Nun,
es ist die Post-Camp-Phase. Alle sind noch geschafft und müde, 1000e von Bildern purzeln noch durch den Kopf, 100e von Erinnerungen wollen verarbeitet werden.
Zeit, sich an Samstag Abend zu erinnern.... War da nicht was mit Bildern, mit Gedanken, mit zur Ruhe zu kommen, mit Survival Pack?
Ist nicht vielleicht jetzt, wo wir ein wenig darüber hinweg sind, eine gute Zeit, darüber zu sprechen und vielleicht auch, mal die Übung zu machen und so vielleicht auch erste Erfahrungen zu transportieren?
Vielleicht sollten die Leute, die Samstag Abend in der recht kleinen Runde dabei waren, ein wenig erzählen....
Lassen wir das, war nie eine Leuchte...
Nun, dann werde ich versuchen meine Eindrücke von Samstag zu beschreiben, obwohl ich euch nicht garantieren kann ob das Erfolg hat oder nicht. Ich habe vieles mitgenommen, was man nicht allein durch Worte wiedergeben kann. Ich habe vieles erlebt, was leicht zu verstehen, aber schwer zu vermitteln ist, denn eine solche Gefühlsachterbahn, wie Samstagabend kann man natürlich nicht mit aneinander gereihten Buchstaben erklären und in ihnen fassen.
Diese von Steffen angesprochenen Atemübungen mache ich ja bereits seit 2 Wochen fast täglich (meistens Abends vor dem Schlafen gehen. Bin ich zu diesem Zeitpunkt allerdings zu müde, macht es auch keinen Sinn, denn es soll ja kein "quälen" sondern "entspannen" sein). Vorher habe ich die Übungen nur vereinzelt ohne Stetigkeit durchgeführt. Ich setze mich also fast jeden Abend auf mein Bett in einen Schneidersitz, locker aber aufrecht und schließe die Augen.
Es fällt mir zunehmend leichter einfach befreit ein- und auszuatmen und die Luft durch meinen Körper strömen zu lassen. Ganz locker, nicht gepresst. Dafür habe ein wenig gebraucht. Dann spürt man schon wie mit der Luft auch eine bestimmte Energie durch den Körper strömt und irgendwie Gelassenheit, Ruhe vielleicht Abgeklärtheit vermittelt.
Mit dem Schließen der Augen, meist nach ein paar Sequenzen des Atmens beginnen dann die Bilder. Erinnerungen, meist die des Tages oder Gedanken, die ältere Erinnerungen aufwühlen. Diesen Gedanken versuche ich nicht nachzuhängen, sondern sie durch meinen Kopf nach oben aufsteigen zu lassen. Sie nicht zu unterdrücken, aber dennoch nicht zu fokussieren. Ich versuche sie einfach mit dem Gedankenstrom weitertreiben zu lassen - meist hilft mir hierbei die bewusste Konzentration auf den Atem.
Was mir bei diesen Übungen auffällt ist, dass ich auf jeden Fall ein Gefühl für die Zeit und meine Umgebung verliere. Desweiteren werde ich sehr sensibel für die Reize, die mich tagtäglich umgeben. Das Hören wird intensiver. Ich reagiere auf jeden noch so leisen Laut (meist geschieht dies in der Schlussphase vor dem Klingeln meines Handys). Das Riechen wird bewusster - ich konnte einmal ganz genau den Geruch vom Regen draußen wahrnehmen. Dieser verschwand fast augenblicklich mit dem Weckerklingeln. Das ist natürlich logisch, denn mit dem Ausschalten eines Sinnes (Sehen), werden die Anderen intensiver. Nur, erstaunlich war es trotzdem.
Ich bin nun sehr gespannt in das Camp gegangen in Erwartung dieser ominösen Übung von Steffen, mit der ich "ES" finden sollte. Ich weiß nicht genau, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber es hatte auf jeden Fall in meiner Fantasie etwas mit einem Ball und einem Tor zu tun. So ganz bestätigt wurde dies nicht...
