Hier nun ein etwas längerer Überblick über die einzelnen Mannschaftsteile der deutschen U21 Nationalmannschaft, hoffentlich einigermaßen realistisch und nahe an Rainer Adrions Vorstellungen.
Tor:
Bislang stand der Lauterer Tobias Sippel im Kasten der Adrion-Elf, wo er mit soliden Auftritten überzeugen konnte. Aufgrund der Verletzung von Frankfurts Ralf Fährmann wird das auch erstmal so bleiben, dahinter lauert Sven Ulreich, gefolgt von einem ganz jungen Kandidaten (Sascha Burchert, Kevin Trapp etc.). Insgesamt ist man hier zufriedenstellend besetzt, wie man es gewohnt ist.
Rechter Verteidiger:
Der Neu-Leverkusener Daniel Schwaab wurde beim 1:2 gegen die Tschechen einmal böse ausgetanzt, was wenig später zu seiner Auswechslung führte. Doch auch sein Ersatz Stefano Celozzi erwischte keinen glücklichen Tag, so flog er wegen einer zweifelhaften roten Karte vom Platz. Der dritte Kandidat für die Position, Dennis Diekmeier, fiel im Vorfeld leider verletzt aus, wird aber in Zukunft seine Chance erhalten und sich den Stammplatz erkämpfen, insofern er an seine guten Leistungen der letzten Wochen anknüpfen kann. Generell ist er einer der Senkrechstarter dieses Jahres. Kickte er vor einem Jahr noch in der 3.Liga für Werder Bremen II, so gehört er seit Januar zum Stammpersonal beim 1.FC Nürnberg und überzeugt dort auf ganzer Linie. Daher ist er mein Favorit.
Innenverteidigung:
Die Qual der Wahl hat Rainer Adrion im Zentrum. Höwedes, Hummels und Boateng, von einem Tm.de User treffend als „Bermuda-Dreieck“ bezeichnet, ist DAS überragende Defensiv Trio im U21-Bereich in Europa. Einer der drei Tenöre, zumeist Boateng oder Hummels, rückt weiter vor auf die 6er Position. Aktuelle Worte von Bundestrainer Joachim Löw deutet jedoch darauf hin, dass Boateng seine Chance im A-Team erhält, womit das Dreieck zunächst einmal gesprengt sein sollte. Deswegen können sich auch wieder andere Jungs Hoffnungen machen, zum Beispiel Bayerns Newcomer Holger Badstuber oder Stefan Reinartz von Bayer Leverkusen. Badstuber, der indes noch Schwächen im Aufbauspiel offenbart, beeindruckt bereits durch seine große Ruhe im Spiel, Reinartz konnte genau wie Dennis Diekmeier eine Halbserie bei Nürnberg sein Können unter beweis stellen, muss sich in Leverkusen allerdings erst durchsetzen. Weitere Nachrücker könnten Matthias Jaissle (laboriert noch an einem Kreuzbandriss) oder Christopher Schorch (Köln) sein, auch Schwaab oder Pezzoni können im Notfall dort auflaufen.
Linker Verteidiger:
Nach dem Angriff galt diese Position schon seit geraumer Zeit als Schwachpunkt in der deutschen U21 Nationalmannschaft. Durch Sebastian Boenischs altersbedingten Wegfall rücken nun andere Gesichter in den Mittelpunkt, in den ersten beiden Pflichtspielen war dies Felix Bastians vom SC Freiburg, der mehr als ordentliche Ansätze noch nicht hervorbringen konnte. Dortmunds Reservist Marcel Schmelzer stellt aktuell keine gute Alternative dar, weswegen das Sichtfeld ausgebreitet werden muss. Die Tatsache, dass Stefano Celozzi auch die linke Seite bekleiden kann ist beruhigend, doch mit Konstantin Rausch von Hannover 96 würde Rainer Adrion einen mutigeren Schritt gehen.
Defensives/Zentrales Mittelfeld:
Wie weiter oben zu entnehmen rückt immer einer des „Bermuda-Dreiecks“ ins DM, was den Gegebenheiten entsprechend nun Mats Hummels sein dürfte. Seit einigen Spielen erfüllt er diese Aufgabe auch im Verein und das meist solide. Beim Debakel gegen Bayern war er noch einer der besseren Borussen. Er besitzt sowohl eine enorme Zweikampfstärke, als auch spielerische Cleverness um die vielleicht wichtigste Position im Fußball zu bekleiden. Sicherlich ist er keine Filigrantechniker wie Andrea Pirlo oder Yaya Toure, doch seine Abräumerqualitäten bedecken die eine oder andere Schwäche. Idealerweise sollte er dabei von einem 8er unterstützt werden, damit er im Spielaufbau nicht alleine dasteht. Dieser Partner könnte Phillip Bargfrede von Werder sein. Der 20-Jährige verkörpert das Bild des kämpferischen 8ers ziemlich gut, wobei er in vielen Szenen noch unreif wirkt, weshalb ich zu Lars Bender tendiere. Dessen Spielintelligenz ist imposant, wenngleich ihm die offensiven Qualitäten abgehen. Kevin Pezzoni oder Stefan Reinarzt sollten Back-Ups für Hummels sein, denn an dessen Seite würde das, wie im Tschechien-Match bereits zu beobachten, spielerische Armut hervorbringen.
