Ich finde, in deinem Beitrag liegt viel wahres und du beschreibst ja auch mit diesem eine optimale Situation. Ich hab das mal fett markiert, weil in einer optimalen Situation, das ja auch genauso ist. Optimale Situation definiere ist jetzt: eine Mannschaft, die auf allen ihren Positionen nach einer Niederlage oder vergebenen Punkten nach Fehlern akribisch sucht und diese sachlich anspricht. Dazu ein Trainer, der das Torwartspiel seines Torwarts (oft gibt es ja auch keine TW-Trainer) richtig einzuschätzen weiß und auch bestimmte Situationen und Reaktionen mit den Umständen des Handelns zusammengefasst sieht, so dass er ein gutes Urteil treffen kann. ich bin auch im moment in einem Verein, der sehr gut mit diesem Thema umgeht, habe allerdings auch Erfahrungen gemacht, wie sie viele hier im Thread allen voran Steffen beschrieben haben. Auch zu mir kam mal mein Trainer und meinte, offensichtlich ohne jeglichen Bezug zur Realität noch, dass ich den Ball doch hätte halten können. Man muss dazu sagen, dass es ein 1 gegen 1 war in dem mein Timing gut war, aber der Stürmerschuss an den Innenpfosten eben besser.
Ich denke, dass sich, wie Anadur meint, auch etwas verändert hat. Nehme man das Spiel Leverkusen gegen Kahrlsruhe, in dem Adler diesen Grätschball rein bekommen hat (Marke Tor des Monats- isses ja auch geworden). Sofort hat der Kommentator angefangen zu diskutieren ob das nun ein Torwartfehler ist oder nicht, ist aber relativ zügig und eindeutig zu dem Ergebnis gekommen, dass es keiner war, weil Adler sich mindestens bis zum 16er verschieben musste, wenn seine Mannschaft an der Mittellinie im Ballbesitz ist und mit so einem Ball konnte nun keiner rechnen.
Das ist, denke ich, ein Fortschritt im Denken über Torhüter, denn viele erwarten, dass man Libero und Weltklassetorhüter zu gleich ist was wiederrum bedeutet, dass man immer so nah wie möglich an der Viererkette zu stehen hat um als Anspielstation da zu sien oder die langen Bälle abzufangen aber auch gleichzeitig im 5er ist, falls mal überraschend ein langer Ball kommt. Genauso ist es mit der Diskussion der kurzen Ecke. Klar, muss ich die kurze zu machen und es hat sich jetzt einfach so eingeprägt, dass der Ball in die Kurze ein Torwartfehler ist. Jedoch müssen wir diskutieren, wann man "Kurze" und "lange" überhaupt benutzen kann, meiner Meinung nach. Klar, entscheidet das der Winkel, aber es ist doch so: Spekuliert man auf die lange Ecke und hat ihn dann auch ist man ein Weltklassekeeper. Spekuliert man falsch und ist den einen kleinen Schritt zu weit in der langen und kriegt in ins Kurze, ist man der Depp des Tages.
Es ist eben für uns Torhüter ne Gradwanderung zwischen Held und Depp, das ist schon so meist schwer genug. Durch den "Mitspielenden Torwart", der jetzt überall gefordert wird, gibt es allerdings noch mehr Risiko und dadurch eine noch heiklere Gradwandung zwischen Torwartfehler und Glanzparade.