Also heute wäre ein guter Tag gewesen zu Hause zu bleiben, trotzdem zog ich das Training vollständig durch.

Es gab soviel für mich persönlich zu tun. Im letzten Spiel glänzte ich eher, was heißt eher, ausschließlich durch meine Unsicherheit. Ich wollte im Training die Ruhe bewahren, sie wieder finden.

Ich spiele in der A-Jugend unseres Vereines, seit ich 14- Jahre alt bin. Das hat mich stark gemacht, das hat mich geformt. Ich will in dieser Saison den Aufstieg in die Verbandsliga (heißt inzwischen anders hier in S-H) schaffen.
Deshalb trainiere ich sowohl bei den Herren, der A - und B Jugend mit, laufe abends oder fahre viel Fahrrad.

Heute war den das B-Jugendtraining auf dem Programm, es wurde für die B-Junioren eine Spielgemeinschaft mit einem anderen Klub organisiert. Dieser andere Klub brachte auch einen älteren Torwarttrainer mit, der ein gutes und abwechslungsreiches Training macht und viel mit uns spricht. Das war es, ich habe endlich einen Torwarttrainer, der mich versteht und mich fordert. Wir, das heißt die zwei Torhüter aus der B-Jugend und ich, trainierten viel. Der eine, von dem anderen Klub, redete zu viel. Kein schlechter, nur halt seine Schwäche. Der andere, von unserem Klub, nahm das alles viel zu locker und war dementsprechend faul, brachte aber eine sehr gute Leistung (Was wohl wäre, wenn der Junge mal seinen Hintern bewegen würde. ). Dann gibt es noch den einen, der bin ich. Ich zog mein Ding durch, ließ mir die Übungen intensiv erklären, machte auch bei der Übungsausführung viele kleine Fehler.

Da ich im Verein aber wirklich eine große Rolle als Torwart spiele, (ich weiß selber nicht warum) ergab sich durch meine Fehler eine Angriffsfläche für die anderen beiden. Als der TwT sich mit mir kurz beschäftigte und mir nochmal die Übung erklärte, fingen meine Kollegen an sich über mich lustig zu machen. Sie drehten sich um und tuschelten, lachten dabei und schauten ab un zu mal zu mir rüber. Dieses rüber gucken interpretiere ich klar als ein Anzeichen dafür, als ob sie sich sicher sein wollten, dass ich nicht zu hören würde.

Das machte mich sauer, denn ich bin keiner der eine Übung beim ersten Mal ausführen kann. Der Bewegungsablauf muss bei mir erstmal einstudiert werden, der TwT hilft mir auch, verliert nicht die Geduldt, spricht mit mir. Ich finde das klasse, nur das Verhalten meiner Kameraden nicht.

Ich möchte mich nicht mit Oliver Kahn vergleichen, wieso auch? Dieser Mann war/ ist einer der besten Torhüter der Welt. Im Gegensatz zu mir hat er fast alles gewonnen, ich nur einen Vizemeistertitel in der Kreisklasse. Nur was ihm mit mir verbindet (außer das er mein Idol ist), ist die Tatsache, dass ich einen ungeheuren Ehrgeiz habe, der sich Monat für Monat verstärkt.
Ich habe kein Talent, bekomme nichts geschenkt. Doch habe ich einen Willen, den Willen mich zu verbessern und halt den Ehrgeiz. Ich will Aufsteigen, ich will das Optimum aus mir rausholen. Das ich nicht in die Bundesliga komme ist mir bewusst, nur möchte ich so hoch spielen wie es geht. Ich fühle mich besser als meine Kollegen, sicher sie haben auch ihre Stärken, die ich nicht habe, nur weiß ich genau, ich bin besser. Das ist auch gar nichts, für was ich mir irgendwo etwas kaufen könnte. Ich spiele in einem Verein, in dem Thomas Romahn und Sönke Glindemann (beides Assistenten) die bekanntesten Gesichter sind. Wir haben nicht einen Auswahlspieler im Verein.