Rechtes Mittelfeld:
Trotz der wirklich dummen Gelb-Roten Karte bleibt Timo Gebhart der talentierteste Mann auf den Aussen. Sein Spielwitz, seine Raffinesse und Übersicht bringen einen zum schwärmen, wobei er es noch zu oft übertreibt in manchen Szenen. In Konkurrenz zum ihn stehen Sidney Sam oder Kevin Schindler, obwohl ich letzterem nicht den großen Wurf zutraue. Sam hingegen ist ein seltener Spielertyp im deutschen Fußball, enorm dynamisch, tolle Ballführung, nur im Abschluss hapert es. Marcel Risse traue ich auch noch ne Menge zu, besonders wegen der Eingespieltheit mit Mannschaftskollege Diekmeier. Gebharts größter Konkurrent sollte aber Thomas Müller sein, sofern Adrion das 4-2-3-1 beibehält. Der Münchener ist physisch stark, hat ein gutes Auge, verfügt über die nötige Schnelligkeit und ist vor allem Torgefährlich.
Offensives Mittelfeld:
Aktuell kann nur eine Name fallen wenn es um diese Rolle geht und das ist der von Toni Kroos. Sein Saisonstart verlief bislang holprig, es konnte die Vorschusslorbeeren noch nicht zurückzahlen und muss sich folglich beweisen. Bei ihm fehlt die Robustheit, gepaart mit der läuferischen Einstellung. Das ist alles noch zu lasch. Verschweigen kann ich trotzdem nicht, dass Kroos ein sehr großes Talent ist. Seine Pässe, sein Auge, große Klasse. Hoffen wir das er es in Zukunft auch gewinnbringend einsetzten kann. Timo Gebhart, Thomas Müller oder Phillip Bargfrede können ebenfalls in diese Rolle schlüpfen, interpretieren diese jedoch komplett anders.
Linkes Mittelfeld:
Rainer Adrion kann hier aus einem großen Fundus aus tollen Talenten wählen, was zu einem Luxusproblem werden könnte. Deniz Naki hat gegen Tschechien und bei seinem Verein St.Pauli großes Talent erahnen lassen. Seine Flexibilität ist auch ein Vorteil. Außerdem könnte der Ex-Aachener Lewis Holtby zu einer starken Alternative werden. Seine großartige Saison 08/09 muss er auf Schalke zwar noch bestätigen, doch ich bin zuversichtlich das der Halb-Engländer auf viele Einsätze kommen wird, ist er in meinen Augen doch einer der größten Versprechen des deutschen Fußball. Ähnlich stark wirkte der von West Ham an Florenz ausgeliehene Savio Nsereko bei der letzt jährigen U-19 EM, wo er im Übrigen zum besten Spieler ernannt wurde. In der Premier League kamen seine Anlagen bis dato nicht so ganz zur Geltung, was natürlich auch an der geringen Spielzeit liegen könnte. Ich drücke ihm fest die Daumen für sein Intermezzo in Italien, auf das er sich weiterentwickelt und in ein paar Jahren ein großer Star wird.
Sturm:
Das Vakuum das wir bei der U21 EM in diesem Jahr bis zum Finale erleben durften (oder mussten) war nicht so prickelnd. So besorgten zumeist zunächst andere Spieler die Tore (Höwedes, Castro), bis ein gewisser Sandro Wagner kam und nicht nur die im Vorfeld reichlich deplaziert wirkenden „Notstürmer“ Özil und Dejagah mit zwei tollen Treffern zum staunen brachte. Auch sein an Peter Crouch angelehnter „Roboter-Jubel“ elektrisierte die Massen, was seitdem zum seinem enormen Leistungssprung beigetragen haben könnte (Stichwort: Selbstbewusstsein). Nun ja, dieser Sandro Wagner ist jetzt 2 Monate zu alt um weiterhin bei der U21 mitzumischen. Deswegen ist es die Aufgabe von Rainer Adrion den oder die Stürmer zu finden, die auch zukunfts richtend, viel versprechend sind. Julian Schieber ist einer von dieses Jungs, groß gewachsen, beweglich, linke Klebe, alles nicht schlecht. In den zwei Pflichtspielen zeigte er aber auch, dass er im Abschlussbereich noch viel zu verbessern hat. Ihm fehlt die Ruhe, die Christopher Nöthe bereits zu haben scheint. Der ehemalige Dortmunder und jetzige Fürther ist ein Knipser wie er im Buche steht. Er verfügt über einen „Törjäger-Radar“, zu Deutsch: er steht wo ein Stürmer stehen muss. Ein anderer Typ ist wiederum Thomas Müller. Dessen Bewegungsfeld ist nicht nur um 16er angesiedelt, er lässt sich mehr fallen, arbeitet einem andern Stürmer zu, ohne den eigenen Abschluss zu vernachlässigen. Besser aufgehoben wäre er, wie bereits erwähnt, auf dem rechten Flügel, weshalb ich ihn nicht unbedingt als 9er sehe. Weitere Kandidaten wären sicherlich Dani Schachin, Manuel Schäffler usw., aber deren Entwicklung muss man noch abwarten.
Um das alles grafisch noch einmal deutlich zu machen, gibt es hier noch meine zwei Wunschsysteme, unter der Berücksichtigung das Boateng ins A-Team befördert wurde:
4-2-3-1:
-------------------------Sippel-----------------------------
---Diekmeier------Höwedes-----Badstuber------Rausch---
-----------------Hummels----L.Bender-----------------
------Gebhart----------Kroos--------Holtby----
---------------------Nöthe/Schieber ----------------
4-3-3:
-------------------------Sippel-----------------------------
---Diekmeier------Höwedes-----Badstuber------Rausch---
--------------------------Hummels--------------------------
-
----------------Bargfrede----------------Kroos-----------------
--Müller-----------------Nöthe/Schieber---------------------Nsereko
Nicht verwundert sein das ich bei den verschiedenen Systemen teilweise die Spieler ausgetauscht haben. Ich habe überlegt wer, wo am besten passt.
So, mehr wollte ich auch gar nicht schreiben, würde mich über Feedback freuen.![]()