Ich fragte nun am Samstag vor der letzten Trainingseinheit vorsichtig bei Steffen an. Luke leistete mir dann gleich Überredungshilfe, so dass er sich bereit erklärte, uns am Abend diese Übung zu zeigen. Am Samstag saßen wir dann nach der Trainingseinheit etwas zusammen (da ist ja dann auch das schöne Interview entstanden) und amüsierten uns. Irgendwann war Steffen verschwunden, genauso wie Paulianer und Luke, wie mir auffiel. Als ich dann nach draußen trat, fand ich sie zusammen sitzend, Steffen, Bobbles & Luke auf der Steinbank, Paulianer lässig an einem Steinblumenkübel lehnend. Natürlich gesellte ich mich sofort dazu. Meine erste Frage galt nun Luke: "Habe ich etwas verpasst? Man du hättest mich doch holen können!" Die Antwort: "Nein hast du bisher eigentlich nicht. Er erzählt. Hör einfach zu. Sorry, ich wollte dich ja holen, aber ich konnte mich einfach nicht lösen..."
Die darauffolgenden 2 Stunden sollte ich das noch sehr gut verstehen.
Es gab eigentlich keine "Übung" in dem Sinne, die er uns erklärt und an jedem einzelnen durchgeführt hat. Er hat erzählt, uns in den Bann gezogen und einfach nur erzählt. Erzählt, dass Schicksalsschläge geschehen, egal mit welcher Schwere, dass es Situationen geben wird, in denen wir Hilfe brauchen, aber die Hilfe aus unserem Inneren kommen muss. Und wird. Er hat uns Einblick in sein Leben und sein Schlüsselerlebnis gewährt, das ihn damals sensibilisiert hat für die Dankbarkeit auf dem Feld stehen zu dürfen, gesund, fit und voller Erwartungen einer großen Leistung und vielleicht guten Perspektive. Er appellierte nicht nur einmal an uns geduldig zu sein, zu vertrauen - in uns, unsere Fähigkeiten, in "ES" - es nicht zu übertreiben.
Und wir hörten zu.
Er begann darüber zu erzählen, dass er uns ein Survival Pack mitgeben wolle, das wir in jeder Situation, in der wir uns in einem Teufelskreis aus negativen Gedanken, Enttäuschung und Frust zu verlieren drohen, öffnen können und uns in den positiven Flow, der so wichtig im Spiel ist, zurück bringen zu können. Aber wie mir schon während dieses Satzes klar wurde, konnte er uns natürlich nicht eine Tüte geben, viele schöne Erinnerungen hineinfüllen und jedem geben. Nein, das ist unmöglich. Denn welche Erinnerungen sollte er denn nehmen? Welche Erinnerungen braucht denn jeder einzelne von uns in welcher Situation? Und was ist für jeden Einzelnen von uns überhaupt ein glücklicher Gedanke? Was ist eine gute Erfahrung? Ich weiß die Antwort darauf nicht. Ich glaube, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich sage, dass diese keiner für jeden Mitmenschen kennt.
"Wir wissen doch selbst, was wir am besten brauchen"
Und genau das ist es. Genau da setzte Steffen an. Er gab uns Werkzeug mit dem wir uns im Laufe des Gesprächs eine Kiste bauen konnten, zusammen mit dem 1. Kapitel einer Gebrauchsanweisung, wie man diese benutzt. Unsere selbstgebaute Survivalkiste müssen wir nun füllen, mit positiven Gedanken oder Erinnerungen, die in uns ein Gefühl der Erfüllung, der Leidenschaft, des Erfolgs oder Stolzes geben. Diese nannte er Knopfdruck-Momente. Wann immer wir solch einen erleben, sollten wir ihn sofort einspeichern mittels Knopfdrücken. Er verbildlichte das mit einem imaginären Knopf auf seiner Hand, den er in dieser Situation drücken könne. Doch es ist ebenso wichtig zu dieser Kiste voll mit Positivität, die irgendwo hinter eurem Bewusstsein, den in Schubladen verstauten anderen Erinnerungen zusammen mit den verstaubten Impressionen der letzten Mathematik-Stunde lagert, einen Gegenpart zu haben. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass das Stehen auf dem Fußballfeld, das Ausleben der Leidenschaft und das Erfreuen am Bedingungslosen Einsatz, für den wir Belohnung von uns selbst verlangen, eine Dankbarkeit erfordert und im Grunde nicht selbstverständlich ist. Wenn wir im Spiel einen Fehler begehen, können wir es im nächsten Spiel, im nächsten Training doch immer besser machen. Wir haben doch immer die Gelegenheit das alles wieder gerade zu biegen, oder? ... Nicht immer. Dieses Verständnis verleitet zu einer Selbstverständlichkeit, mit der wir aufs Feld gehen und immer mehr wollen, vielleicht durch Lob und Erfolg von Euphorie überflutet. Diese Situationen sind ebenso gefährlich. Also erzählte uns Steffen, dass er immer eine negative Situation, die grundlegend in sein Leben griff und ihn dadurch prägte, für sich behielt und aufbewahrte. Für solche Situationen. Diese holt ihn dann immer auf den Boden zurück, vermittelt wieder Dankbarkeit, vielleicht Geduld. Dies ist für ihn auch ein Knopfdruck-Moment nur eben ein negativer. Sucht euch einfach einen Gegenstand, der euch an solch einen Moment erinnert & ruft die Situation durch das Streichen darüber wieder in euer Gedächtnis zurück.
