Das Zauberwort dürfte sicher Trainingssteuerung heißen. Natürlich kann man nicht 8 oder 10 Mal die Woche Vollgas und an die Leistungsgrenze gehen. Aber wir reden hier doch nicht über einen Bodybuilder, sondern über einen Fußballer. Du gehst von der falschen Annahme aus, dass jedes Training zu 100% erschöpfend sein muss. Wenn man eine gewisse Grundfitness mitbringt, sind viele Einheiten während der Woche überhaupt nicht ermüdend.
Wenn ich 8 Mal die Woche trainiere, dann sicher nicht jedes Mal an der körperlichen Leistungsgrenze. Da gibt es Technikeinheiten, Laufeinheiten, Gymnastik- und Kräftigungseinheiten und dann natürlich auch Einheiten, in denen man an die Grenze geht.
Beispielhaft aus unserem Programm die erste Woche Sommervorbereitung (Mo,Di,Do je 2x Training, Mi Frei, Fr und Sa 1x Training, Sonntag frei). Das sah dann so aus: 2 Einheiten gingen voll auf Gymnastik, Balance und Kräftigung, nix anderes. 2 Einheiten waren Ausdauer, Koordinations und Schnellkrafteinheiten, 2 Einheiten reine Technikeinheiten, 1 Einheit war ne Mischung aus Technik und Taktik, 1 Einheit war für Ausgleichssport da (Basketball, Badminton, Beachvolleyball). Das ergibt einen sehr ausbalancierten Wochenplan, mit Ruhephasen und verschieden intensiven Belastungsgraden. Natürlich verschieben sich die Schwerpunkte im Laufe der Vorbereitung, mal mehr zum körperlichen Aspekt, mal mehr zum technischen. Aber das Prinzip bleibt das Gleiche: Leistungsverbesserung ohne körperliche Überbelastung.
Wenn man das entsprechend steuert und einteilt, dann kann man das auch über Jahre machen. Wie gesagt, Profisport wäre sonst nicht möglich. Schau dir mal gerade die Individualsportarten an, da wird oft zweimal täglich und richtig intensiv gearbeitet, dagegen ist unser Programm Kindergarten. Und die sind auch nicht nach 2 Jahren alle kaputt. Den Fußballern gehts da noch richtig gut, wenn du mal nen Blick in die Nordamerikansichen Sportligen wirfst, weisst du was ich meine. Die Spielen alle 2 Tage und trainieren nebenher noch, wenn auch eher nicht im Kraftbereich sondern hauptsächlich regenerativ und technisch. Womit wir wieder beim Zauberwort Trainingssteuerung sind.
Oder schau einfach nur mal zum Eishockey: Da wird im absoluten Profibereich bis zu zweimal täglich trainiert, dazu 2 Spiele pro Wochenende und trotzdem gibt es Spieler, die mit 41 noch absolute Weltspitze sind und körperlich topfit. Dabei fangen die mit dieser Art Training schon mit 10 oder 11 Jahren an (wir haben beim Eishockey früher mit 11 auch schon 4 bis 5 Mal die Woche Training gehabt).
Wie gesagt: Es geht hier um Fußballtraining, bzw. Torwartspezifisches Training und das beinhaltet i.d.R mehr als nur 8 Mal die Woche bis zum Erbrechen den Keeper zu schinden. Sollte es jedenfalls. Wenn also kluge Trainingssteuerung stattfindet (und davon geh ich heute bei den meisten Vereinen aus, die derart intensives Programm anbieten), dann spricht absolut überhaupt gar nichts dagegen.
Was anderes ist es, wenn ich meine körperliche Leistungsfähigkeit gezielt im Fitnessstudio verbessern will. Dann muss ich mich definitiv an die Ruhephasen halten, wobei diese vom Körper benötigten Phasen über die Monate und Jahre auch kürzer werden (müssen).
Und zu der Geschichte mit Wolfsburg: Das ist auch eine sehr deutsche Sache, sich über sowas aufzuregen und passiert meistens im Kontext, das ein anderes Team mehr Zeit hat sich zu regenerieren. In England (daher ja auch die englischen Wochen) ist das seit Jahrzehnten gang und gäbe, man muss sich nur mal den englischen Spielplan rund um Weihnachten anschauen. Und auch in anderen, wesentlich intensiveren Sportarten ist man eine höhere Belastungsfrequenz gewohnt. Siehe Olympisches Eishockeyturnier, bei dem die Finalteilnehmer nicht mal 24h nach dem Finale schon wieder NHL-Spiele am anderen Ende Nordamerikas zu bestreiten hatten. Da hat sich keiner auch nur ein bisschen beschwert (maximal die Kanadier, weil sie nicht richtig feiern könnten
). Oder nimm Handball. Oder Basketball.