Zum Thema Kraft: Auch hier lohnt sich ein Blick über den Tellerrand und zu meinem gerne verwendeten Beispiel Golf. Die Weite der Schläge ist neben der extrem komplexen Technik eine Frage der Beschleunigung. Ich habe schon als Jugendlicher weit über 250 Meter schlagen können. Es war dabei auch schon immer so, dass ich dann besonders weit und genau geschlagen kann, wenn ich mich nicht darauf konzentriere, den Ball regelrecht zu "schlagen", sondern die Arme und den Schläger mit der Hüft- und Schulterrotation durch den Ball zu schwingen. Dadurch kommt es zu einer starken Beschleunigung. Die Kippbewegung der Handgelenke ist dabei gar nicht mal eine unwichtige Parallele zum Schussablauf. So unterschiedlich die Bewegungen sind, eines ist absolut vergleichbar: Es ist bei einem weiten und genauen Schlag wie so oft beim Sport, dass Kraft an sich vor allem Stabilität bringen sollte, um eine kontrollierte Bewegung durchzuführen. Worauf es mindestens ebenso ankommt, ist die Technik, den Ball sauber zu treffen und die Beschleunigung "durch den Ball hindurch". Dass hier Schnellkraft (beim Fußball-Abschlag z.B. auch in der Streckbewegung des Unterschenkels) und die Fähigkeit zur schnellen Rotation von Hüfte und Schulter wesentliche Komponenten darstellen, den Ball weit zu schießen, ist natürlich trotzdem logisch.
Was bringt mir das bezogen auf den Abschlag oder Abstoß? Ich stelle mir nicht vor, den Ball mit maximaler Wucht zu treffen, sondern durch den Ball "hindurchzuschießen". Es kommt mir hauptsächlich darauf an, den Ball sauber zu treffen. Daher habe ich mit abgewöhnt, den Ball aus vollem Lauf zu schlagen, wenn es schnell gehen soll, sondern nehme mir auch dann die paar Zehntelsekunden, um eine kontrollierte Bewegung durchzuführen. Zudem lege ich mir den Ball seitlich relativ weit vor (vom Gefühl her schon fast einen Ticken zu weit). Dadurch erhöhe ich den Radius und ergo die Geschwindigkeit des Fußes. Es ist auffällig, um wie viel schneller der Ball fliegt, wenn ich so vorgehe - obwohl ich bewusst weniger Kraft einsetze!
Off topic: Aber das Prinzip lässt sich übrigens auch auf den Abwurf übertragen. Obwohl ich durch das Lehr-Video von Steffen schon besser geworden bin, schaffe ich es noch nicht, die Schultern auf einer nach hinten gerichteten Achse so schnell rotieren zu lassen wie auf einer nach vorne gerichteten. Ich blockiere meine Bewegung irgendwie selbst. Daran arbeite ich derzeit. Man achte hier mal auf die gegensätzlichen Bewegungen, die Steffen hier simuliert:
http://www.youtube.com/watch?v=_JWNPbMgsd4