Das sind jetzt die Informationen, die ich euch aus diesem Gespräch geben kann. Meine Eindrücke kann ich, wie oben erwähnt, schwer schildern.
Ich habe in diesen 2 Stunden etwas in mir entdeckt, was ich bisher nicht kannte. Es ist nicht so, dass ich etwas in mir getroffen habe, mit größeren Ohren und grüneren Augen, welches ich mit einem "Hallo" begrüßte und nun immer in enger Freundschaft bei mir trage. Es ist einfach nur ein Gefühl. Es ist nicht mal ein unbedingt überglückliches Gefühl, aber ein tolles. Ich war einfach da, atmete, fühlte und war glücklich. Irgendwie verstand ich einfach. Etwas in mir. Vielleicht ein bisschen.
Das mag für euch jetzt schwer nachvollziehbar klingen, vielleicht kitschig und overdone.
Gegen Ende hin fragte Steffen mich dann einfach direkt: "Musst du "ES"/es nun ergründen oder verstehen?"
"Nein, so lange es seinen Job macht..."
Das ist es, "ES"/es ist da und macht seinen Job und ich mache meinen & vertraue.
Ich konnte in diesen 2 h einfach nur super verstehen, warum Steffen meinte, dass er uns dies nicht über das Forum zeigen kann. Es geht nicht. Ich habe das gemerkt, als ich vor ihm saß und zuhörte, ihn ansah und mitging. Ich saß einfach da und lauschte, war hin- und hergerissen zwischen Lachen & Weinen, Bewunderung & Verständnis. Es war eine Achterbahnfahrt in der ich ein bisschen das Zeitgefühl verlor. Ich kann nur vermuten, dass ich 23 Uhr dazu gekommen bin, da wir 1 Uhr aufgehört haben. Woraufhin wir uns mit steifen Gliedern (hier die Entschuldigung an dich, Steffen) ins Bett schleppten. Schlaf habe ich in dieser Nacht nicht wirklich gefunden. Das lag nicht daran, dass die Gedanken wie Zirkuskarusselle durch meinen Kopf kreisten, sondern eher am Gegenteil.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich just meinen ersten Knopfdruck-Moment am nächsten Morgen finden werde. Allgemein war das ganze Camp ein einziger Knopfdruck-Moment.
Ich weiß, dass es ein langer Weg werden wird, wirklich diese Kiste öffnen zu können und nicht just in der brenzligen Situation den Schlüssel zu ihr in meinem Frust zu verlieren. Aber ich bin gewillt ihn zu gehen![]()
That´s it Believer!
Ich bin mir nicht sicher, ob die anderen User, die das hier nicht miterlebt haben, es nun verstehen, aber es ist schön zusammengefasst und genau das war es! Nochmals hier ein fettes, dickes mega großes Lobe an Steffen! D A N K E
Ich habe versucht, die Informationen so pur, wie sie Steffen erklärt hat, hier zu verpacken. Um das ganze nicht nur zu verstehen, sondern wirklich verstehen zu können, muss man wohl dabei gewesen sein und das Werkzeug direkt in die Hand, bekommen haben.
Ich hoffe, in meinem Beitrag konnte man das riesengroße Dankeschön an Steffen zwischen den Zeilen lesen.![]()
Believer,
vielen Dank für die Ausführung.
