Sehr gut LaChat. Mir würde dazu der Mut fehlen. Ich finde es persönlich zu riskant, aber wenn du damit gut fährst, dann umso besser. Bei eigenen Angriffen bin ich max. 30 Metern vor dem Tor, und immer auf einer Linie zwischen Ball und Tor, um optimalen Winkel zum herauslaufen zu haben, oder möglichst nah zu sein als Anspielstation. Das müsste selbstverständlich sein. Manche füllen sich ziemlich unwohl dabei, und bleiben lieber am 16-er. Das kann ich nachvollziehen, denn nicht jeder von uns hat die entsprechende Risikobereitschaft oder ein ausgereiftes Stellungsspiel, auch wenn ich das zu passiv finde. Aber am 5-er zu stehen ist auch nicht der Produkt der alten Torwartschule. Man versuchte sicherlich mit der Zeit etwas offensiver und moderner zu spielen. Aber den Keeper in eigenen 5-er zu parken ist einfach absoluter Schwachsinn. Ein guter Torwart hat in seltenen Fällen etwas auf der Linie zu suchen. Die Tatsache ist, dass dein Co-Trainer vom Torwartspiel einfach nicht genug versteht. Und was sagte mal ein Kabarettist: Wenn man keine Ahnung hat, Fresse halten. Er soll sich in diesem Bereich informieren oder fortbilden. Oder sich mal woanders angucken wie weit die Keeper vor dem Tor stehen und kapieren warum sie das tun. Du verschenkst unglaublich viele Meter und hast dadurch etliche 1:1 Situationen, die ansonsten gar nicht enstehen würden. Dein Torwartspiel stagniert, und dir wird die Möglichkeit genommen eine der wichtigsten Grundlagen zu erlernen.
Und noch was: Niemand steht hinter dem Tor und belabert den Keeper. Die Aufgabe der Trainer ist dem Torwart die Grundlagen zu vermitteln. Im Spiel selbst muss er diese alleine anwenden. Da kann man ihm nicht helfen. Man kann lediglich seine Konzentration stören, und somit kontraproduktiv einwirken. In der Jugend hätte ich mich wahrscheinlich auch nicht getraut demjenigen klipp und klar zu sagen: Geh weg! Wenn sich einer ab dem Seniorenalter bei mir neben das Tor gestellt hätte, und mir irgendwelche Einweisungen gegeben hätte, dann würde ich ihm natürlich während des Spiels aufs Übelste die Meinung sagen. Nach dem Spiel etwas versöhnlich erklären, dass es keinen Sinn ergibt, und er sich in der Zukunft von meinem Tor fernhalten soll. Ich würde dabei auch keinen Unterschied machen, ob es sich dabei um TWT oder Co-Trainer handelt. Ich habe großen Respekt vor dem Alter, nur aber wenn dieser mit Weisheit, Wissen und Erfahrung einhergeht. Ansonsten überhaupt nicht. Klar will er dir natürlich helfen. Das ist auch nicht böse von ihm gemeint. Aber du siehst es selbst, dass seine Vorgehensweise falsch ist.
An deiner Stelle würde ich ihm unsere Beurteilung des Ganzen vor die Nase knallen. Oder du suchst dir paar Threads hier im Forum, die sich mit Ablaufen der Steilpässen beschäftigen, und versuchst mit ihm auf sachlicher Ebene zu diskutieren. Ich kann jetzt nicht beurteilen, ob er dazu bereit ist, denn manche Trainer denken: Was will die Rotznase von mir? Andere wiederum nehmen ihre Spieler ernst, und sind sogar froh, wenn sie sich Gedanken über ihr eigenes Spiel machen, und sich weiter entwickeln wollen. Wenn ich nach meiner Laufbahn als Torwarttrainer (konnte bisher nur sporadisch für paar Wochen helfen) anheuern werde, dann werde ich definitiv die Jugendlichen dazu ermutigen eigenes Denken zu entwickeln. Ich werde es sogar fordern und fördern. Es ist ein Märchen, dass Bekloppte ins Tor gehören. Es ist die gnadenlose Intelligenz, die einen guten Keeper dazu befähigt sich in solch einem komplexen Spiel, in dem jede kleinste falsche Entscheidung fatal sein kann, zurecht zu finden, und dieses seine Spielklasse entsprechend besser als die Konkurrenz zu bewältigen. Du hast ein Problem, denn deine Entwicklung als Torwart wird sabotiert. Eine der wichtigste Grundlagen deines Torwartspiels wird zerstört. Dein Stellungsspiel wird nicht weiter entwickelt. Also musst du offensiv dein Problem lösen. Ich hoffe, dass wir dir dabei geholfen haben.