Weil sich wohlmöglich nach den nächsten Spielen die Personalie Löw als Bundestrainer erledigt hat? Allerdings ist auch nicht ausgeschlossen, dass Grindel seinen Schreibtisch räumen muß. Die Zeiten, in denen der DFB eine Art Selbstverwaltungsorgan war ist erst mal vorbei. Denn weder Löw, Bierhoff und Co. noch Grindel kauft man die Analyse der WM-Pleite so richtig ab und traut ihnen so recht zu, die Karre wieder aus dem Dreck zu fahren.
Natürlich mag es in der Nachwuchsförderung so manche Verbesserungsmöglichkeit geben. Das fängt ja schon in der untersten Stufe an, wo plötzlich die Talente aus anderen Vereinen kommen, wenn der Auswahltrainer wechselt. Auch in den NLZ findet nicht die gewünschte Ausbildung statt, weil die halbe Liga gegen den Abstieg kämpft, sodass kurzfristige Erwägungen in der Personal- und Ausbildungspolitik den Vorrang genießen. Auch die Internate fördern nicht immer die Entwicklung einer sozialen Kompetenz, wenn der Alltag durch Dritte organisiert ist, sodass eigene Entscheidungen kaum noch stattfinden.
Was aber die DFB-Spitze anbelangt, so könnte der Satz: "der Fisch fängt zuerst am Kopf an zu stinken" die Lage treffend beschreiben. Denn sehr viele gute Ideen und kreative Gedanken junger Leute liegen seit Jahren in den Schubladen der Silberrücken, deren Verständnis von Fussball irgendwann vor 10 oder 20 Jahren stagnierte. Allerdings ist das m.E. keine Frage des Alters (siehe Altersunterschied zwischen Heynckes und Nagelsmann), sondern einer Inflexibilität zur präzisen Beobachtung der veränderten Realitäten. So gibt es bereits Leute, die darin ihr Heil sehen, das französische Fördersystem einfach zu kopieren, anstatt zu kapieren, was dort besser läuft, um daraus ein eigenes System zu formen. Denn genauso, wie sich jeder Spieler, jeder Trainer und jeder Vereinsfunktionär sich seinen Respekt harter Arbeit täglich erkämpfen muß, sollte dies zur Selbstverständlichkeit in leitender, verantwortlicher Stelle des DFB sein.
Man hat nun mit Prof. Dr. Tobias Haupt einen 34-Jährigen Sport-Management-Experten in die DFB-Zentrale geholt, um zumindest den sinnvollen Einsatz der Gelder professioneler zu gestalten, anstatt es nach dem Gieskannenprinzip für nicht zuende gedachte DFB-Kampagnen auszugeben.
Was allerdings nach wie vor fehlt ist die Bündelung des Trainer-Know-How als Denkzentrale. Denn wie schon Scholl anmerkte, sind die bei uns ausgebildeten Fussball-Lehrer kaum noch in der Lage eigene Spielideen zu entwickeln, weil sie lediglich Systemfussball rauf und runter gelernt haben. Im Bereich der Torwartausbildung fehlen bis heute einheitliche Inhalte, was wann wie ausgebildet werden soll, sodass man hier nach wie vor auf die guten TW-Trainer bei den Bundesligisten angewiesen ist und lediglich eine Torwart-Talent-Verwaltung vornimmt. Auch hier fehlt das Heft des Handelns.
Wenn junge, engagierte und sehr gut ausgebildete Fachleute den DFB schon nach 1 - 2 Jahren frustiert wieder verlassen, dann sollte man sich irgendwann die Frage stellen, ob man als Funktionsträger selbst Teil dieses Problems ist?
Ich habe fertig!