben letztes Wochenende beide Torhüter verloren, die eigentlich dafür bestimmt sind, auf dem Platz zu stehen. Wir haben nunmal nicht soviele Torhüter, um diesen Ausfall leistungsmässig zu kompensieren und so bin ich eben die Nummer 3 unserer Mannschaft geblieben. Eigentlich war für mich das Thema spielen somit erledigt und ich habe maximal damit gerechnet, mal auf der Bank zu sitzen und eben meine Handschuhe mit dabei zu haben, anstatt wie sonst nur meinen Notizblock.

Mit welcher Motivation bin ich nun am Samstag auf den Platz gegangen? Sicherlich nicht, um mich auszuzeichnen oder im Mittelpunkt zu stehen, sondern einfach um mein Bestes dafür zu geben, meiner Mannschaft weiterzuhelfen. Fussball ist ein Mannschaftssport und alles was zählt ist der Erfolg des Teams und dafür bin ich auf dem Platz gestanden. Spätestens mit dem Anpfiff sollten alle Eigeninteressen dem Mannschaftsinteresse untergeordnet sein, denn nur so ist der maximale Erfolg für das Team möglich.

Alles was ich im Training tue, um im Spiel maximale Leistung bringen zu können, hat nur ein Ziel: Meinen Job so gut wie nur irgendwie möglich zu erledigen und mein Job als Torwart ist es einzig und allein, ein bestmöglicher Rückhalt für meine Mannschaftkameraden zu sein. In der Erfüllung dieser Aufgabe liegt die Herausforderung des Torwartdaseins. Erledigt der gegnerische Torhüter diese Aufgabe mit Bravour, bin ich nicht neidisch, sondern der Erste der ihm applaudiert und als nächstes überlege ich, was ich ändern muss, um meine Aufgabe genauso gut zu erfüllen.

Wer seine Eigenleistung über die der Mannschaft stellt, sollte keinen Mannschaftssport betreiben, sondern sich eine Einzelsportart suchen, wo er entweder alleine gewinnt oder eben verliert. Und wer ein Problem damit hat, wenn der Gegner Applaus bekommt und er nicht, sollte sich entweder überlegen, was er an sich ändern muss, damit er zukünftig den Applaus bekommt oder sich damit auseinandersetzen, ob er im Sport wirklich richtig ist. Denn der Respekt und die Achtung vor der Leistung des anderen ist eine wesentliche Grundlage des Sports.

Wer in seiner Mannschaft in der Mehrheit Leute hat, denen der persönliche "Erfolg" in der Nacht vor dem Spiel wichtiger ist, als die optimale Vorbereitung auf das Spiel im Interesse der Mannschaft, spielt nicht in einer Mannschaft sondern in einem Haufen von Einzelkämpfern, von denen jeder seine eigenen Ziele verfolgt. Wenn aber 11 Leute auf dem Platz ihre eigenen Ziele verfolgen ist jeder Mannschaftssport seiner elemantarsten Grundlage beraubt und das heisst für jeden, der Mannschaftssport betreiben will: WECHSELN