Nun denke ich weißt Du, wie es mir geht, über etwas zu erzählen, was da ist, man nicht wirklich erklären kann, und doch jemand nahe bringen soll.
Und es zeigt auch, daß Du eines verstanden hast, daß man ES nicht heute oder morgen entdeckt, sondern es Wochen, Monate ja Jahre dauern kann.
Doch es zeigt auch, daß Du einen Weg gehst, der Dich vorwärts bringen kann und wird.
Wie Du es wieder gegeben hast zeigt mir, daß meine Erklärung bei Dir angekommen ist, Du gleiches entdeckt hast. Ähnliches... und just dies weckte in Dir eine Art Verständnis, weil ich Dir etwas erzählte, worin Du einen Spiegel gefunden hast.
Es gibt da ein japanisches Sprichwort. Dieses besagt, daß wenn man den Mond im Wasser eines klaren Bergsees betrachtet für jeden von uns anders aussieht, obwohl der Mond selbst, der gleiche ist.
Das bedeutet auch, wenn wir ES betrachten, sehen wir ES meist nur im Spiegel, im Spiegel von Erlebnissen und Erfahrungen. ES bleibt aber dennoch unabhängig für uns immer das gleiche und ist bei jedem von uns immer dasselbe.
Es ist schwer, dies hier in Worte zu fassen, vielleicht schreibt Luke ja jetzt noch seine Eindrücke und seine Zusammenfassung, denn dann muss ich Marcel nicht alles erzählen, sondern kann beide Aussagen und ein paar Ergänzungen zusammen fassen, so daß er auch weiß, was wir "gemacht" haben.
Wichtig ist mir auch, daß Ihr verstanden habt, was ich mit Survival Kiste meinte, und Ihr nun ein sehr, sehr mächtiges Werkzeug in Euren Händen haltet... vielleicht noch ein wenig leer und komisch, aber es ist Euer Werkzeug.
Mit meinem könnt Ihr nichts anfangen, zumal einige Teile davon ich so nicht unbedingt so intensiv wieder einbauen würde![]()
Lassen wir das, war nie eine Leuchte...
*Nickend* Ja, ich denke so trifft es den Punkt.
Ich würde auch ein paar mehr Ausführungen gut finden. Von Paulianer und Bobbles (wenn ich mich nicht recht irre) vielleicht auch, die beide dabei waren. So kann man ja immer gut feststellen, wie es bei den anderen angekommen ist.Es ist schwer, dies hier in Worte zu fassen, vielleicht schreibt Luke ja jetzt noch seine Eindrücke und seine Zusammenfassung, denn dann muss ich Marcel nicht alles erzählen, sondern kann beide Aussagen und ein paar Ergänzungen zusammen fassen, so daß er auch weiß, was wir "gemacht" haben.
Komisch auf jeden Fall. Unbekannt, ungewohnt trifft es auch. Aber die Gewichtigkeit dieser Kiste, kann ich mir gut vorstellen, sollte man diese Technik beherrschen.Wichtig ist mir auch, daß Ihr verstanden habt, was ich mit Survival Kiste meinte, und Ihr nun ein sehr, sehr mächtiges Werkzeug in Euren Händen haltet... vielleicht noch ein wenig leer und komisch, aber es ist Euer Werkzeug.
Ich muss aber auch sagen, dass gerade das deine Erzählung für mich auch so fesselnd gemacht hat. In dem du etwas von dir preisgegeben hast (und es war nicht gerade wenig und sicher nicht leicht), fiel es mir leichter mich für dieses Thema, die Emotionen und Eindrücke, die damit verbunden sind, zu öffnen. Weil ich in deinen Erfahrungen und Ausführungen auch ein Stück (wie du oben erwähnt hast) mich gefunden habe. Wenn auch, zum Glück muss man sagen, in ähnlicher und abgeschwächter Form, denn für mich war es nur kurz vor 12.Mit meinem könnt Ihr nichts anfangen, zumal einige Teile davon ich so nicht unbedingt so intensiv wieder einbauen würde![]()
Mhmm...es macht neugierig...hoffe im Camp 2010 findet sich wieder Zeit...
Und ich hoffe das ich dann bei dem Gespräch dabei sein werde...
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