Bericht: Testspiel, SV Werder Bremen - TuRa Meldorf
Am Mittwoch bin ich in meine Praktikumsstelle der Bundesagentur für Arbeit gekommen. Ich absolviere da vom 20.07 - 31.07.09 ein allgemeines Praktikum.
Gegen 10:00 Uhr wurde mir dann zugesichert, dass ich dann 2 1/2 Stunden früher nach Hause gehen darf, damit ich ausgeschlafen und ausgeruht (Mittagsstunde) zum Spiel erscheinen kann. So fuhr ich dann um 13:00 Uhr etwa 7 Km in mein Heimatdorf, wo schon mein Bett auf mich wartete. Dort schlief ich bis 15:00 Uhr. Mein Vater fuhr mich dann 15 Minuten später zum Treffpunkt, da er und meine Mutter diesmal ausnahmsweise nicht mitkommen konnten.
Am Treffpunkt angekommen, fuhren wir dann mit dem Mannschaftsbus in Richtung Zweittreffpunkt, wo wir die restlichen Spieler einsammelten. Im Bus saß ich neben meinem "Konkurrenten", mit dem ich mich mehr als gut verstehe. Großartige Diskussionen konnten wir während der Fahrt führen, die mir allerdings nicht sehr lange erschien. Wer einmal von Hamburg bis nach München mit dem Bus gefahren ist, ist für immer und ewig abgehärtet.Da war der Weg nach Bremen ein Klacks.
Mit einer uneingeplanten Pinkelpause erreichten wir um 18:45 das Trainingsgeländes des SV Werder Bremens, welches unglaublich groß ist. Das Gelände grenzt unmittelbar an dem Amateurstadion der Bremer, dessen wiederum an dem Weserstadion steht, welches sich gerade in der Umbauphase befindet. Wir mussten ungefähr 100 Meter zu Fuß gehen, bis wir die Umkleidekabinen erreichten. Auf dem Marsch dorthin konnten wir uns entlang des Plastersteinweges schon einen kleinen Eindruck von unserem Spielort machen. Alle Fußballplätze hatten ein Weltklasseniveau, kein einziger Grashalm tanzte aus der Reihe.
Die Kabinen waren relativ unspektakulär, nicht, dass sie schlecht waren, aber da kenne ich Vereine innerhalb meines Kreises, die auch in der Kreisklasse E größere und komfortablere Umziehstätten nachweisen können. Es war ein ziemliches Gedränge, aber innerhalb kürzester Zeit waren wir dann alle umgezogen. Ich durfte, wie ihr vielleicht schon gelesen habt, in Meldorf meine Rückennummer 92 erneut tragen, so wie bei allen meinen Vereinen, in denen ich gespielt habe. Es war ein beruhigendes Gefühl, als ich mein Trikot überstreifen durfte. Es gab mir wieder ein Stück Normalität zurück, die ich teilweise immer noch nicht erreicht habe. Nach der Ansprache des Trainers und der Bekanntgabe der Startaufstellung, zu der ich nicht gehörte, ging es auch schon auf den Platz zum Aufwärmen. Die Feldspieler machten sich separat warm, ich schnappte mir meinen Kollegen und machte ihn warm. Erste Überraschung: Wir haben auf einem Kunstrasen gespielt, der bestimmt gleichwertig ist wie der in Moskau. Ich habe in meinem Leben noch nie auf einem Kunstrasen gespielt bzw. trainiert, von daher war das schon ein tolles Erlebnis. Auf Ascheplätze musste ich mich auch noch nie messen, die Bremer haben zudem gar keinen.
Das Aufwärmprogramm mit meinem Kollegen war relativ neu für mich. Er hat mich aber schnell und verständlich in die einzelnen Übungen eingeleitet, die ich auch meiner Meinung relativ gut umsetzen konnte. Später, als die Feldspieler hinzukamen und mein „Konkurrent“ warm genug war, durfte ich dann auch mal das Tor hüten. Auf dem Kunstrasen konnte genauso wie auf normalem Rasen spielen, ohne jegliche Probleme. Da braucht man auch keine andere Falltechnik erlernen, Rasenkenntnisse reichen vollkommen aus.