Nur will ich Leistung bringen, mich in der Jugend entwickeln und in der Herren zwischen den Pfosten stehen. Ich habe da meinen Platz sicher, dass weiß ich. Nur reicht mir das nicht, ich will gewinnen.


Das Gelächter wurde immer größer, ich hielt jeden Ball, machte nur Fehler in der Einübungsphase. Diese war nach drei Minuten überwunden und ich hielt besser als die anderen. Ich fühle mich als Torwart besser, nicht als Mensch. Ich lobe die anderen ab un zu mal, motiviere diese, auch, wenn ich von meinen Kollegen für dumm verkauft werde. Freunde werden wir nicht, nur respektieren sollte man sich.

Nach 90 minütigem Tw Training, ging es an Torschussübungen. Ich hielt das, was ich konnte, hatte ein paar mal Glück, dass ich meinen Fuss oder die Hand noch in die Ecke bewegen konnte.

Danach machten wir ein Spiel, in dem ich zwei Gegentreffer erzielte. Ich habe mich geärgert, sie waren nicht unhaltbar. Trotzdem, der Sinn und Zweck bestand heute darin, das moderne Torwartspiel weiter zu erlernen, sprich mit spielen, sich anbieten, Freistöße schießen usw. Es mag vielen zu wieder sprechen, viele denken, der Torwart gehört auf die Linie. Das sollte man im 21. Jahrhundert aber so langsam zu den Akten legen. Ich habe mache all das, was Feldspieler auch machen. Nicht überragend, aber solide.

Danach war auslaufen angesagt. Viele liefen im Schneckentempo und obwohl ich kaputt war, lief ich ein Tempo, welches für andere beim Warmlaufen angebracht ist. Nur habe ich eine ungeheure Kondition. Ich habe in der Sommerpause trainiert. Aus dem Auslaufen wurde für mich ein Lauf. Aus den lockeren Bahnen die wir locker laufen sollten (Sportplatz hoch, runter), wurde ein richtiger Lauf. Ich rannte um den Sportplatz auf der Aschenbahn, 1000 Meter. Ich fühlte mich danach gut, erfrischend war das Gefühl. Dann lief ich mich aus. Die ersten warteten schon auf mich, kammen aus der Kabine raus und verpöhnten mich als Olli (Olli Kahn). Der Trainer sprach mit seinen Jungs und schickte sie wieder rein. Ich setzte mich auf die Bank und war geknickt. Kein schönes Gefühl, das erste mal mit der neuen SG trainiert und gleich unbeliebt gemacht. Ich kannte nur eine Handvoll mit deren Namen, den Rest sah ich zum ersten mal.

Ich ging in die Kabine und hörte, wie man sich über mich lustig machte. Man kritisierte nicht meine Leistung, sondern meine Hingabe. Ich ging rein und schnappte (nicht geschlagen, nicht mal angefasst. Gewalt verabscheue ich) mir zwei Jungs und stellte diese zur Rede. Sie sagten verlegen nichts.

Ich sagte sauer: "Wer mit mir und meinen Willen nicht um kann, soll das mir bitte sagen. Man kann mit mir über alles reden. So ein Verhalten ist nicht respektabel."

Keiner Reaktion.

Ich fügte hinzu: "Entschuldigung" und ging, schnappte mir meine Tasche und ging in eine andere Kabine. Fertig geduscht, setzte ich mich wieder auf eine Bank. Ich musste wieder Olli rufe hören, mir war das peinlich, fühlte mich mies. Warum? Was habe ich falsch gemacht?

Bin ich ein besserer Mensch? Nein! Bin ich ein überragender Torhüter? Nein!
Bin ich Arrogant? Im Gegenteil! Behandel ich andere mit Pespekt? Ja, mehr als die verdient haben. Motiviere ich andere? Ja!

Und warum werde ich behandelt?


Ich will nur Leistung bringen. Mehr nicht. Ich bin echt verzweifelt. Es war eine tolles Training, es hat mir viel gebracht. Nur dieser fade Nebengeschmack... .

LG

euer J.B

P.S: Das war so meine Sicht der Dinge, will hier keinem ein gutes Bild von mir vermitteln. Bitte zweimal durchlesen.