Um 19:30 Uhr kam man noch mal zusammen und bekam letzte Anweisungen mit auf dem Weg. Danach zogen sich die Letzten ihre Trikots über und ich nahm mit vier weiteren Auswechselspielern den Platz auf der Bank ein.
Kurz vor dem Spiel
Das Schiedsrichtergespann gab die Partie frei. Das Spiel ging schnell los und war eine lange Zeit ziemlich ausgeglichen, die Bremer hatten aber ein paar Chancen mehr. Dann schossen die Hanseaten das 1:0, später folgte per Traumtor in den Winkel das 2:0, dann unglücklich durch einen Abpraller einer unserer Abwehrspieler das 3:0. Doch zum Glück beweiste die Mannschaft Charakter und konnte auf 3:1 verkürzen. Als das 3:2 fiel, zwischenzeitlich hielt unsere Nr.1 wirklich überragend, kam mein Trainer und teilte mir mit, dass ich heute nicht mehr eingewechselt werde, womit ich natürlich im Vorwege gerechnet hatte. Von daher war es auch nicht so tragisch.Später hatten wir auch noch die Chance zum Ausgleich, die wir aber leider nicht nutzen konnten. Somit hatten wir unser erstes Testspiel nach einer Woche Training mit 3:2 verloren. Die Enttäuschung war natürlich vorhanden, aber wir waren insgesamt zufrieden, zu mal uns auch ein paar wirkliche Stammkräfte gefehlt haben und wir uns mit 93’er verstärken mussten, die ihre Aufgabe auch mit Bravour meisterten.
Als wir fertig geduscht waren, ging ich mit meinem Torwartkollegen zusammen zum Bus. Wir waren etwa 15 Meter hinter dem Rest, so konnten wir auf dem Weg ausreichend ungestört miteinander reden. Es war ein sehr gutes Gespräch, in dem er mir ein großes Stück Unsicherheit nahm. Er hatte mir gesagt, dass ich mir nicht so viele Gedanken machen sollte, denn Druck fördert Fehler, Fehler fördern Unsicherheit, Unsicherheit fördert wiederum Fehler. Ich fand die Aktion absolut groß, denn das ist in nicht selbstverständlich. Er hat mir Dinge wieder in Erinnerung gerufen, die ich damals bei meinem Ex-Verein/en den jüngeren Torhütern gepredigt habe und leider irgendwie in Vergessenheit geraten sind. Das Gespräch hat mir viel gegeben. Es geht nicht darum, dass ich im ersten Jahr gleich die Nr. 1 werde, es geht vielmehr darum, dass ich mich in dieser Saison verbessere und dann angreifen kann, wenn die Zeit dafür reif ist. Es ist ein absolutes Lehrjahr für mich.
Im Endeffekt ist mein Gegenüber einfach ein super Typ, von dem ich noch viel lernen kann.
Nach dem Gespräch ging es dann in den Bus, mittlerweile war es 22:25 Uhr, mitten in der Woche. Viele hatten dann auch noch Hunger, ich natürlich irgendwie auch. So entschloss man sich, dass wir dem Burger King noch einen Besuch abstatten werden. Dort angekommen, fiel mir auf, dass ich über keine besonders gut gefüllte Geldbörse verfügte. Wiederum nahm sich mein „Konkurrent“ der Sache an und lieh mir postwendend Geld, der Rest der Mannschaft zog nach. Das war für mich ein absolutes Schlüsselereignis. Das Team hat mich sofort aufgenommen, mich, den kleinen Dorftrottel, der zuletzt in der Kreisliga West (bei vielen von euch die Bezirksliga) seine Brötchen „verdient“ hat und jetzt in der Schleswig-Holstein Liga (Oberliga) spielt.
Dann verzog man sich nach einiger Zeit aus dem Fastfood - Restaurant und fuhr in Richtung Heimat. Um 1:00 Uhr nachts brach ich dann Zuhause müde in meinem Bett zusammen, keine 5 Stunden später klingelte mein Handy:
Die Weckfunktion, ich musste wieder zum Praktikum... .
LG
euer J.B.




Da war der Weg nach Bremen ein Klacks. 

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